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2009
Bilder © UTV
**** Kaminey
vishal bhardwaj


Die in ihrem Wesen sehr unterschiedlichen Zwillingsbrüder Guddu und Charlie geraten unabhängig voneinander in ein Kreuzfeuer von Gangstern und korrupten Polizisten, die nach Diamanten, Kokain und viel Geld streben.

Vishal Bhardwaj ist kein Regisseur, der im Eiltempo einen Film nach dem anderen abdreht wie so mancher seiner indischen Kollegen. Sein letzter Spielfilm vor „Kaminey“ lag drei Jahre zurück. Da beschäftigte er sich zum zweiten Mal mit Shakespeare und übertrug das 400 Jahre alte Theaterstück „Othello, der Mohr von Venedig“ ins moderne Indien. Unter dem Titel „Omkara“ lief das damals mit Starbesetzung in den Kinos. Der Titelheld im aktuellen Gangsterthriller in gleich doppelter Rolle ist der 28-jährige Frauenschwarm Shahid Kapoor, den man vorwiegend aus romantischen Komödien und Familiendramen wie „Dil Bole Hadippa! - Mein Herz ruft nach Liebe“, „Vivah: Mein Herz bleibt dir treu“ oder „Jab We Met“ kennt. Hier zeigt er, dass mehr in ihm steckt als der nette Schönling mit durchtrainiertem Body.

Guddu und Charlie sind eineiige Zwillinge, die beide mit einem Sprachfehler zu kämpfen haben. Während Gudda, der etwas langsamere ist, gegen das Stottern ankämpft und ein zurückgezogenes (durchgeplantes) Leben führt hat sich Charlie mit seinem Buchstabenfehler (statt einem S kommt ihm ein F über die Lippen) arrangiert und lebt sein Leben auf der Überholspur. Das kriminelle Milieu mit betrügerischen Pferdewetten steht gerade bei ihm im Mittelpunkt und ist Ursache dafür, dass plötzlich so einiges schief läuft, er selbst um seine Kohle betrogen wird und damit tiefer in den Strudel aus Mord, Gier, Rache und Gewalt gerissen wird. Das Drehbuch (unter Beteiligung des Regisseurs) liefert dabei eine Fülle an verschiedenen Interessengruppen, die zufällig und unfreiwillig die Wege kreuzen und das wiederum zu fatalen Konsequenzen führt. Da „verlieren“ korrupte Cops der Drogenfahndung einen Gitarrenkoffer voll Kokain, die afrikanischen Käufer mit den Diamanten in der Tasche sind sauer, der vermittelnde Gangster erst recht. Und ein Bandenchef mit politischen Ambitionen will den nicht standesgemäßen Geliebten seiner Schwester beseitigen. Verfolgungsjagden, Schießereien und gewalttätige Ausbrüche stehen auf der Tagesordnung. Bollywood-Mainstream-Film-Romantik hat hier keinen Platz.

Es ist also allerhand los in Mumbais Unterwelt und bei all den vielen Haupt- und Nebenfiguren den Überblick zu behalten ist schon eine kleine Herausforderung. Bhardwaj inszeniert seine Geschichte aber wie gewohnt mit visuell ansprechenden Bildern, dynamischen Kamerafahrten und dem richtigen Gespür, wann aufs Tempo gedrückt werden muss und wann die Verschnaufpause angebracht ist. So verflechten sich nach und nach die aktuellen Lebenssituationen der beiden Brüder, die sich seit vielen Jahren nichts mehr zu sagen hatten aber nun der umständehalber gezwungen sind sich wieder in die Augen zu blicken. Männerdominiert ist die Handlung doch die einzige weibliche Hauptrolle wird von Priyanka Chopra (Don 2, Bluffmaster!) sehr gut ausgefüllt. Bekannt durch ihre Mainstreamkomödien mit wenig Tiefgang überzeugt sie hier als eine geerdete Frau ohne Allüren, die einfach nur ihren Guddu liebt und ihn heiraten möchte. Und dafür kämpft sie auch wie eine Löwin. Dass dieser entscheidende Schritt der Paarbindung unplanmäßig schnell vollzogen werden muss (und gegen den Wunsch von Guddu), wegen einer ungewollten Schwangerschaft, trägt ebenfalls zur sich kontinuierlich steigernden Dramatik bei wie die Tatsache, dass eben jener politisch ambitionierte und gefürchtete Gangster der Bruder der jungen Frau ist.

DVD (UTV, codefrei, NTSC, 129 min)

Den Film gibt’s in guter Bildqualität (2.35:1 anamorph) und sattem DD5.1 Hindi-Ton (DD2.0 liegt auch vor) auf dieser Import-DVD-Veröffentlichung aus dem Hause UTV. Gut lesbare englische Untertitel sind optional zuschaltbar. Die 5 Songs des Films sind über ein Extra-Menu einzeln anwählbar. Als Extra gibt es drei Deleted Scenes (ca. 18 min) in ordentlicher Bildqualität (2:35:1 anamorph) aber leider nur mit DD2.0 Hindi-Ton ohne englische Untertitel. Sehenswert sind diese Szenen aber trotzdem gibt es zum einen eine brutale alternative Startszene des Films, die in Angola spielt sowie eine längere Fassung des finalen Shootouts zu begutachten. Eine weitere Szene mit dem Paar Guddu/ Sweety sieht man ebenfalls ausführlicher und wurde teilweise für den Abspannsong verwendet.

Ein sehenswerter, temporeicher auch optisch interessanter Gangsterfilm mit gutem Soundtrack, der mit zwei Stunden die richtige Lauflänge hat. Für Fans von Streifen wie „Company“ oder „Satya“


Text © Markus Klingbeil
06.01.2012

Kaminey

Indien 2009. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 129 Min. (NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 14.08.2009 (IND). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Vishal Bhardwaj. Idee: Cajetan Boy Screenplay: Vishal Bhardwaj, Supratik Sen, Abhishek Chaubey, Sabrina Dhawan. Dialoge: Vishal Bhardwaj Kamera: Tassaduq Hussain. Schnitt: Meghna Manchanda Sen, A. Sreekar Prasad. Musik: Vishal Bhardwaj. Darsteller: Shahid Kapoor, Priyanka Chopra, Deb Mukherjee, Shivkumar Subramaniam, Chandan Roy Sanyal, Tenzing Nima, Hrishikesh Joshi, Rajatabha Dutta, Harish Khanna, Carlos Paca, Eric Santos, Amole Gupte .

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