Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2014

Bilder © Shemaroo
**** Mary Kom
omung kumar


Schon als Mädchen hat sie sich mit Jungs auf der Straße geprügelt und dann die Gelegenheit genutzt ins Amateur-Boxen einzusteigen. Doch Mangte Chungneizang Kom will auch erfolgreich sein in ihrem Sport und ist bereit sich dafür zu schinden.

Frauenboxen ist in Indien nicht gerade die populärste Sportart. Viele wissen daher auch gar nicht, dass eine ihrer Landsfrauen in den 2000er-Jahren mehrfach Amateur-Weltmeisterin in der Gewichtsklasse bis 46 kg war. Im Film gibt es zwei, drei besonders prägnante Szenen, wenn die erfolgreiche Sportlerin nach dem Rückzug ins Familienleben zum einen nicht mehr in der Öffentlichkeit erkannt wird und zum anderen keinen anständigen Job bekommt, der ihre Verdienste für das Land würdigt. Ruhm ist vergänglich. Und zwar sehr schnell insbesondere, wenn man wichtigen Personen oder denen, die Einfluss haben, auf die Füße tritt. Regiedebütant Omung Kumar (hat zuvor u.a. als Art Director für Sanjay Leela Bhansali gearbeitet) setzt mit seinem Film der aus dem im Nordosten Indiens gelegenen Bundesstaat Manipur (an der Grenze zu Myanmar) stammenden Mangte Chungneizang Kom ein Denkmal. Die 32-jährige Priyanka Chopra übernimmt ihre Rolle im Film. Als Tochter eines Reisbauern beginnt Kom gegen den Willen des Vaters aber mit Unterstützung der Mutter das Boxtraining im Trainingscenter von Coach Singh (Sunil Thapa). Der verpasst ihr dann auch den einfacheren Namen MC Mary Kom, führt sie zu Weltmeisterschaften und ermahnt sie ständig sich völlig dem Boxen hinzugeben. Zum Bruch dieser Ersatzvater-Tochter-Beziehung kommt es als Mary ihren treuen Freund Onler (Darshan Kumaar), einen Fußballer, heiratet und bald darauf schwanger wird.

Dass Indiens Filmindustrie mehr kann als die Welt mit bunten Herz-Schmerz-Komödien zu beglücken sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Auch wenn nicht gesungen und getanzt wird kann das heimische Mainstream-Publikum erreicht werden. Z.B. mit interessanten Biographien über indische Sportler wie in „Paan Singh Tomar“ (2010) und „Bhaag Milkha Bhaag“ (2013). Auch „Mary Kom“ war ein Hit, was vor allem natürlich der starken Präsenz der populären Hauptdarstellerin zu verdanken ist. Priyanka Chopra hat in den letzten Jahren in leicht verdaulichen Blockbustern an der Seite von Superstars wie Shahrukh Khan (Don 2) und Hrithik Roshan (Krrish 3) agiert aber auch immer wieder ihr schauspielerisches Talent in weniger kommerziellen Streifen wie in „Kaminey“ oder „7 Khoon Maaf“ demonstriert. In der schrägen Romcom „Anjaana Anjaani“ schließt sie einen Selbstmordpakt mit Ranbir Kapoor und mit dem selben Co-Star harmoniert sie auch in der wunderbaren Tragikomödie „Barfi!“. Für die Rolle der Boxerin musste sie sich körperlich gut vorbereiten (Muskelmasse aufbauen, Boxtechniken lernen etc.), denn schließlich sind die obligatorischen Szenen des Trainings (gerne auch Rocky-Style in der Natur) und die Ausscheidungskämpfe bei nationalen und internationalen Wettbewerben unverzichtbar. Für die Boxchoreographie griff man auf Rob Miller zurück, der schon in verschiedenen indischen Filmen mit sportlichem Inhalt sein Know-How verbreitete (Chak de India!, Dil Bole Hadippa, Bhaag Milkha Bhaag). Beim Dreh boxte Chopra übrigens gegen echte Boxerinnen.

Auch wenn der Film sich an der Biographie von Mary Kom orientiert nimmt sich das Drehbuch wie so üblich im Filmgeschäft künstlerische und dramaturgische Freiheiten (also wer Koms Buch „Unbreakable: An Autobiography“ kennt sollte nachsichtig sein). So wird z.B. eine deutsche Gegnerin namens Sasha Podolski (Lisa Porter) erfunden und quasi als Dauerrivalin um den WM-Titel vorgestellt. Dass die Deutsche nicht nur eine Linke zum Schlagen hat sondern im Ring auch ein paar linke Dinger abzieht ist natürlich etwas platt aber sowas muss eine geborene Heldin wie Mary Kom aushalten. Regisseur Kumar kreiert damit in einem höchst emotionalen, auch sehr spannenden Zusammenschnitt zweier Ereignisse eine fürs Finale würdige Dramaturgie, die die Kraft des Sportes und die Kraft, die Mary aus dem Familienrückhalt zieht, miteinander vereint. Kom, die 2012 bei Olympia die Bronzemedaille gewann (wird in "Mary Kom" nicht thematisiert), soll aber sehr zufrieden mit dem Film gewesen sein. Ob das nur PR-Talk ist oder nicht, der Film jedenfalls ist gutes Unterhaltungskino und braucht sich hinter amerikanischen Sportdramen nicht verstecken.

DVD (Shemaroo, NTSC, Codefrei, 121 min)

Der Film als Indien-Import (1-Disc-Amaray im Pappschuber). Beim Start der DVD kommt zunächst eine Rasierschaumwerbung mit Shahrukh Khan.

Bild: 2.35:1 (16x9); gut … nur leider hat Label Shemaroo wieder durchgängig sein Wasserzeichen unten rechts platziert.
Untertitel: Englisch (optional zuschaltbar).
Ton: DD 5.1 Hindi; gut (außerdem DD2.0 Hindi)
Extras:
-Making of (25:44min): Interviews mit den Beteiligten, teilw. in englischer Sprache, mit Behind-the-Scenes-Aufnahmen (Boxtraining, Begegnung des Filmteams mit Mary Kom, im Gesangstudio etc.)
-Die 7 Songs sind über ein Extramenü einzeln oder in einem Rutsch abspielbar (18:38min)
-Deleted Scenes (5:55min)

Packendes Boxerdrama um eine Frau, die gegen alle Widrigkeiten ihren Traum verwirklicht. Top besetzt, auch in den Nebenrollen, überzeugt diese indische Produktion insbesondere mit einer eindrucksvollen Darbietung von Priyanka Chopra.

Text © Markus Klingbeil
25.02.2015

Mary Kom

Indien 2014. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 121 Min (NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 05.09.2014 (Indien). Budget: n/a Regie: Omung Kumar. Story, Screenplay: Saiwyn Quadras. Kamera: Keiko Nakahara. Schnitt: Rajesh G Pandey. Musik: Shashi Suman. Darsteller: Priyanka Chopra, Darshan Kumaar, Sunil Thapa, Kenny Basumatary, Shishir Sharma, Robin Das, Rajni Basumatary, Shakti Singh, Linn Laisshram
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih