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2015

Bilder © SquareOne / Universum Film
** Stolz und Vorurteil & Zombies
burr steers


England 1811. Seit über 70 Jahren herrscht Krieg zwischen Menschen und Zombies. Ein Ende ist nicht in Sicht. Und so stehen zwischen einer aufblühenden Romanze der selbstbewussten Elizabeth Bennet mit dem ernsten Mr. Darcy einige Untote.

Jane Austen (1775 - 1817) - ein Name den die Literaturwelt nur zu gut kennt. Auf die Werke der britischen Autorin griffen auch so manche Drehbuchautoren zurück um sie für Film und Fernsehen zu adaptieren. Ob Hollywoodstars wie Gwyneth Paltrow, Hugh Grant, Keira Knightley oder Colin Firth, sie alle wollten Teil der romantischen Erzählungen Austens sein. Einer der bekanntesten Austen-Titel ist „Stolz und Vorurteil“. Mehrfach verfilmt ist den meisten sicher die Version von Joe Wright mit Keira Knightley am besten in Erinnerung. Das ist nun auch schon wieder knapp 11 Jahre her und nachdem der Autor Seth Grahame-Smith der Geschichte Zombies hinzufügte, damit einen Bestseller kreierte und Natalie Portmans Aufmerksamkeit erregte war die Neuinterpretation auf der großen Leinwand nur eine Frage der Zeit. Portman, bekannt als Schauspielerin für „Black Swan“, „Star Wars I-III“ und „Léon, der Profi“, ist seit einigen Jahren auch mit eigener Produktionsfirma (Handsomecharlie Films) am Start und wollte ursprünglich selbst eine Rolle im Film übernehmen. Offiziell hat das aus terminlichen Gründen nicht geklappt, so dass sich ihre Rolle nur auf die der Produzentin beschränkt. Wie so oft in Hollywood kann es Jahre dauern bis ein Drehbuch verfilmt wird und das war hier nicht anders.

Seit seiner Verkündung Ende 2009 verlor das Projekt drei Regisseure (u.a. David O. Russell, American Hustle) wegen Uneinigkeiten bei Budget, Besetzung oder künstlerischer Differenzen. Schließlich wurde 2013 Burr Steers (17 Again) für Drehbuch(überarbeitung) und Regie verpflichtet. Viel schneller ging es übrigens bei der Verfilmung des zweiten Bestellers von Seth Grahame-Smith – „Abraham Lincoln: Vampire Hunter“. Buch veröffentlicht im März 2010, Produktionsdeal mit 20th Century Fox sieben Monate später, US-Kinostart: Juni 2012. Der Film allerdings enttäuschend, inhaltlich als auch kommerziell. Jetzt also Zombies statt Vampire. Das England des 19. Jahrhunderts hat nicht nur mit den üblichen tagtäglichen Kämpfen der unterschiedlichen sozialen Schichten zu tun sondern auch mit der Verschärfung des Überlebenskampfes durch die zunehmende Anzahl an Untoten. Eine Zombie-Pandemie, deren Ursprung gerne den Franzosen untergeschoben wird und zu noch mehr Ausgrenzung innerhalb der Bevölkerungsschichten geführt hat, hält die Menschen seit Jahrzehnten in Atem. Wie so üblich zieht man neue Grenzen, eine Mauer - hier um London - um diejenigen fernzuhalten, die eine Bedrohung für Leib und Leben und Wohlstand darstellen. Denn die Lust des Zombies auf menschliches Hirn macht ihn nicht gerade zum idealen Partner beim Kartenspiel der adeligen Teerunde.

Auftritt Mr. Darcy (Sam Riley, Das finstere Tal, Control), der stolze, selbstbewusste aber doch in sich gekehrte Edelmann mit dem Gespür (und den Fliegen) für totes Fleisch. Eine Frau am Herd oder das Tanzbein schwingend kann ihm nicht imponieren aber wenn sie mit Schwertern, Fäusten und Fußtritten effektive Kampfkunst demonstriert leuchten seine Augen. Schlagfertigkeit ist also essentiell für die Protagonisten dieser Geschichte, ihr Rüstzeug die körperlichen Verteidigungsmechanismen, die sie in Japan oder China gelernt haben. So treffen wir auch auf fünf Schwestern, die Bennets, deren Mutter ihre Lebensaufgabe darin sieht ihre Mädchen möglichst an wohlhabende Verehrer zu vergeben. So findet auch das Element der romantischen Komödie Einzug in diese sterbende Welt. Richtig unterhaltsam ist der Film allerdings nur, wenn die durch ihre Kühnheit herausragende Elizabeth Bennett (Lily James, Cinderella) ihre Szenen mit Mr. Darcy teilt. Zwei Sturköpfe treffen hier aufeinander, die sich auf den ersten Blick scheinbar nicht mögen und ihre Gefühle, bedingt auch durch die äußeren Einflüsse, lange nicht eingestehen können. Wenn sie mit Waffen aufeinander losgehen, dabei Zimmermobiliar zerstören und während des Duells auch noch verbale Giftpfeile abschießen sorgt das für das humoristische Highlight des Films.

Ansonsten findet man kaum aufregendes in diesem etwas verunglückten Mix aus Komödie, Romanze und Horror und fragt sich wer denn genau das Zielpublikum ist. Denn auch der Horrorfreund, der seine Kost etwas deftiger mag wird mit mehr oder weniger harmlosen Andeutungen beim direkten Kampf mit den Untoten abgespeist. Denn schließlich wollte man nicht die Jane-Austen-Puristen verschrecken, die aber vermutlich schon der Zombie im Filmtitel ins Grübeln bringen wird. Nebenfiguren wie der unbedingt eine der Bennet-Schwestern heiraten wollende Pfarrer Parson Collins in der Interpretation von Matt Smith (TVs Doctor Who) nerven schnell durch penetrante Geschwätzigkeit, Jack Huston (TVs Boardwalk Empire) als hinterhältiger Soldat Wickham bleibt blass und Lena Headeys (TVs Game of Thrones) Kurzauftritt als Lady Catherine de Bourgh, Symbolfigur im Kampf gegen die Zombies, wird schwach in Szene gesetzt.

Natalie Portman wird letztlich nicht unglücklich darüber sein ihr Gesicht nicht auf dem Filmposter zu sehen. Als Produzentin muss sie sich aber ärgern, denn in den USA lief „Stolz und Vorurteil & Zombies“ im Februar 2016 vier Wochen im Kino und spielte lediglich 10.9 Mio. US-Dollar ein. Gekostet hat der Film 28 Mio. USD. Zuletzt produzierte sie den mehrfach verschobenen, von Herstellungsschwierigkeiten geplagten, ähnlich teuren Flop „Jane got a Gun“. Ein Western in dem sie auch selbst die Hauptrolle spielt.

Der Anfangsschwung und der Reiz des Aufeinandertreffens der romantischen Jane-Austen-Welt mit dem Horrormotiv geht schnell verloren. So sind es nur wenige Momente, die diesen Genremix nicht in schön ausgestattete Langeweile einlullen.

Text © Markus Klingbeil
06.05.2016


Stolz und Vorurteil & Zombies
(Pride and Prejudice and Zombies)

USA 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 108 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 05.02.2016 (US) 09.06.2016 (D). Budget: 28 Mio. USD Regie: Burr Steers. Drehbuch: Burr Steers. Romanvorlage: Jane Austen, Seth Grahame-Smith. Kamera: Remi Adefarasin. Schnitt: Padraic McKinley. Musik: Fernando Velázquez. Darsteller: Lily James, Sam Riley, Bella Heathcote, Ellie Bamber, Millie Brady, Suki Waterhouse, Douglas Booth, Sally Phillips, Charles Dance, Jack Huston, Lena Headey, Matt Smith, Emma Greenwell.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih