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1954
Bilder © 3sat / Koch Media
**** Die gebrochene Lanze
edward dmytryk


Ein starrköpfiger Viehbaron und seine vier Söhne legen sich mit einer Kupferminengesellschaft an, die das Flusswasser mit Abfallprodukten vergiftet. Doch unterschiedliche Meinungen zur Vorgehensweise bei der Problemlösung zerren an ohnehin rissigen Familienbanden.

Wer viele Kinder hat, der hat u. U. viel Freude aber ggfs. auch eine Menge Ärger und Wut. Für den reichen Grundbesitzer und Rinderzüchter Matt Devereaux (Spencer Tracy, Der alte Mann und das Meer, Vater der Braut, Die Frau von der Mann spricht) trifft vorwiegend letzterer emotionaler Zustand zu, denn drei seiner erwachsenen Blagen teilen eine tiefe Abneigung gegenüber dem Vater. Die Ursachen dafür bleiben dem Zuschauer nicht lange verborgen, denn die Brüder fühlen sich ungerecht behandelt was sie auch ungeniert artikulieren. Hart im Familienbetrieb zu schuften aber keine Anerkennung zu erfahren bzw. entsprechend entlohnt zu werden ist Motivation genug selbst den Vater zu bestehlen. Als lange Rückblende wird dieses packende Familiendrama erzählt, das mit dem 54-jährigen zweifachen Oscargewinner Spencer Tracy einen beeindruckenden Hauptdarsteller vorzuweisen hat.

Tracys Figur ist ein Kämpfer der alten Schule, der sich seinen Reichtum schwer erarbeitet hat damit es seine Kinder einmal besser haben. Aus Irland eingewandert musste er bald den Tod seiner Frau verkraften was auch dazu führte, dass die drei Söhne schon im Jugendalter schuften mussten und das ihm bis heute übel nehmen. Väterliche Fürsorge blieb da auf der Strecke. Und ein weiterer Aspekt trübt die Familienidylle. Matts zweite Frau ist die Tochter eines Indianerhäuptlings und Joe (Robert Wagner, TV-Serie Hart aber herzlich, Der rosarote Panther) der Sohn dieser Verbindung. Eifersucht auf den jüngsten Bruder, ein Halbblut, der vom Vater favorisiert wird, ist ein Thema. Rassismus, mal offen, mal versteckt - auch im Geschäftsleben - prägt auch das Miteinander und ist ein Baustein für schmerzliche Auseinandersetzungen bei denen der Gedanke an Familienzusammenhalt – Blut ist dicker als Wasser- bald nichts mehr zählt.

Das Hauptaugenmerk legt Regisseur Edward Dmytryk (Shalako, Die Caine war ihr Schicksal) dabei auf die beiden Personen Matt Devereaux und Joe Devereaux, den Vater und den jüngsten Sprössling, die loyal zueinander stehen. Das erkennt man schon zu Beginn des Films, als Joe nach drei Jahren aus dem Knast entlassen wird und er einige Augenblicke später gedankenverloren vor dem überlebensgroßen Bild des Vaters steht, das im Wohnzimmer der mittlerweile verrotteten Ranch hängt. Der damals 24-jährige Robert Wagner, seit 1950 im Filmgeschäft tätig, hatte bereits 12 Filme abgedreht, doch wirkt er hier insbesondere in Gegenwart von Spencer Tracy wie ein unsicherer Leichtmatrose. Arg melodramatisch wirkt zudem die unumgängliche Liebesgeschichte zu deren Zweck ihm die vorurteilsfreie Governeurstochter, gespielt von Jean Peters (Viva Zapata!, Niagara), um den Hals fällt. Damit stellt sie sich auch gegen ihren eigenen Dad, jenen Mann, den Matt Devereaux einst ins Amt gehoben hat.

Von den drei Halbbrüdern bekommt nur Richard Widmark etwas Spielraum (schon mit seiner ersten Filmrolle wurde er 1948 zum ersten und einzigen Mal für den Oscar nominiert). Er spielt den ältesten Sohn, der besonders unter der Kälte des Vaters gelitten hat und nun seine Chance sieht seinem in der Vergangenheit lebenden Erzeuger eins auszuwischen und gleichzeitig seinen Halbbruder Joe los zu werden. Unstimmigkeiten wie die mit der Minengesellschaft will er auf moderne, zivilisierte Art und Weise lösen, indem der vor Gericht klagt und nicht mit Waffengewalt auf die Gegner losgeht. Auch wenn Widmark nur wenige Möglichkeiten hat sich in den Vordergrund zu spielen kann man seine Motivationen und die Art und Weise wie er vorgeht zwar nicht billigen aber nachvollziehen. Gleiches gilt für Spencer Tracys Vaterfigur woraus die Geschichte durchgängig ihren Reiz zieht. Im Umgang miteinander machen sie alle große Fehler.

Wahrscheinlich sind auch deswegen Robert Wagners positiv besetzte Figur und die von Katy Jurado dargestellte Indianerin – eine allzu gutmütige, schlichtende Mutter - weniger interessant. Warum Jurado dennoch für diese Rolle bei der Oscarverleihung 1955 als beste Nebendarstellerin nominiert wurde ist etwas rätselhaft. Die mexikanisch-stämmige Jurado war auch in anderen Western zu sehen wie z.B. in Sam Peckinpahs „Pat Garrett & Billy the Kid“ (1973) und Fred Zinnemanns „High Noon – 12 Uhr mittags“ (1952). Earl Holliman, der hier als einfältiger Sohn Denny wenig zu melden hat, kennt man u.a. aus den Western „Der letzte Zug von Gun Hill“ (1959) und „Die vier Söhne der Katie Elder“ (1965) in denen er auch mehr zu tun hat. Hugh O'Brien als Sohn Mike fand sein Glück in der von 1955-1961 andauernden TV-Westernserie „The Life and Legend of Wyatt Earp“ in der er 225 Mal die Titelfigur verkörperte.

Die Story zu „Die gebrochene Lanze“, für die Autor Philip Yordan mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, hatte er anders verpackt bereits 1949 für den Film „Blutsfeindschaft“ (OT: House of Strangers“) aufbereitet.

Starkes Familiendrama mit einem großartigen Spencer Tracy als eigensinnigem Familienoberhaupt, der sich seine Feinde selbst großgezogen hat und nun mit den Konsequenzen umgehen muss.

Text © Markus Klingbeil
06.02.2012

Die gebrochene Lanze

(Broken Lance)

USA 1954. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 92 Min. Bildverhältnis: 2.55:1 Kinostart: 25.09.1954 (USA) 15.02.1955 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Edward Dmytryk. Story: Philip Yordan Screenplay: Richard Murphy Kamera: Joseph MacDonald. Schnitt: Dorothy Spencer. Musik: Leigh Harline. Darsteller: Spencer Tracy, Robert Wagner, Jean Peters, Richard Widmark, Katy Jurado, Hugh O'Brian, Earl Holliman, E.G. Marshall, Eduard Franz.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih