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2007
Bilder © Tobis Film
*** Ein einziger Augenblick
terry george


Das idyllische Familienleben von Ethan, Grace (Joaquin Phoenix, Jennifer Connelly) und ihren Kindern wird jäh zerstört als der 10jährige Sohn von einem Wagen erfasst wird und stirbt. Der Fahrzeugführer flieht vom Ort des Geschehens, wird in den folgenden Wochen aber nicht nur von seinem Gewissen geplagt sondern auch vom verbitterten Ethan gejagt, der fortan seinen Lebenssinn darin sieht, den unbekannten Täter aufzuspüren.

Oft muss man sich ja wundern, welche deutschen Titel die Filmverleiher für ausländische Produktionen wählen. Bei ‚Ein einziger Augenblick' passt diese Alternative zu ‚Reservation Road' (der Ort des Unfalls) sehr gut, lässt sich dieser Satz leicht mit ‚… kann Dein Leben verändern' fortführen. Denn darum geht es hier in Terry Georges Familiendrama, das einen verheerenden Unfall und daraus resultierende Konsequenzen thematisiert. Dabei führt das Drehbuch zunächst nicht auf bekannte actionorientiert Rachepfade à la ‚Death Sentence - Todesurteil' sondern schweift weit aus und gibt den Protagonisten sehr menschliche Züge, die der Zuschauer nachvollziehen kann. Die Sympathien liegen anfänglich bei dem trauernden Ehepaar, das verzweifelt nach Ursachen, Fehlern und Schuldigen sucht und durch die plötzlich entstandene Leere im Familienverbund auch sich gegenseitig Vorwürfe macht.

Je mehr Zeit aber vergeht und die Polizei ergebnislos bleibt, je mehr Frust, Wut und die Besessenheit des Vaters hervorbricht , gut gespielt vom vielseitigen Schauspieler Joaquin Phoenix, umso mehr verschieben sich die Sympathien. Denn Mark Ruffalos zunächst verabscheuungswürdiger anonymer Täterfigur wird mehr und mehr Profil verliehen und dessen Hadern mit dem Schicksal immer mehr Raum eingeräumt. Zugespitzt wird die Situation dadurch, dass Dwight Arno (Ruffalo) selbst Vater eines kleinen Jungen ist; einen Jungen, der bei der geschiedenen Mutter lebt und den er nur selten sieht. Würde er sich der Polizei stellen könnte das bedeuten, dass seine Ex-Frau ihm den Umgang mit dem Kind ganz verbietet.

Das klingt zunächst alles sehr spannend und die Handlung wird auch in der erste Filmhälfte interessant vorgetragen, doch leider krankt es im Fortlauf der Erzählung an einer konsequenteren dramatischen Umsetzung dieser Romanvorlage von John Burnham Schwartz. Je länger der Film dauert, desto träger und unnötig in die Länge gezogen wirkt der Handlungsverlauf, zu angestrengt sind die Bemühungen Ruffalos das Seelenleben seiner Figur zu offenbaren und auch die zufällige Begegnung der beiden Väter wirkt dann auch sehr konstruiert und mehr als ein Griff nach dem Strohhalm. Dass Phoenix' Figur dann doch mit dem Gedanken der Selbstjustiz flirtet wirkt dabei banal und eher kontraproduktiv. Dabei hat Burnham die Geschichte selbst zusammen mit Regisseur George für die Leinwand adaptiert.

Das interessante Schauspielerensemble mit Phoenix, Ruffalo sowie Jennifer Connelly und Mira Sorvino als die Ehefrauen wird leider nur einseitig gefordert, da sich die Konfrontation der Familien im Privatduell der beiden Väter erschöpft. Wenn man sich Todd Fields intensives, beeindruckendes Drama ‚In the Bedroom' in Erinnerung ruft, ein Film der ebenso die Themen Verlust, Trauer und Aufarbeitung einer Gewalttat behandelt, dann fällt ‚Ein einziger Augenblick' etwas ab und man kann sich nur denken, was für ein Potential der Stoff von John Burnham Schwartz bei entsprechender Umsetzung gehabt hätte. In den USA lief der von deutschen Geldgebern finanzierte Film nur mit einer geringen Kopienzahl in den Kinos.

Nach Terry Georges exzellentem Film ‚Hotel Ruanda' schafft es der Regisseur diesmal nicht ein ähnlich dramatisches Ereignis packend umzusetzen. Die Inszenierung um den Unfalltod eines kleinen Jungen und Fahrerflucht des Täters - das leider nicht seltene Hit & Run -Szenario - nutzt nicht das gesamte zur Verfügung stehende Schauspielerpotential und verliert sich in einer schleppend vorgetragenen Dramaturgie mit nur mäßig überzeugenden Einfällen.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 20.06.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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