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2008
Bilder © Sony
**** Quarantäne
john erick dowdle


Zwei Feuerwehrmänner vom Los Angeles Fire Department werden zum Einsatz in einem Wohnhaus gerufen um einem Polizisten beim Öffnen einer Wohnung zu helfen. Mit im Schlepptau der Helfer ist Reporterin Angela Vidal (Jennifer Carpenter) und ihr Kameramann, die in dieser Nacht eine Reportage über eben diese Feuerwehrleute drehen. Nach anfänglicher Flaute bekommt Angela im Verlauf der Nacht mehr Action zu sehen als ihr lieb ist, denn als der erste Tote zu beklagen ist und das gesamte Gebäude plötzlich von den Behörden abgeriegelt und unter Quarantäne gestellt wird, ist kein Entkommen mehr möglich.

Dass europäische Filme oft als Vorlage für amerikanische Neuversionen dienen ist man gewöhnt. Wie schnell der spanische Horrorstreifen ".rec " für ein englischsprachiges Publikum aufbereitet wurde ist allerdings ungewöhnlich. Am 29. August 2007 lief der Eurohorror von Jaume Balagueró und Paco Plaza auf dem Filmfest in Venedig und trat anschließend seinen Siegeszug bei vielen internationalen Festivals an. In Deutschland schaffte ".rec" nach Aufführungen beim Fantasy Filmfest sogar den Sprung auf die reguläre Leinwand (knapp 93.000 Interessierte wollten das sehen). Die amerikanischen Zuschauer kriegten gleich das Remake vorgesetzt. Sergio Aguero, Produzent von "Quarantäne", sah bereits im Januar 2007 Ausschnitte aus dem noch nicht fertiggestellten spanischen Film und weckte damit auch das Interesse seiner Produktionspartner. Keine drei Monate nachdem ".rec" endlich fertig war begannen die Dreharbeiten zum Remake. Die Chance das spanische Drehbuch für ein amerikanisches Publikum zu überarbeiten bekamen die Brüder Dowdle. Und die halten sich nicht nur eng an die Vorlage, sondern flechten auch die eine oder andere gelungene Änderung ein. Was ".rec" und "Quarantäne" augenfällig unterscheidet ist aber der Look, der bei ".rec" rauer wirkt, damit der Aufnahmequalitäten von Videokameras nachempfunden ist und einen naturalistischen Eindruck bewirkt. "Quarantäne" hingegen hat einen polierteren Look und steht einem Spielfilm näher als einem Dokudrama. Das mag zwar entgegen den Absichten der Erfinder sein, fängt aber die wenigen dramaturgischen Hänger besser auf.

Die Perspektive eines einzigen Kamerawinkels bleibt auch im Remake erhalten, die Geschehnisse laufen zudem fast in Echtzeit ab (Schwarzabblenden bzw. Brüche sind im Film integriert, eben dann, wenn der Kameramann mal die Aufnahme stoppt). Der Zuschauer sieht und erlebt nur das was uns der Kameramann im Film zeigt. Diesen Point-of-View-Stil haben zuletzt auch die große Hollywood-Monster-Produktion "Cloverfield" und der Independent-Horror-Trash "Diary of the Dead" verwendet. Ähnlichkeiten zu "Blairwitch Project" - insbesondere die Ankündung, dass die Tapes, die wir hier sehen, gefunden wurden - sind auch nicht von der Hand zu weisen. Vom Kameramann in "Quarantäne" kriegt man dann auch bis auf einen Blick auf seine Turnschuhe oder ein Bein nix zu sehen. Reporterin Angela, überzeugend gespielt von Jennifer Carpenter (Der Exorzismus der Emily Rose), ist dagegen immer präsent, nutzt sie doch die Gelegenheit sich in der Krisensituation mit einem Exklusivbericht zu profilieren. Dass diese Aufnahmen das einzige sein werden, das Zeugnis über die blutigen Vorfälle im mehrstöckigen Wohnhaus abgibt, kann sie nicht wissen. Da Regisseur John Erick Dowdle der Dramaturgie der Vorlage folgt, sitzen auch hier die Schocks ebenso gut und die an Gestik und Mimik abzulesende Verunsicherung der Protagonisten ist greifbar. Handelt es sich hier um den Ausbruch der Tollwut, die die Menschen zu rasenden, beißfreudigen Killern macht ?

Zusätzlich wird die Spannung angeschärft durch die in dieser Extremsituation entstehenden Vorwürfe, die man sich gegenseitig an den Kopf schleudert. Und die Angst führt zu irrationalen Handlungen und einem ruckartigen Ausbruch des Selbsterhaltungstriebes, der dem Streben nach Zusammenhalt nicht unbedingt förderlich ist. Wenn Angela und ihr Kameramann sich mit Händen und Füßen gegen die aggressiven, infizierten Hausbewohner wehren müssen und die Treppen mangels Fluchtmöglichkeit rauf- statt runterlaufen, dann beneidet man sie wahrlich nicht. Das Haus ist von außen abgeriegelt, bewaffnete Spezialeinheiten stehen bereit, die nicht davor zurückschrecken von den Schusswaffen gebrauch zu machen, sollte sich jemand unerlaubt aus dem Hause entfernen. Von einer auf die andere Minute werden normale Durchschnittsbürger zur Gefahr für die Umwelt. Was nagt ist die Unwissenheit, der Mangel an Erklärungen. Diese Fremdkontrolle, dieses Ausgeliefertsein, dieses Sich-gegenseitig-Zerfleischen sind Elemente, die auch in der amerikanischen Filmversion effektiv in Bilder umgesetzt werden. Beim schaurigen Ton allerdings und dem Spiel mit akustischen Effekten, da kitzeln die Spanier mehr Horror-Atmosphäre heraus. Und damit werden sie bestimmt auch im Teil 2 von ".rec", den Jaume Balagueró und Paco Plaza gerade in Spanien produzieren, nicht sparen.

"Quarantäne" ist ein überraschend gut gemachtes Remake, dass sich eng an die spanische Vorlage hält. Gelungene Änderungen bzw. Erweiterungen und der kinogerechte Stil sorgen sogar für einen besseren Gesamteindruck.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 04.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih