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2014

Bilder © Reliance
** Kick
sajid nadiadwala


Devi braucht ständig Abwechslung – ob in der Freizeit oder im Beruf. Also verzichtet er sogar auf die Liebe und erfindet sich neu – als Dieb.

Ein Film mit Salman Khan (Karan und Arjun) ist ein Ereignis - jedenfalls in seinem Heimatland Indien. Seit zwei Jahrzehnten liefert er sich quasi Jahr für Jahr mit Shahrukh Khan und Aamir Khan ein spannendes Rennen um die Krone des Boxofficechamps. 2014 gab es zwei Filme mit Sallu, wie ihn seine Fans gerne nennen, „Jai Ho“ und „Kick“, in denen er die Hauptrolle spielte. Einen neuen Einnahmerekord erzielte aber wieder einmal Aamir Khan mit dem Film „PK“ von Rajkumar Hirani. Mit „Kick“ erreichte allerdings auch Salman Khan ein neues Karrierehoch – seinen kommerziell erfolgreichsten Film. Diesmal spielt der 49-jährige Superstar den Adrenalinjunkie Devi Lal Singh, der immer auf der Such nach dem nächsten Kick ist. D.h, er spielt sich gerne als Robin Hood in allen Lebenslagen und Retter der Frauen auf, vermöbelt allerhand Schurken und langweilt sich schnell bei den stetig wechselnden Jobs. Dabei ist er kein Dummkopf, hat viele Diplome an der Wand hängen, ist ein smarter, freundlicher Bursche, der aber nichts so hasst wie Monotonie. Seinen überbordenden Aktionismus kann ihm auch seine Freundin, die Psychologin Shaina Mehra (Jacqueline Fernandez, Housefull 2) nicht austreiben also trennen sich beider Wege. Der Heiratswunsch von Vater und Großmutter führt Shaina ein Jahr später mit dem Polizisten Himanshu Tyagi (Randeep Honda, Highway), einem Freund aus Kindheitstagen, zusammen. Als Devi plötzlich auftaucht, angeblich mit der Diagnose retrograde Amnesie, wird Shainas Leben wieder hektisch.

Regieneuling Sajid Nadiadwala, 48, bisher erfolgreich als Produzent und Drehbuchautor (u.a. Housefull 1+2) tätig, beginnt seine Geschichte in Warschau, Polen und lässt seine Protagonistin via Flashback von ihrer ersten großen Liebe in Indien erzählen. So stellt sich „Kick“ zunächst als überdrehte Liebeskomödie mit eingestreuten Actionszenen dar und wandelt sich in der zweiten Hälfte des Films zum Polizist-jagt-Dieb-Streifen à la „Dhoom“. Eine Spannung wird dadurch aber nicht erzeugt, denn Salman Khan ist eben der unschlagbare, gerissene Räuber, der seinem Verfolger auf der Nase herumtanzt, stets mit einem Grinsen im Gesicht. Ganz auf die Hauptattraktion, seinen männlichen Star fokussiert, gelingt es Nadiadwala in diesem Remake eines Telugu-Films von 2009 nicht eine logisch nachvollziehbare Geschichte zu erzählen. Hauptsache der Star sieht immer cool aus, egal was er tut. Eine groß angelegten Actionszene mit einem englischen Doppeldeckerbus (Fahrziel King's Cross, 10; deutlich zu lesen!) hat man in London und Warschau gedreht. Normalerweise sollte man das ja in der Postproduktion so verschleiern, dass der Zuschauer es nicht merkt. In diesem Film hat das wohl niemanden gekümmert. So gibt es also eine Verfolgungsjagd mit englischen und polnischen Polizeifahrzeugen und viele zerstörte englische und polnische PKW (s. Bild). Der Deutsche Stefan Richter (TVs Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei), der schon bei „Don 2“ die Berliner Action koordinierte, sorgte dafür, dass auch in Polens Hauptstadt ordentlich Gas gegeben wurde.

Apropos Polizei. Besonders schlau sind die von Interpol nicht. Von Devi Lal auf Devil (so nennt sich der Dieb) zu schließen fällt Tyagi lange nicht ein. Im Job ist er ein harter Hund mit hoher Erfolgsquote aber intellektuell hinkt er Devil hinterher. Die nicht vorhandene Chemie zwischen Khan und Fernandez sowie das verordnete Overacting eines großartigen Charakterdarstellers wie Nawazuddin Siddiqui (Lunchbox, Gangs of Wasseypur) als geldgieriger Minister/Oberschurke sind nicht gerade Argumente, die einen Sichtungsanreiz liefern. Schlimm allerdings wie sehr sich die Verantwortlichen von „Kick“ an das Publikum anbiedern. Das Motiv des Helden, der prominente Personen bei seinen Raubzügen (mit Gesichtsmaske!) um Millionen erleichtert, ist so selbstlos gestaltet wie es nur gehen kann. Da werden die weiblichen Fans Tränenbäche weinen und Mütter ihren Lieblingsschwiegersohn virtuell in die Arme schließen. Musikalisch werden wir während der knapp 2 ½ Stunden Laufzeit mit fünf Song & Dance-Einschüben gefüttert, die gefällig sind aber wenn sie vorbei sind im Ohr nicht nachklingen. Sex-Appeal bringt hier für einen kurzen Moment Nargis Fakhri (Rockstar) ins Spiel, die als Gasttänzerin im Song Yaar Naa Miley zu sehen ist. Einen Song singt Salman Khan sogar selbst (meistens sind es ja fremde Stimmen von professionellen Sängern, die den Schauspielern in den Mund gelegt werden). Macht den Film aber auch nicht besser.

DVD (Reliance, NTSC, Codefrei, 147 min)

Der Film als Indien-Import (1-Disc-Digipack im Schuber).

Bild: 2.35:1 (16x9); gut
Untertitel:Englisch (optional zuschaltbar)
Ton: DD 5.1 Hindi; gut (auch 2.0 Stereo verfügbar).
Extras: Making of (26 min). Gibt einen guten Eindruck von den Dreharbeiten in den verschiedenen Locations und wie die Stunts durchgeführt wurden. In den Interviews spricht man fast ausschließlich englisch.

Logik- und Anschlussfehler geben sich bei dieser inhaltlich schwachen Actionkomödie die Klinke in die Hand. Die Fans von Publikumsliebling Salman Khan scherte das nicht und sie sorgten für volle Kinokassen.

Text © Markus Klingbeil
10.02.2015

Kick

Indien 2014. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 147 Min (NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 25.07.2014 (Indien). Budget: n/a Regie: Sajid Nadiadwala. Screenplay: Rajat Arora, Keith Gomes, Sajid Nadiadwala, Chetan Bhagat. Story: Vakkantham Vamsi (Originalfilm). Kamera: Ayananka Bose. Schnitt: Rameshwar S. Bhagat. Musik: n/a Darsteller: Salman Khan, Jacqueline Fernandez, Nawazuddin Siddiqui, Randeep Hooda, Saurabh Shukla, Mithun Chakraborty, Archana Puran Singh, Rajit Kapoor, Nargis Fakhri.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih