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2016

Bilder © Concorde
** Mein ziemlich kleiner Freund
laurent tirard


Diane ist eine engagierte Rechtsanwältin mit eigener Kanzlei, Alexandre ein charmanter, international erfolgreicher Architekt. Sie begegnen sich und mögen sich. Doch die Körpergröße Alexandres droht eine Beziehung unmöglich zu machen.

Mit kleinen Darstellern, Kindern, hat Regisseur Laurent Tirard Publikumshits wie „Der kleine Nick“ (2009) und „Der kleine Nick macht Ferien“ (2014) gedreht. Sein männlicher Hauptdarsteller in „Mein ziemlich kleiner Freund“ ist gerade mal 1,36 m groß aber kein Kind sondern ein kleinwüchsiger Erwachsener. Er wird gespielt von Oscarpreisträger Jean Dujardin (The Artist, Der Unbestechliche), der mittels Kamera- und Computertricks auf entsprechend geforderte Maße gestutzt wird. Damit verfährt man genauso wie die argentinische Vorlage der Geschichte „Corazon de Leon“, die 2013 in ihrem Heimatland ein Boxofficehit war. Statt einem unbekannten kleinwüchsigen Darsteller wird ein im Erscheinungsbild angepasster populärer Star besetzt. Tirard versucht nun den Spagat zwischen Komödie und Drama stets darauf bedacht niemandem wirklich auf den Schlips zu treten und mit der positiven Message zu schließen, dass das äußere Erscheinungsbild nichts über den Wert des Menschen aussagt. Dass sie die Vorurteile, eigene und die ihrer wertenden Umgebung, überwinden kann glaubt auch Diane (Virginie Efira, Birnenkuchen mit Lawendel, Eine ganz ruhige Kugel) zunächst als sie sich schnell auf eine Romanze mit Alexandre einlässt. Sie, seit drei Jahren geschieden, betreibt mit ihrem Ex Bruno (Cédric Kahn, der auch als Regisseur arbeitet) eine Anwaltskanzlei und zankt sich gerade mit ihm wegen eines Mandanten. Alexandre hat selbst mehrere gescheiterte Beziehung hinter sich, lebt mit seinem großgewachsenen Sohn zusammen. Beruflich läuft alles super. Sein Leben ist prima, nur die richtige Frau fehlt.

Die Handlung nimmt den erwarteten Verlauf mit dem Wirkungs-Check, d.h. öffentliche gemeinsame Auftritte als Paar, Ausflüge, das Treffen mit Dianes Eltern, ihr eifersüchtiger Ex-Mann im Beziehungszerstör-Modus. Dann natürlich die Fragen ob sie sich für ihn schämt, warum sie ihn vor anderen versteckt. Regisseur Tirard, der an der Adaption des Originaldrehbuchs von Marcos Carnevale auch mitwirkte, inszeniert überraschungslos, unentschlossen, lustig wird es selten. Der Running Gag der umwerfenden Begrüßung durch den Hund (Tier groß, Mensch klein) ist schon nach dem ersten Mal verbraucht, die Figur der arbeitsscheuen Haushälterin, die von der Gutmütigkeit Alexandres lebt, hätte man in einigen Situationen besser einsetzten können. So macht sich zwischen vielen Momenten mit breit lächelnden Hauptdarstellern Langweile breit, weil sich auch emotional nichts bewegendes abspielt. Dass Dujardin Komödie gut kann hat er in der Vergangenheit oft bewiesen. Efra spielt charmant und ist wohl der Hauptgrund warum man während des Films die Hoffnung auf bessere Unterhaltung lange behält. Irritierend hingegen ist das Verhältnis der Körpergrößen, wenn Dujardins kleinwüchsiger Mann neben den anderen Darstellern in einem Bild zu sehen ist. Da funktioniert es mit den Proportionen nicht immer bzw. je nach Kameraeinstellung wirkt Dujardin mal wie ein geschrumpfter Mann (also wie ein Kind), oder, wenn nur Oberkörper und Kopf zu sehen sind, ganz normal groß. So wirken die Computertricks nur auf den ersten Blick überzeugend. Dieses Proportionsproblem findet man leider auch immer wieder in Hollywoodfilmen, wo es dann Fantasymonster sind, die auf Blickwinkel zurechtgestutzt werden.

Aufs eigene Herz oder auf die Meinungen anderer hören ? Die Geschichte um das ungleiche Paar entpuppt sich leider als zunehmend langweilendes Unterhaltungsangebot.

Text © Markus Klingbeil
31.08.2016


Mein ziemlich kleiner Freund
(Un homme à la hauteur)

Frankreich 2016. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 98 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 04.05.2016 (F) 01.09.2016 (D) Budget: n/a Regie:Laurent Tirard. Drehbuch: Laurent Tirard, Grégoire Vigneron, Marcos Carnevale (Drehbuch des argentinischen Originalfilms). Kamera: Jérôme Alméras. Schnitt: Valérie Deseine. Musik: Éric Neveux. Darsteller: Jean Dujardin, Virginie Efira, Cédric Kahn, Stéphanie Papanian, César Domboy, Edmonde Franchi, Manoëlle Gaillard, Bruno Gomila.
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