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2009
Bilder © Sony
**** The Damned United - Der ewige Gegner
tom hooper


Der ehrgeizige Teammanager Brian Clough (Michael Sheen) empfindet schon seit Jahren eine tiefe Abneigung gegenüber Leeds-United-Erfolgscoach Don Revie (Colm Meaney). Als der den Trainerjob für die an der Qualifikation zur WM 1974 in Deutschland gescheiterten englischen Fußballnationalmannschaft übernimmt erhält Clough die Chance das beste Team der Liga zu betreuen. Doch die Fußstapfen des Vorgängers sind zu groß für den Sprücheklopfer.

Als Fußballspieler war der 1935 in Middlesbrough geborene Brian Clough sehr erfolgreich. Viele Tore gingen in seiner aktiven Zeit als Stürmer auf sein Konto bevor er wegen einer Verletzung im Alter von 27 Jahren seine Karriere beenden musste. Doch der fußballverrückte Engländer machte vor allem als Trainer kleinerer Clubs Furore, die er zusammen mit seinem Assistenten Peter Taylor an die Spitze der ersten Liga führte. Regisseur Tom Hooper (TVs John Adams) zeigt in diesem Film einen Ausschnitt aus einem weniger erfolgreichen Kapitel in Cloughs Laufbahn als Teammanager.

Basierend auf dem Buch von David Peace und für die Leinwand adaptiert von Peter Morgan (Frost/Nixon, The Queen) lernen wir in "The Damned United" einen Mann kennen, der erfolgsorientiert denkt und handelt, sich um keine Autoritäten schert und kaum einer Kamera oder einem Mikrofon den Rücken kehrt. Mit Michael Sheen könnte die Rolle des Brian Clough kaum besser besetzt sein, versteht er es doch perfekt uns über Mimik und Gestik eine faszinierende Persönlichkeit des Sports näher zu bringen. Da muss man kein Fußball-Fan sein um sich bei diesem mit dramaturgischen Freiheiten ausgestatteten Biopic gut zu unterhalten.

Der Anfang des Film gibt den Ton dieser von einer besonderen Rivalität geprägten Geschichte vor. Denn wer in einem Interview vor Antritt beim künftigen Arbeitgeber noch mal kräftig zum Rundumschlag ausholt, seinen erfolgverwöhnten neuen Spielern anrät ihre Trophäen in die Tonne zu treten und die Methoden des Vorgängers in Frage stellt, der macht sich keine Freunde sondern nur Feinde. Selbstüberschätzung kommt vor dem Fall und warum Clough sich so verhält wird dem Zuschauer in langen Rückblenden erklärt, die 1968 beginnen als Clough noch mit Derby County einen Verein der unteren Tabellenhälfte der zweiten englischen Liga trainierte.

Drehbuchautor Peter Morgan macht die damalige erste Begegnung von Clough und Don Revie zum Fundament des Films. Die Nichtbeachtung durch Revie bei einem Pokalspiel zwischen dem kleinen Derby County und dem großen Club Leeds United nimmt Clough sehr persönlich und wird zum unerschütterlichen Antrieb endlich in die erste Liga aufzusteigen und dem Dauersieger Revie die Grenzen aufzuzeigen. Unter dieser Besessenheit leiden nicht nur Vorstandsmitglieder wie Sam Longson (gespielt von Jim Broadbent, Harry Potter und der Halbblutprinz) sondern zunehmend auch Assistent Peter Taylor (Timothy Spall, Sweeney Todd).

So setzt sich also nach und nach das Bild eines Mannes zusammen, der die Rivalität mit Revie und die Loyalität von Taylor als Brennstoffquelle für seinen Erfolgsmotor braucht. Michael Sheen verkörpert zwar die das Publikum mit einer beeindruckenden Performance einnehmende Hauptfigur dieses humoristischen Dramas doch wird die Geschichte gerade mit renommierten britischen Schauspielern wie Colm Meaney, Timothy Spall, Jim Boradbent und den z.Zt. omnipräsenten Stephen Graham (Public Enemies, Doghouse, This is England) in wichtigen Nebenrollen entscheidend aufgewertet.

Der Rückblick in die 60er und 70er wird dem Zuschauer auch durch die genaue Ausstattung und die Beachtung von Details sehr leicht gemacht. Da wurden keine Mühen gescheut und das Budget bis zum letzten Cent ausgereizt um z.B. ein Trainingsgelände wieder aufzubauen, das heute ein Parkplatz ist, Stadionschilder von damals zu reproduzieren und wieder am Ursprungsort aufzuhängen oder den gepflegten Fußballrasen so zu ramponieren, dass er dem Rübenacker von damals entspricht. Außerdem bedurfte es bei all den High-Tech Hochglanztempeln von heute an Detektivarbeit um ein Stadion zu finden, das optisch noch an die früheren Zeiten (inklusive Holzbänke!) erinnert. Einige der Gebäude des Films sind mittlerweile schon abgerissen.

Weitere Authentizität der vergangenen Jahrzehnte wird an manchen Stellen auch durch das Verwenden von Archivmaterial (Fußballspiele) und Ausschnitte aus dem damaligen TV-Programm erreicht. Kurz vor dem Abspann sieht man auch den echten Brian Clough (1935-2004) und seinen Assistenten Peter Taylor (1928-1990) in einer kurzen Sequenz zusammensitzen. Nach dem Leeds-Fiasko rauften sich die beiden noch einmal zusammen und feierten Erfolge mit Nottingham Forest. Erst der Aufstieg in die erste Liga, dann Meisterschaft. Es gelang ihnen sogar das Kunststück zweimal hintereinander den Europapokal der Landesmeister zu gewinnen (1979, 1980).

Internationaler Erfolg - ein Ziel, das er damals auch mit Leeds United hatte. Da muss man fast unweigerlich an Parallelen zum nicht mehr ganz so aktuellen Fall Jürgen Klinsmann denken. Wie Clough einst erfolgreicher Stürmer wollte er mit dem titelverwöhnten Erfolgsklub Bayern München hoch hinaus und fiel tief. Nur ... er durfte länger versuchen sein Konzept und seine Änderungen durchzuboxen. Der Vorstand von Leeds United hatte da weniger Geduld und gab Brian Clough nur 44 Tage. Zu wenig Zeit.

DVD (Sony, Code 2, PAL, 94 min)

Die britische DVD bietet neben dem Film in anamorphem 1.85 :1-Bildformat und dem englischen Ton in DD5.1 (nebst Untertitel in englisch und hindi) eine ganze Reihe interessanter Extras, die einen tieferen Einblick in den porträtierten Lebensabschnitt des Brian Clough bieten. Zum einen diskutieren Regisseur, Hauptdarsteller und Produzent im Audiokommentar verschiedene Aspekte bei der Arbeit am Film (z.B. wie sie heute noch lebende, unter Revie aktive Spieler von Leeds United vom Film überzeugen mussten, damit auf dem Vereinsgelände gedreht werden konnte). Einen Audiotrack für Blinde auf englisch gibt es im übrigen auch.

Noch mehr verrückte Dinge, die Michael Sheen in seiner Rolle veranstaltet (z.B. mit einer Axt den Tisch von seinem Vorgänger zerschlagen und verbrennen) finden sich bei den nicht verwendeten Szenen (30 Min). Außerdem gibt es Minidokus wie Sheen sich auf seine Figur vorbereitet hat, noch mehr Interviews, die Sheen als Clough gibt sowie Anmerkungen von Regisseur und Produzenten zum Dreh. Spieler von damals kommen auch zu Wort als auch Sporthistoriker, die den Fußball von heute mit dem vor 30-40 Jahren vergleichen.

Was fehlt ist der Trailer zum Film. Man hätte sich auch mehr Archivmaterial des echten Brian Clough von seinen legendären TV-Auftritten gewünscht. Wer die sehen will muss auf die in England auf DVD erschienene Dokumentation "Clough - The Brian Clough Story" zurückgreifen. In Deutschland erscheint "The Damned United - Der ewige Gegner" ohne Umwege einer Kinoauswertung direkt auf DVD/Blu-Ray am 25.02.2010.

Ein packendes Porträt eines Fußballbesessenen, der ein Projekt in Abgriff nimmt, das im Ansatz schon zum Scheitern verurteilt ist. Hauptdarsteller Michael Sheen demonstriert erneut seine Vielseitigkeit und lässt mit solchen starken Auftritten (s. auch Frost/Nixon und The Queen) so manchen Missgriff bei der Rollenwahl (Underworld 3, New Moon) fast vergessen.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 25.12.2009

The Damned United - Der ewige Gegner

(The Damned United)

UK 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 94 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: .2009 (UK) 25.02.2010 (D, DVD). Budget: 10 Mio. USD Einspiel: - Regie: Tom Hooper. Buch: David Peace. Screenplay: Peter Morgan. Kamera: Ben Smithard. Schnitt: Melanie Oliver. Musik: Robert Lane. Darsteller: Michael Sheen, Timothy Spall, Colm Meaney, Jim Broadbent, Henry Goodman, Stephen Graham, Peter McDonald, Mark Cameron, Maurice Roëves.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih