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2010
Bilder © PROKINO
**** Nichts zu verzollen
dany boon


Dank des Schengener Abkommens fallen in den 1990ern vielerorts die Grenzkontrollen zwischen benachbarten Staaten weg. Nicht jedem Zöllner schmeckt das. Wie sich das praktisch auswirken kann zeigt das Beispiel des französich-belgischen Grenzörtchens Courquain.

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, in diesem Fall der Zuschauer. Geschuldet ist dieser Zustand einer Komödie aus Frankreich, die dort 8 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte. Kaum verwunderlich steckt doch Hitgarant Dany Boon dahinter, der 2008 schon grandiose 20 Millionen Kinogänger begeisterte. "Willkommen bei den Sch'tis" machte Boon damals auch bei uns schlagartig bekannt und den Kulturclash zwischen Süd- und Nordfranzosen zum Überraschungshit in Deutschland. Ähnliches Potential dürfte auch Boons neuester Streich - "Nichts zu verzollen" - haben, eben jener 8-Millionen-Hit, der wieder mit einer Reihe skurriler Charaktere und Situationen aufwartet. Boon spielt dabei einen netten Franzosen, der heimlich ein Verhältnis mit einer Belgierin hat und als Grenzzöllner das krasse Gegenstück zum pedantisch-ernsten, extrovertierten Kollegen aus Belgien ist. Der wird vom Benoît Poelvoord gespielt, tatsächlich ein Belgier und erstmals auffällig geworden 1992 mit der Pseudokillerdoku "Mann beißt Hund".

Dass Belgier und Franzosen sich nicht immer grün sind wird hier ausgiebig thematisiert, Frotzeleien und Schikanen sind an der Tagesordnung und je näher der Tag rückt an dem die Grenzkontrollen wegfallen desto heftiger liegen die Nerven blank - bei Ruben Vandevoorde (Poelvoord). Doch Widerstand ist zwecklos und da der Kleinkrieg zwischen ihm und Mathias Ducatel (Boon) unerfreuliche Auswirkungen auf die gesamte städtische Ordnung hat sprechen die Chefs der beiden ein Machtwort. Gemeinsame mobile Grenzstreife ! Das führt zu mehr Klamauk, einer unorthodoxen Jagd auf Drogenschmuggler, Knallereien und sogar einer flotten Verfolgungsjagd. Außerdem gibt es ja noch die krampfhaft komplizierte Liebesgeschichte zu bewältigen, die einige Opfer erfordert, denn fast aussichtslos erscheint der Versuch des Franzosen die belgische Familie seiner Liebsten von seiner Anständigkeit zu überzeugen. Inhaltlich schöpft Boon also Zutaten von seinem Sch'tis- Erfolgsrezept ab und macht daraus eine etwas ruppigere Komödie, die aber durchaus ihren Charme hat und mit Wortwitz und Situationskomik mehrfach zum Schmunzeln anregt.

In komischen Nebenrollen glänzen Karin Viard (Mein Stück vom Kuchen) und Francois Damiens (Der Auftragslover), die als Restaurantbesitzer trickreich und abseits legaler Pfade versuchen ihr Geschäft vor der Pleite zu bewahren. Denn offene Grenzen bedeuten für sie weniger Kundschaft, die ein Päuschen einlegt und sich kulinarisch verwöhnen lässt. Mit an Bord auch der belgische Komiker Bouli Lanners, der abseits von Mainstreampfaden in den letzten Jahren u.a. mit "Mammuth" und "Eldorado" im Kino zu sehen war und hier als einer der ungewöhnlichen Zöllner im Einsatz ist. Für Julie Bernard in der Rolle der Schwester von Choleriker Poelvoord ist es die erste Kinofilmrolle überhaupt. Nahtlos fügt sie sich in dem gut aufspielenden Ensemble ein.

Schwungvolle, etwas überdrehte Komödie über Vorurteile und Gemeinsamkeiten mit klasse Darstellern. Ein grenzüberschreitender Spaß. Fabriqué en France.

Text © Markus Klingbeil
25.07.2011

Nichts zu verzollen

(Rien à déclarer)

F 2010. Farbe. Originalsprache: Französisch/Belgisch. Länge: 108 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 02.02.2011 (F) 28.07.2011 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Dany Boon. Buch, Dialoge: Dany Boon mit Yaël Boon. Skript: Isabelle Thévenet. Kamera: Pierre Aïm. Schnitt: Luc Barnier, Géraldine Rétif. Musik: Philippe Rombi. Darsteller: Benoît Poelvoorde, Dany Boon, Julie Bernard, Karin Viard, François Damiens, Bouli Lanners, Olivier Gourmet, Michel Vuillermoz, Christel Pedrinelli, Eric Godon.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih