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2008
Bilder © Koch Media
** Der Andere
richard eyre


Peter liebt seine Ehefrau Lisa sehr. Doch als sie aus seinem Leben und der seit 25 Jahren andauernden Ehe verschwindet verdichten sich die Hinweise, dass sie noch einen anderen Mann geliebt hat. Peter forscht nach und findet in Mailand seinem vermeintlichen Widersacher.

Der britische Regisseur Richard Eyre bedient sich nach "Tagebuch eines Skandals" für sein Folgeprojekt erneut einer literarischen Vorlage. Diesmal ist es die Kurzgeschichte "Der Andere" von Bernhard Schlink, dessen Roman "Der Vorleser" ebenfalls 2008 verfilmt wurde. Nicht zwei Frauen sondern zwei Männer stehen jetzt im Mittelpunkt, deren gemeinsames Interesse Lisa ist, eine erfolgreiche Schuhdesignerin. Mit Liam Neeson (96 Hours), Antonio Banderas (Femme Fatale) und Laura Linney (Jindabyne) als Ersatz für Juliette Binoche zwar namentlich gut besetzt findet der Film aber nie eine klare erzählerische Linie und hängt dramaturgisch ziemlich schnell durch.

Eine Frau, Lisa (Linney), verschwindet und hinterlässt all ihre Kleidung, ihren Laptop mit passwortgesichertem Dateiordner und ihr Handy. Was ist mit ihr geschehen fragt man sich und angesichts des ratlos, mürrisch und unsicher wirkenden Ehemanns, Peter (Neeson), denkt man erst einmal, dass sie sich von heute auf morgen aus dem Staub gemacht hat. Warum nur ? Aber würde man da nicht wenigstens das Notebook mit wichtigen Dateien und sein Handy mit allen Kontaktadressen mitnehmen ? Vielleicht ist sie auch entführt worden ? Als ein fremder Mann Liebesbekundungen auf Lisas Anrufbeantworter spricht und Peter verräterische E-Mails liest kocht in ihm die Wut. Er fühlt sich betrogen und will Rache.

Das klingt jetzt wie ein spannender Prolog aber der Regisseur macht daraus nichts, bewegt sich schwerfällig auf die erste Begegnung des gehörnten Ehemanns mit dem vermeintlichen Lover (Banderas) hin. Dieses Treffen findet in Mailand bei einem Schachspiel in einem Café-Hinterraum statt. Was für eine tolle Möglichkeit für ein intelligentes Katz- und Maus-Spiel im Hinblick auf die Beziehung der Männer zueinander bietet doch dieses populäre Brettspiel. Doch Eyre verschenkt diese Momente, führt Banderas Figur bald als ahnungsloses Würstchen vor während Neesons dröges Spiel zwischen dem starren Blick auf die Nacktfotos seiner Frau und in ihm brennender, noch unterdrückter Mordlust wechselt. Emotionen beim Betrachter weckt das allerdings keine.

Stattdessen hat sicher so mancher die dritte mögliche Begründung des Verschwindens von Lisa anhand der Kommentare der gemeinsamen erwachsenen Tochter formuliert. Damit versucht dann Eyre noch einen Aha-Effekt beim Publikum herauszupressen um das bisher schludrig erzählte Drama noch um ein nennenswertes Kapitel zu ergänzen. Ist hiermit ganz im Sinne von Nicholas Sparks geschehen. Schade aber, dass man aus der gar nicht mal so uninteressanten Ausgangssituation nichts vernünftiges gemacht hat. In Amerika fiel "Der Andere" bei Kritik und Publikum gnadenlos durch. Das Thema der ehelichen Untreue wurde erst kürzlich im Kino in Atom Egoyans "Chloe" weitaus packender behandelt. Hauptrolle auch da: Liam Neeson.

Betulich inszeniert scheint Regisseur Eyre peinlichst genau darauf zu achten jede Möglichkeit eine psychologisch interessante, spannende Geschichte zu erzählen ungenutzt zu lassen. Damit lässt er seine Darsteller im Regen stehen. Und den Zuschauer erst recht.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.06.2010

Der Andere

(The Other Man)

USA/UK 2008. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 88 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 25.09.2009 (USA) 01.07.2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Richard Eyre. Kurzgeschichte: Bernhard Schlink. Screenplay: Charles Wood, Richard Eyre. Kamera: Haris Zambarloukos. Schnitt: Tariq Anwar. Musik: Stephen Warbeck. Darsteller: Liam Neeson, Laura Linney, Antonio Banderas, Romola Garai, Abigail Canton, Pam Ferris, .
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih