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1959
Bilder © Paramount
**** Der letzte Zug von Gun Hill
john sturges


Die indianische Frau von Marshal Matt Morgan (Kirk Douglas) wird von zwei Cowboys vergewaltigt und getötet. Ihr kleiner Sohn kommt mit dem Leben davon. Die Spur der Mörder führt den Gesetzeshüter nach Gun Hill, der Stadt in dem sein alter Freund Craig Beldon (Anthony Quinn), ein mächtiger Viehbaron, regiert.

Es gibt nur zwei Szenen im Film in denen Kirk Douglas lacht. Kurz bevor ihn sein verstörter Sohn zum Ort des Verbrechens führt und ein wenig später als Douglas auf seinen alten Kumpel trifft, der ihm vor vielen Jahren einmal das Leben gerettet hat. In den anderen Szenen schildert Regisseur John Sturges (Stadt in Angst, Die glorreichen Sieben) ein wenig schmeichelhaftes Bild vom Umgang der Menschen miteinander. Das Leben eines Indianers ist nichts wert, Frauen werden missbraucht, misshandelt oder getötet, fast alle Einwohner der titelgebenden Stadt sind beschämend feige Angsthasen und einen zweiten ehrbaren Sheriff neben Neuankömmling Morgan sucht man vergebens. So kristallisiert sich das klassische Einer-gegen-Alle-Handlungsmotiv heraus und wird durch die Gesichter zweier hollywoodetablierter Schauspieler getragen. Kirk Douglas, der damals seinen Spartacus-Auftritt noch vor sich aber bereits drei oscarnominierte Rollen hinter sich hatte überzeugt dabei als ein zwar von Rache getriebener aber dem Gesetz verpflichteter Mann.

Douglas trifft bei seinen Recherchen auf Anthony Quinn. Beide hatten schon zuvor in zwei Filmen zusammengespielt (u.a. in "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft"; dafür gab es für Quinn den Oscar als bester Nebendarsteller). Das Vergnügen hier ist aber nur kurz, denn Quinn als Großgrundbesitzer Craig Beldon hat einen missratenen Sohn, der die Spuren der Mordtat im Gesicht trägt. Freundschaft hin oder her, es ist klar, dass hier kein Kompromiss in der Luft liegt. Zwei Männer stehen sich gegenüber, die eigentlich nichts gegeneinander haben aber Opfer der Umstände sind. Das macht auch die Spannung des weiteren Handlungsverlaufs aus, denn der Marshall gibt trotz der Drohungen nicht nach, will den letzten Zug um 9.00 Uhr abends nehmen, der von Gun Hill abfährt - mit zwei Gefangenen in seinem Gewahrsam. Die bis dahin noch ausstehenden sechs Stunden inszeniert Sturges als Dauerbelagerungszustand: Oben im Hotelzimmer der schussbereite Sheriff mit seinem Gefangenen (ihm wird in einer knackigen Rede ausführlich seine Zukunft am Galgen erklärt), unten auf der Straße und auf den Dächern gegenüberliegender Gebäude ein Dutzend oder mehr von Beldons Männer mit Gewehren.

Überhaupt wird die Männerdomäne nur von einer Frau durchbrochen. Die wird gespielt von Carolyn Jones, einer Texanerin, die einige Jahre später in der TV-Serie "Die Addams Family" als Mortica zur Kultfigur wurde, in den 50ern auch Filme mit Billy Wilder, Don Siegel und William Castle drehte. Sie ist nicht nur als Vermittlerin zwischen den früheren Freunden tätig sondern insbesondere wichtig als erzählerischer Baustein zum Verständnis der komplizierten Vater-Sohn- Beziehung bei den Beldons. Auch wenn Quinns Rancher hier als dominanter Mann charakterisiert wird, der sich von niemandem etwas gefallen lässt (und diese Attitüde auch von seinem Sohn erwartet) und bei Gewaltausübung selbst nicht vor seiner Geliebten Linda (Carolyn Jones) zurückschreckt, wirkt er nie wie ein stumpfer, eindimensionaler Bösewicht sondern offenbart immer mehr seine gequälte Seele, die nur durch die Konfrontation mit dem Marshal erlöst werden kann.

DVD (Paramount, PAL, R2, 91 min)

Das ordentliche Bild (ein paar Verunreinigungen sind bemerkbar) wird im anamorphen 1.78:1-Format geliefert. Die Sprachauswahl ist vielfältig, wobei der englische Ton am besten, verständlichsten klingt. Der deutsche Ton klingt arg dumpf. Weitere Sprachen: Französisch, Italienisch, Spanisch. Optionale Untertitel gibt es in über 20 Sprachen, darunter auch deutsch und englisch. Extras gibt es keine.

Ein ernster Western, der dank der Art und Weise wie er seine Themen (Rassismus, Familienbande, Zivilcourage, Gerechtigkeitsempfinden) anpackt realistischer anmutet als so manch anderer Genrevertreter. Trotz inhaltlicher Ähnlichkeiten mit dem zwei Jahre früher gedrehten Western "Zähl bis drei und bete" bietet "Der letzte Zug von Gun Hill" spannende Unterhaltung mit gut aufgelegten Stars.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 02.03.2011

Der letzte Zug von Gun Hill

(Last Train from Gun Hill)

USA 1959. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 91 Min. Bildverhältnis: 1.78:1 Kinostart: 29.07.1959 (USA) 19.02.1960 (D). Budget: n/aEinspiel: n/a Regie: John Sturges. Story: Les Crutchfield ("Showdown"). Screenplay: James Poe. Kamera: Charles Lang. Schnitt: n/a. Musik: Dimitri Tiomkin. Darsteller: Kirk Douglas, Anthony Quinn, Carolyn Jones, Earl Holliman, Brad Dexter, Brian G. Hutton, Ziva Rodann, Bing Russell, Val Avery, Walter Sande.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih