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1994
Bilder © REM
**** Karan und Arjun
rakesh roshan


Die Söhne von Durga Singh werden von ihrem habgierigen Schwager Thakur getötet. 20 Jahre später muss sich der Mörder mit zwei rachedürstenden Burschen auseinandersetzen, die den Toten bis aufs Haar gleichen.

Anfang der 90er war Shahrukh Khan noch ein unbeschriebenes Blatt. Mit einer Bösewichtrolle schaffte er dann 1993 im Film "Baazigar" den Durchbruch. Harte Gewaltszenen inmitten bunter Melodien und Liebesturteleien waren Zutaten dieses Erfolgsrezepts. Vor Brutalitäten ist man auch in diesem Drama um die Wiedergeburt zweier Helden nicht geschützt. Nach 25 Minuten, noch bevor die Anfangscredits laufen (!) und wir Sätze wie "Das was du hier vor dir siehst ist der dunkle Schatten des Todes" verdaut haben werden Shahrukh Khan und sein Filmbruder Salman Khan auf brutalste Art und Weise abgeschlachtet. Das Vorspiel sollte also alle diejenigen abschrecken, die Tod, Blut, Gewalt und romantische Lieder nicht in einem Bollywoodfilm kombiniert sehen wollen. Allen anderen sollten schon nach diesen wenigen Minuten (der ganze Film läuft insgesamt 2:48h) und der vorgestellten klaren Linie zischen Gut und Böse den Trashfaktor wollwollend in Kauf nehmen sonst wird es nichts mit der Unterhaltung. Übertriebene Gesten und abgefahren Dialoge sind nämlich ständige Begleiter dieses wilden Ritts durch diverse Genres wie sie nur ein indischer Film bieten kann.

Die beiden Khans tauchen also nach zwei Jahrzehnten wieder in Thakurs Dorf auf, der das aber nicht gleich mitbekommt. Eisern regiert der kriminelle Schurke, herrlich überzogen dargestellt von Amrish Puri (Indiana Jones und der Tempel des Todes), mit Unterstützung der Brüder seiner Frau. Den Hang zum Sadismus und damit verbundener Gewaltausübung leben die beiden Befehlsempfänger gerne und wiederholt aus, wenn sie nicht gerade an Waffendeals ihres Chefs mitwirken. Klar, dass Karan und Arjun, nachdem sie es erst einmal selbst begriffen haben, dass sie wiedergeboren wurden und Brüder sind, auf Muttis (Rakhee Gulzar) Wunsch eingehen und auf die Schikanierung durch Thakur reagieren. Ironischerweise ist die Familienzusammenführung dessen Geschäftspartner Saxena (Ranjeet) zu verdanken. Der hat eine hübsche Tochter Namens Sonia (Kajol) in die Arjun 2 (arbeitet unstandesgemäß im Pferdestall) zum Verdruss des Vaters verliebt ist. Töchterchen ist außerdem schon dem Sohn von Thakur versprochen. Vater Saxena hat auch einen neuen Angestellten - Karan 2, ein Typ, der zuvor in illegalen Ringkämpfen seine Muckis zum Broterwerb einsetzte. Auf einer Party prügeln sich unsere Helden nichtsahnend ihrer Herkunft also zunächst bevor sie gemeinsam auf blutige Rachtour gehen und das Wort Gnade aus ihrem Wortschatz streichen.

36 volle Minuten gehören bei all dem Drama um Habgier und Missgunst aber der flotten Musik und schön bebilderten Songs, die neben Lobpreis für die Göttin Kali (Anbetungsobjekt des Mörders Thakur und seiner Familie) u.a. das Band der Liebe beschwören, das Herzrasen als Ausdruck des Verliebtseins beschreiben oder auch speziell beim Liebeswerben helfen sollen. Denn ist die Shahrukh Khan/ Kajol-Paarung (ihr erst zweiter gemeinsamer Auftritt in einem Kinofilm nach "Baazigar") früh abgemachte Sache so lässt sich der in sich gekehrte Salman Khan auf die romantischen Annnäherungsversuche von Bindiya (Mamta Kulkarni) nur zögerlich ein. Für ihn ist sie nur die normale Freundin aus der Nachbarschaft, die sich burschikos gibt und kleidet und die er seit vielen Jahren kennt. Schmunzelt man nicht schon des öfteren bei den mit allzu ernstem Ausdruck vorgetragenen Dialogen (die deutsche Synchronisation passt da wie die Faust aufs Auge) so bemüht sich wieder Grimassenschneider Johnny Lever (ist der etwa in jedem zweiten Bollywoodfilm zu finden ?) als Comic-relief-Allzweckwaffe.

DVD (Rapid Eye Movies, PAL, RC2, 168 min)

Zunächst einmal die unerfreuliche Nachricht: Die deutsche DVD von REM hat keine Hindi-Tonspur wie man es sonst von den (meisten) Produkten des Labels gewohnt ist. Die extra erstellte deutsche Synchronfassung (mit bekanntem Shahrukh-Khan-Sprecher) ist zudem nur in DD2.0 abgemischt worden. Das mag man vielleicht entschuldigen, weil die Originaltongeräusche nichts besseres hergaben aber dass der O-Ton nur bei den Songeinlagen zu hören ist (und dort auch deutsch untertitelt wurde), ist schon ärgerlich. Allerdings kann man sich mit der deutschen Sprachfassung anfreunden, wenn man den ganzen Film nicht so ernst nimmt. Das Bildformat ist 2.35:1 (anamorph), die Bildqualität ist unter Berücksichtigung des Alters des Films recht ordentlich. Als Extras gibt es nur den Trailer (im 16:9-Format) und, falls man die Erstauflage erwischt, noch ein gefaltetes Poster.

Ein irrer Mix aus Musik, Liebesschwüren, Action und blutiger Gewalt made in India. Wirkt wie ein trashiges B-Movie mit hohem Unterhaltungswert das alle wichtigen Genres abdeckt und zwei Bollywood-Superstars in den Hauptrollen präsentiert.


Text © Markus Klingbeil
08.08.2011

Karan und Arjun
(Karan Arjun)

Indien 1994. Farbe. Originalsprache: Hindi. Länge: 168 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: n/a. Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Rakesh Roshan. Screenplay: Ravi Kapoor, Sachin Bhowmick. Dialoge: Anwar Khan. Kamera: Kaka Thakur. Schnitt: JSanjay Verma . Musik: Rajesh Roshan. Darsteller: Salman Khan, Shah Rukh Khan, Rakhee Gulzar, Kajol, Mamta Kulkarni, Amrish Puri, Ranjeet, Arjun, Aashif Sheikh, Ashok Saraf, Johnny Lever

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih