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2008
Bilder © Concorde Filmverleih
** Spritztour
sean anders


Der 18jährige Ian (Josh Zuckerman) ist nicht gerade das was man einen "Ladies Man" nennen würde. Ohne Freundin ist er oft dem Hohn und Spott seiner Brüder und Kumpels ausgesetzt. Die Arbeitskollegin beim Donutshop steht auf seinen kleinen Bruder. Als ihn seine Internetbekanntschaft "Ms. Tasty" mit heißen Versprechungen zu einem Date ins neun Fahrstunden entfernte Knoxville (Tennesse) einlädt, überredet ihn Freund Lance (Clarke Duke) dieses Angebot wahrzunehmen. Unvermittelt ist auch Jugendfreundin Felicia (Amanda Crew) mit an Bord und zu dritt macht man sich auf den Weg nach Knoxville - im geklauten Ford von Ians älterem Bruder Rex (James Marsden).

Es scheint immer noch Produzenten zu geben, die glauben, dass man mit einer Teenie-Sex-Comedy pubertäre Jugendliche in die Kinos locken kann. Und wenn das nicht funktioniert, dann bleiben ja noch andere Auswertungsmöglichkeiten. "American Pie" , die Spin-offs und Nachahmer bringen insbesondere auf dem Videomarkt seit Jahren den kalkulierten Gewinn. Inhaltlich wird ein abgenutztes Schema F bemüht bei der ein unbeholfener, jungfräulicher Protagonist das tun will, was anscheinend alle seine Kameraden schon vor Jahren getan haben: SEX praktizieren. Regisseur Sean Anders verfilmt das Buch "All the Way" von Andy Behrens als eine Aneinanderreihung von Peinlichkeiten und Obszönitäten, die sich an Geschmacklosigkeiten zu überbieten suchen.

Auf der Reise zum Traumdate passieren nicht nur den drei jungen Menschen merkwürdige Dinge, vor allem wird dem Zuschauer so einiges zugemutet. Von Sex-Gags über Fäkalwitze in Wort und Bild bis zu einem schon nach fünf Minuten vorhersehbarem Handlungsverlauf. Und die Charaktere selbst sind auch nur Versatzstücke bekannter Genreproduktionen. Z.B. Ian (Josh Zuckerman, TV's "Kyle XY"), dem schon beim Anblick des Ausschnitts einer Frau der Mund offen stehen bleibt und bei nackten Brüsten alles um sich herum vergisst. Die wahre unerreichbare Liebe seines Herzens sitzt aber auf der Rückbank des vom Bruder entwendeten Fords Judge Baujahr 1969. Felicia (Amanda Crew, Final Destination 3) betrachtet Ian aber nur als besten Freund mit dem sie über alles reden kann. Mehr geht nicht, weil sie glaubt es könne ihre bisherige platonische Beziehung zerstören. Das kennen wir ja schon aus "Harry & Sally".

Die Figur der Felicia ist dann auch die des "good girl", auch wenn man ihr die eine oder andere Obszönität zugesteht (Stichwort: Kühlwasser). Ein ganz anderer Vogel, im Genre der Teenie-Comedy aber unverzichtbar, ist Lance (Clarke Duke, TV's "Greek"), der sich wie ein Weltmann gibt, mit seiner Masche aber die Mädels reihenweise rumkriegt. Da macht er auch vor den Amish keinen Halt, deren Weg man auf dem Roadtrip kreuzt. Diese christliche Religionsgruppe muss im Verlauf der Handlung als Ziel einiger fehlgezündeter Gags herhalten und wird zur Reformation des Womanizers missbraucht. Dass Internet-Chatrooms und die sich darin tummelnden Individuen mehr versprechen als sie halten muss der tragische Held dieses Pubertätsstückes dann auch noch lernen. Vor den Gefahren des Internets hat ihn wohl keiner gewarnt.

Sein älterer Bruder ist stattdessen erschüttert, dass Ian keine Freundin hat und fürchtet er sei homosexuell (das gibt natürlich Anlass für deftige Sprüche), der Vater hat eine neue Frau, die Ian ständig in kompromittierenden zweideutigen Situationen erwischt. Was für eine glückliche Familie. Aber diese Geschichte muss man nicht unbedingt leinwandfüllend erzählen. Neben James Marsden (X-Men) als überdrehtem Bruder tollen noch Seth Green (Austin Powers 2) als schlauer Amish-Bruder Ezekiel, David Koechner (The Comebacks) als urinierender Tramper und Katrina Bowden (TV-Serie "30 Rock") als blonde Versuchung durchs Bild. In den USA ist diese 19 Millionen-Dollar-Produktion gefloppt. Jetzt muss man das Geld über die bereits erschienene "unrated" DVD-Version wieder reinholen. Da gibt's dann noch mehr nackte Brüste fernsehschirmfüllend - digital reingeschnitten.

Eine schöne, bessere Coming-of-Age-Geschichte mit ähnlichem Ausgangspunkt gab es schon einmal vor 24 Jahren. Da machte sich John Cusack auf die Reise quer durchs Land um seine Traumfrau zu treffen und sich ihr hinzugeben. Regie bei diesem Film, der in Deutschland unter dem Titel "Der Volltreffer" lief, führte Rob Reiner (Das Beste kommt zum Schluss).

Im Original heißt "Spritztour" "Sex Drive", aber Schwung hat er selbst unter dem deutschen Verleihtitel nicht. Vielmehr wird uns hier ein fader Aufguss pubertärer Verhaltensweisen serviert, die sich nie zu ändern scheinen. Auch die unverbrauchte Besetzung der Kids und ein, zwei nette Cameos können das Ruder nicht mehr herumreißen. Ein Fall für die Erstveröffentlichung auf DVD, wenn überhaupt.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 31.03.09

Spritztour
(Sex Drive)

USA 2008. Länge: 109 min / 129 min (unrated DVD) Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 17.10.2008 (USA) 26.03.2009 (D) Budget: 19 Mio. USD Einspiel: 8.4 Mio USD (US) 14.9 Mio. USD (weltweit) Regie: Sean Anders. Buchvorlage: Andy Behrens. Screenplay : Sean Anders, John Morris. Kamera: Tim Orr. Schnitt: George Folsey Jr. Musik: Stephen Trask. Darsteller: Josh Zuckerman, Amanda Crew, Clark Duke, James Marsden, Seth Green, Alice Greczyn, Katrina Bowden, Charlie McDermott, David Koechner
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih