Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2013

Bilder © Tiberius Film
*** Only God Forgives
nicolas winding refn


Ein amerikanischer Drogendealer wird in Thailand umgebracht. Seine Mutter fordert den Kopf der Täter. Ihr zweiter Sohn soll diese Rache ausführen.

Vor zwei Jahren wurden sie mit „Drive“ noch beim Filmfest in Cannes gefeiert, dieses Mal soll das Resultat der Zusammenarbeit des dänischen Regisseur Nicolas Winding Refn mit dem Kanadier Ryan Gosling ausgebuht worden sein. Kontrovers diskutiert wurde „Only God Forgives“ schon im Vorfeld und die Aufmerksamkeit, die der Film erhält ist nicht nur dem verantwortlichen kreativen Team geschuldet sondern dem simplen Racheplot, den Refn mit wenigen Worten, satten Farben, präziser Lichtsetzung und roher Gewalt umsetzt. Gosling spielt den Drogendealer Julian, der zusammen mit seinem älteren Bruder Billy (widerwärtig gut: Tom Burke) in Bangkok handelt und eine Boxhalle als Tarnung ihrer illegalen Geschäfte betreibt. Billy ist ein irrer Psychopath mit Vorliebe für minderjährige Mädchen und ein letzter Exzess endet mit einem Blutbad, dem Tod des Kindes und ihres Mörders. Bestrafungen werden hier nach den Regeln des Alten Testament durchgeführt und ein mysteriöser, gepflegt aussehender, ruhig wirkender Mann ohne Namen (Vithaya Pansringarm, Hangover 2) aber mit großem Einfluss auf die örtliche Polizei ist nicht abgeneigt mit eigenen Händen und scharfer Klinge zu richten.

Julian ist nun keiner der dieses Spiel mitspielen will vor allem als er erfährt was genau sein Bruder getan hat. Doch als Crystal, die hasserfüllte, sich selbst maßlos überschätzende Mutter (grandios: Kristin Scott-Thomas, Nowhere Boy), Chefin des Drogenclans, einfliegt und ihren einzig verbliebenen Sohn zusammenfaltet bleibt dem nichts anderes übrig als sich dem Henker selbst entgegenzustellen. Ja, es ist schon eine verkorkste Familie, die uns Regisseur Refn hier vorstellt. Einer der Söhne ist aggressiv, behandelt Prostituierte wie Vieh, vergewaltigt und mordet, der andere ist zurückhaltender, hat Kontakt zur Prostituierten Mai (Yayaying Rhatha Phongam), will ihr nahe sein ohne sich wirklich emotional öffnen zu können. Durch die Ankunft der Mutter wird die Ursache klar, das ungesundes Verhältnis zwischen Julian und Crystal deutlich. Wenn sie ihn in ihrer Trauer-Wut-Rede als feige beschimpft und über die Penislängen ihrer Söhne referiert, dann, spätestens dann sollte jeder merken, dass dieses familiäre Miteinander völlig aus dem Ruder gelaufen ist. Sich offen gegen seine Mutter zu stellen ist Julian aber scheinbar nicht möglich, dafür ist diese Bindung zueinander auf eine perfide Art und Weise zu stark (ein düsteres Geheimnis verbindet). Später gibt es dann noch eine für Julians Charakter erklärende Szene, die zeigt, dass es tief in ihm brodelt und wie die Hass-Liebe zur Mutter ihn geprägt hat.

Vorwiegend mit optischen Mitteln gestaltet Refn seine Geschichte, lässt lange Bildeinstellungen wirken, die manche Personen wie in Gemälden erstarren lassen. Wilde Kamerafahrten und Hektik kommen so gut wie gar nicht vor. Die brutalen Momente sind dann aber umso gnadenloser inszeniert und erinnern auch an Takeshi Kitanos Gewalteruptionen in dessen Gangsterfilmen. Versachlicht wird das dann u.a. mit sanften Gesangseinlagen des Schlächters von Bangkok. Was man bei Refns ökonomischer Art und Weise der Inszenierung vermisst ist allerdings Tempo und darunter leidet auch die Spannung. Nur selten, wie bei einer Schießerei zwischen dem mysteriösen Vollstrecker, den Polizisten und zwei Attentätern, entflieht Refn aus seinem selbst gezimmerten Korsett. Recht konsequent zieht er sonst seinen gewählten Stil in knappen 90 Minuten Filmdauer durch - auch bezüglich des stimmungsprägenden Drehortes. In der Originalfassung sprechen die Thailänder Landessprache (und werden englisch untertitelt), alle Namen des Drehteams im Vor- und Abspann werden zweisprachig gezeigt.

Refns dialogarme Rachemeditation schwankt zwischen faszinierend und unentschlossen, überzeugt mehr durch Optik als durch Inhalt. Harte Gewaltszenen sollten einen jedenfalls nicht schrecken sollte man sich zu einer Sichtung dieses Werkes entschließen.

Text © Markus Klingbeil
20.06.2013

Only God Forgives

Tha/F/USA/Swe 2013. Farbe. Originalsprache: Englisch, Thailändisch. Länge: 90 min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 19.07.2013 (US) 18.07.2013 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Nicolas Winding Refn. Story: Nicolas Winding Refn. Kamera: Larry Smith. Schnitt: Matthew Newman. Musik: Cliff Martinez. Darsteller: Ryan Gosling, Kristin Scott Thomas, Tom Burke, Yayaying Rhatha Phongam, Vithaya Pansringarm, Byron Gibson, Gordon Brown,
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih