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2014

Bilder © EuroVideo
**** Stereo
maximilian erlenwein


Ein Mann führt ein ruhiges Leben mit seiner Freundin und deren kleiner Tochter. Doch die ländliche Idylle wird durch plötzlich auftauchende Gestalten aus seiner gewalttätigen Vergangenheit gestört.

Im Fernsehen sind Kriminalfilme und Thriller populäre Sendungen. Deutsche Eigenproduktionen reichen da gar nicht mehr aus also überschwemmt zusätzlich aus dem Ausland eingekaufte Serienware die Sender. Im Kino hingegen hat der deutsche Genrefilm kaum eine Chance, da muss es schon eine Komödie bzw. ein Liebesfilm sein um Millionen Zuschauer in die Kinos zu locken. Ein Til Schweiger hat das vor nicht langer Zeit gemerkt. Mit Komödien wie „Kokowääh 2“ (2013) oder „Keinohrhasen“ (2007) verkauft er 2.7 Mio. – 6.2 Mio. Eintrittskarten, seinen Actionthriller „Schutzengel“ (2012) wollten hingegen nur 712.000 Zuschauer sehen. Schweiger holt sich seine zweistelligen Publikums-Millionenzahlen mittlerweile beim Hamburger „Tatort“ - im Fernsehen. Da kann er öffentlich-rechtlich abgesegnete Bodycount-Rekorde aufstellen. Dass es ohne die Unterstützung von TV-Geldern auch im deutschen Kino nicht geht ist bekannt muss aber nicht gleich in einem unbeschwerten Mainstreamfilm oder trübem Sozialdrama enden.

Es kann auch so etwas positiv überraschendes wie „Stereo“ dabei herauskommen, dem zweiten Langfilm von Maximilian Erlenwein. Bereits mit „Schwerkraft“ (2009) hat er gezeigt, dass er an unkonventionellen, düsteren Stoffen interessiert ist. Stylistisch wird man insbesondere im letzten Drittel von „Stereo“ an den Dänen Nicolas Winding Refn und seine Filme (z.B. „Drive“, „Only God Forgives“) erinnert. Jürgen Vogel (Hin und weg) wird wie auch in „Schwerkraft“ in der Hauptrolle besetzt, als Sidekick tyrannisieren darf ihn Moritz Bleibtreu (Das Experiment). Beide Wunschkandidaten des Regisseurs, der auch das Drehbuch schrieb. Fabian Hinrichs (66/67 – Fairplay war gestern) übernimmt diesmal nur eine kleine Nebenrolle als Arzt. Schon bei der Credit-Sequenz am Anfang des Films, wenn das Feuer flammt, Funken sprühen und wir unzusammenhängende Bilderfetzen zu sehen bekommen spürt man die Ambitionen des Regisseurs. Das hier soll kein 08/15-Film werden. Untermalt von einem pulsierenden Elektro-Soundtrack startet die Geschichte mit Erik Kepler (Jürgen Vogel) und seiner zu schnellen Motorradfahrt, die ihm gleich einen Strafzettel einbringt. Doch das soll im weiteren Verlauf der Story das geringste Problem für den Motorradmechaniker/Werkstattbesitzer sein.

In der Beziehung mit Julia (Petra Schmidt-Schaller, Ein fliehendes Pferd) läuft alles prima. Auch mit ihrer kleinen Tochter versteht er sich prächtig. Doch nun taucht Henry (Moritz Bleibtreu) auf, ein mysteriöser Typ mit Kapuzenanorak, der ihm nicht mehr von der Seite weicht und ihn dazu bringen will seine Vergangenheit, sich selbst, was er einmal war, nicht länger zu verleugnen. Auch als ein anderer Kerl, Gaspar (Mark Zak, Die vierte Macht), aufkreuzt, von einer Todesliste und Keitel (Georg Friedrich, Mein bester Feind) erzählt, gibt sich Erik ahnungslos. Der Name Keitel sollte eigentlich Schrecken verbreiten wie ein zweiter Keyser Söze. Erlenwein lässt den Zuschauer aber nicht lange rätseln ob Henry nun real ist oder nicht und schickt Erik, der mächtig unter dieser Ungewissheit leidet, auf eine bizarre Entdeckungsreise in seine eigene Psyche.

Blu-ray (EuroVideo, Code B, 108 min) - seit 20.11.2014 im Handel

Die deutsche Blu-ray von EuroVideo.

Bild: 2.35:1 /1080p (16x9); gut
Untertitel: Deutsch (für Hörgeschädigte; optional zuschaltbar)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch; gut (zusätzlich: Hörfilmfassung)
Extras:
-Making of (13:40 min): Kurzweilig und informativ mit Statements von Cast & Crew, Szenen vom Dreh inklusive verpatzter Dialoge

-Featurettes: Zu kurz um substantielle Infos zu liefern.: Jürgen & Moritz (2:13 min) / Action (2:14 min) / Zoff-Clip; 1:16 min).

-Interviews. Die Schauspieler geben ihre Eindrücke vom Dreh und ihrer Rolle wieder. Auszüge davon findet man auch im Making of: Jürgen Vogel (4:15 min), Moritz Bleibtreu (3:50 min), Petra Schmidt-Schaller (0:58 min), Rainer Bock (0:30 min).

-Teaser, Trailer

Die verbalen Scharmützel zwischen Vogel und Bleibtreu sind ungemein unterhaltsam, der Plot bleibt spannend bis zum furiosen, heftigen Finale. Sounddesign und Bildgestaltung sind top. Erlenwein liefert einen international konkurrenzfähigen Genrestreifen ab.

Text © Markus Klingbeil
21.11.2014

Stereo

Deutschland 2014. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: 108 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 15.05.2014 (D). Budget: n/a Regie: Maximilian Erlenwein. Drehbuch: Maximilian Erlenwein. Kamera: The Chau Ngo. Schnitt: Sven Budelmann. Musik: Enis Rotthoff. Darsteller: Jürgen Vogel, Moritz Bleibtreu, Petra Schmidt-Schaller, Georg Friedrich, Rainer Bock, Helena Schoenfelder, Mark Zak, Adrian Can, Fabian Hinrichs.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih