Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2015

Bilder © Wild Bunch
** Ewige Jugend
paolo sorrentino


Ein Stardirigent in Rente, ein Filmregisseur, der seinen Zenit längst überschritten hat und ein mit seinem Beruf als Schauspieler hadernder junger Mann begegnen sich in einem Schweizer Kurhotel und arbeiten gewollt oder ungewollt ihre Problemgeschichten auf.

2014 war das große Jahr für Paolo Sorrentino. Da konnte er jede Menge internationale Preise für seinen Film „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ einsammeln, prestigeträchtige Zeichen der Anerkennung wie Oscar, Golden Globe und BAFTA um nur die wichtigsten zu nennen. Das mit hohen Erwartungen folgende Werk „Ewige Jugend“, seinen siebten Kinofilm, hat er nun wie „Cheyenne – This Must Be the Place“ vor vier Jahren, komplett in englischer Sprache gedreht. Sein Lieblingsschauspieler Toni Servillo ist diesmal nicht dabei, stattdessen setzt der 45-jährige in Neapel geborene Regisseur auf geballte Hollywooderfahrung. Michael Caine (Harry Brown), Harvey Keitel (Grand Budapest Hotel) und Jane Fonda (Sieben verdammt lange Tage) treffen auf Rachel Weisz (Die fantastische Welt von Oz), Paul Dano (Love & Mercy) und das rumänische Topmodel Madalina Diana Ghenea, das den Senioren posterwirksam den Atem raubt. Sorrentino, der wie bisher sein eigenes Drehbuch verfilmt, verfrachtet die Protagonisten in ein Luxus-Wellness-Hotel in den Bergen wo sie sich erholen wollen oder Inspirationen zu kreativem Arbeiten suchen. Zwei Stunden Zeit gibt man dem Zuschauer um sich an den verschiedenen mehr oder weniger gelungen vorgetragenen Lebensgeschichten zu laben … oder zu langweilen.

Da gibt es den Dirigenten (Caine) mit dem sentimentalen Geheimnis und dem Gesandten der Queen, der ihn für ein Exklusivkonzert kurzfristig aus dem Ruhestand holen will. Den Filmregisseur (Keitel), der nur Flops produziert aber glaubt mit seinem Schauspielstar (Fonda) aus grauer Vorzeit wieder an frühere Erfolgszeiten anknüpfen zu können. Der Schauspieler (Dano), der künstlerisch anspruchsvolle Rollen spielen will und es hasst nur wegen eines populären Mainstream-Auftritts wiedererkannt zu werden. Die Tochter des Dirigenten (Weisz), die eine miese Kindheit hatte und jetzt auch noch von ihrem Mann wegen einer jüngeren Frau verlassen wurde („besser im Bett“). Viele Seelen müssen hier verarztet werden, doch Sorrentino vermag es nicht so zu inszenieren, dass man echtes Interesse für die Figuren aufbringt. Schön bebildert ist die Geschichte zwar (von Sorrentinos Stammkameramann Luca Bigazzi) doch wirken Gespräche über das tägliche Urinieren oder das Verhalten von Tischnachbarn, gelegentliche Wutausbrüche oder die Einsicht des Schauspielers, dass das Tragen der Naziuniform für eine Filmrolle vielleicht doch nicht das Richtige für ihn ist, wie fades Stückwerk, das zudem unnötig in die Länge gezogen präsentiert wird. Weder die Gestaltung der Charaktere noch die darstellerischen Leistungen bleiben hier letztlich lange in Erinnerung.

Zwei Stunden lang quält uns Paolo Sorrentino mit langweiligen Lebensgeschichten und zunehmend nervenden Charakteren. „Ewige Jugend“ ist eine der größten Enttäuschung des Jahres.

Text © Markus Klingbeil
24.11.2015


Ewige Jugend
(Youth aka La giovinezza)

ITA/F/CH/UK 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 118 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 20.05.2015 (ITA) 26.11.2015 (D). Budget: n/a Regie: Paolo Sorrentino. Drehbuch: Paolo Sorrentino. Kamera: Luca Bigazzi. Schnitt: Cristiano Travaglioli. Musik: David Lang. Darsteller: Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Paul Dano, Jane Fonda, Madalina Diana Ghenea, Sumi Jo, Sonia Gessner.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih