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Titel:
- Son of Rambow

Jahr:
- 2007

Land:
- UK/F/D

Starttermin:
- 04.04.2008 (UK)
- 21.08.2008 (D)

Länge:
- 95 min

Budget:
-

Einspiel:
-

Regie:
- Garth Jennings

Buch, Screenplay:
- Garth Jennings

Kamera:
- Jess Hall

Schnitt:
- Dominic Leung

Darsteller:
- Will Poulter
- Bill Milner
- Jessica Stevenson
- Neil Dudgeon
- Anna Wing
- Jules Sitruk
- Ed Westwick

Der Sohn von Rambow

Inhalt

Will und Lee sind zwei 11-jährige Burschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine ist brav erzogen und seine Religion bestimmt den Tagesablauf. Der andere ist ein Rüpel, der andere verprügelt und auch im Supermarkt mal was mitgehen lässt. Mehr durch Zufall entdeckt man das gemeinsame Interesse selbst einen actionreichen Film im Geiste von ‚Rambo' zu drehen und bei einem BBC-Wettbewerb für junge Künstler mitzumachen.

Kritik

Es ist noch gar nicht lange her, da erfreute man sich an den nachgedrehten Filmen von Jack Black und Mos Def in der witzigen Kinokomödie ‚Abgedreht - Be kind rewind' von Michel Gondry. War es dort ein Missgeschick, dass die beiden Videothekangestellten dazu veranlasste bekannte Filme als Kurzversion mit dürftigen Mitteln nachzudrehen so ziehen die beiden jungen Protagonisten im Film von Garth Jennings ihre Motivation aus verschiedenen Quellen. Der wilde, von den Lehrern nicht unter Kontrolle zu bringende Lee Carter (Will Poulter) will mit einem Kurzfilm an einem Talentwettbwerb der BBC teilnehmen und der in sich gekehrte, naive Will Proudfoot (Bill Milner) nutzt die Gelegenheit beim Filmdreh seiner Fantasie freien Lauf zu lassen und religionsbedingte Fesseln zu sprengen. Die Ideen zu dieser äußerst unterhaltsamen Komödie ensprangen aus Regisseur Garth Jennings, Jahrgang 1972, und Produzent Nick Goldsmiths, Jahrgang 1971, eigenen Kindheitserinnerungen aus den 80er Jahren.

Jennings und Goldsmith, die mit ‚Per Anhalter durch die Galaxis' 2005 für ein Multimillionen-Dollar-Projekt verantwortlich waren, überraschen bei ihrem Folgefilm mit einem deutlich geringer budgetierten Jugendfilm, der seine Stärke aus einer nachvollziehbaren, abwechslungsreichen Geschichte zieht. Mit den beiden Hauptdarstellern, die bis dato noch keine Schauspielerfahrung hatten, taten sie auch den entscheidenden Glücksgriff, der für die Darstellung glaubwürdiger Charaktere so wichtig ist. Der Reiz der Geschichte liegt vor allem darin die spannende Entwicklung der durch ihre Vergangenheit geprägten Figuren mitzuverfolgen. Um 1982/83 spielt der Film, zu der Zeit als die VHS-Videokassette noch angesagt war, riesige Videokameras noch schwer auf den Schultern lagen und auch Mobiltelefone Unterarmlänge hatten. Lee Carter lebt mit seinem älteren Bruder im luxuriösen Haus des Freundes der Mutter. Deren Mann hatte sich schon vor langer Zeit aus dem Staub gemacht und sie verbringt lieber die Zeit mit ihrem Lover im Ausland anstatt sich um ihre Söhne zu kümmern. Sturmfreie Bude heißt dann übersetzt, dass man machen kann was man will, sofern man den Bruder gnädig stimmt. Im starken Kontrast zu diesem praktisch regelfreien Leben steht das enge Regelkorsett, dass den Halbwaisen Will Proudfoot stark einschränkt. Grotesk mutet es an, wenn Will, dessen Mutter der Religionsgemeinschaft der Plymoth Brethren angehört, jedes Mal während des Schulunterrichts den Klassenraum verlassen muss, wenn ein Lehrfilm auf Video gezeigt wird. Alles was Spaß macht, so lernt man als neutraler Betrachter, wird von der Plymoth-Gemeinde als Ablenkung vom Gottesglauben angesehen und verdammt. Dazu gehört der Verbot von Musik und Filmen. Auch der Kontakt mit Personen außerhalb der Religionsgemeinde wird nicht toleriert.

Die einzige Möglichkeit, die Will hat um seine Fantasie und seine kreative Energie auszuleben ist das Malen und Zeichnen seiner Geschichten (Daumenkino!) - auch gerne mal ins Bibelbuch. Dass Lee dem gutmütigen und den weltlichen Dingen unerfahren gegenüberstehenden Will daher erst einmal übel mitspielt ist die logische Konsequenz des Aufeinandertreffens dieser Jungs mit unterschiedlichem Background. Beide vaterlos sind sie fasziniert vom Film ‚Rambo - First Blood', den ersten Film den Will überhaupt sieht, auf Videokassette, frisch im Kino abgefilmt von Lee persönlich. Die Faszination des Helden John Rambos, der es in Naturgelände alleine mit 200 Gegnern aufnimmt, verbindet die beiden Jungs und gegenseitig treibt man sich zu immer gefährlicheren Stunts an. Damit die Geschichte aber nicht zu einseitig und vorhersehbar verläuft bringt Jennings noch eine Gruppe Austauschschüler aus Frankreich ins Spiel, wobei insbesondere der schon äußerlich stark auffallende Didier (Jules Sitruk) das Schulleben gehörig aufmischt und gleichzeitig auch das zarte Freundschaftsband zwischen Will und Lee in Frage gestellt wird. Wills Mutter, gespielt von der oft in komischen Rollen zu bewundernden Jessica Stevenson (TVs ‚Spaced'), ist zwar nicht in allzu vielen Szenen zu sehen, doch reicht es aus um die inneren Konflikte zu vermitteln, die sie mit sich herumträgt. Soll sie sich dem Willen der Gemeinde beugen und ihrem Sohn alles verbieten - so wie ihr es selbst als Kind ergangen ist ? Und auch die dominante Figur von Lees Bruder hat zum Ende hin noch einmal einen dramaturgisch wichtigen Auftritt, so dass keine Handlungsfäden ins Leere laufen.

Der Film lief bereits auf einigen wichtigen Festivals wie z.B. in Toronto, Sundance oder München und kommt im August bundesweit ins Kino.

FAZIT

Nach der Verfilmung vom Kultroman ‚Per Anhalter durch die Galaxis' widmet sich der britische Regisseur Garth Jennings einer weniger spektakulären aber sehr glaubwürdig und humorvoll inszenierten Geschichte um die Freundschaft zweier Jungs in den 80ern. Zwei völlig verschiedene Typen, die, beeindruckt von Sylvester Stallones Rambo-Figur, ihrer Fantasie freien Lauf lassen und einen eigenen Film drehen. ‚Der Sohn von Rambow' ist ein toller Jugendfilm aus England (co-produziert mit dem ZDF und arte), der auch gerne 80er-Jahre- typische Attitüden aufgreift und dies mit einem gelungenen Soundtrack (z.B. Depeche Mode mit ‚Just can't get enough') unterstreicht.

[4/5]


Markus Klingbeil. 10.07.2008
Bilder (c) Senator
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