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2012
Bilder © Warner Bros.
*** Dark Shadows
tim burton


Ein im 18. Jhdt. verbuddelter Vampir steigt 196 Jahre später aus seinem Sarg, versucht das Familiengeschäft – ein einst anerkannter Fischereibetrieb - wieder anzukurbeln und eine Frau für sich zu gewinnen, die seiner Liebe von einst täuschend ähnlich sieht.

Regisseur Tim Burton und Schauspieler Johnny Depp sind schon ein spezielles Pärchen. Zum achten Mal in 22 Jahren arbeiten sie zusammen an einem gemeinsamen Projekt. Schräg hat es 1990 mit „Edward mit den Scherenhänden“ angefangen und so ist es auch bis heute geblieben. Heute spielt im Jahr 1972, als „Beim Sterben ist jeder der Erste“ und „Superfly“ im Kino liefen und Hippies selbst in Kleinstädten ihre drogenumnebelte Friedensmessage verkündeten. Das ist schon ein Kulturschock für den Vampir Barnabas Collins (Johnny Depp, Fluch der Karibik), der seltsam spricht und fahrende Autos schon mal für Dämonen aus der Hölle hält. Viel hat sich verändert in den letzten 200 Jahren aber vier Nachfahren der Collinsfamilie gibt es schon noch – die sind allerdings auch keine gewöhnlichen Typen. Als Barnabas in seinem Schloss der jungen Gouvernante Victoria (Bella Heathcote, Acolytes) begegnet ist er verzaubert und holt sich sogar Tips von einer 15-Jährigen um sich beim Umwerben des weiblichen Geschlechts auf den neuesten Stand zu bringen.

„Die Addams Family“ und „Die Munsters“ sind bei uns bekannte amerikanische Serien aus den 1960ern um Monster, Vampire und andere schaurige Gestalten, die uns aber lustig und sympathisch präsentiert wurden. Es ging um das Zusammenleben in Familien, die ungewöhnlich waren. Selbst wenn man alle Folgen beider Serien zusammenlegen würde kämen man aber nicht im entferntesten an die Masse an Episoden heran die von „Dark Shadows“ ausgestrahlt wurden. Sagenhafte 1225 Folgen (gibt’s auf 131 DVDs gepresst im Handel zu erwerben) liefen von der Vorlage für Tim Burtons Kinoversion zwischen 1966 und 1971 im US-TV. Eine von Kids wie Burton, Depp und Schauspielerin Michelle Pfeiffer verehrte Soapopera in der die damals von Jonathan Frid gespielte Figur des Baranabas Collins aber „nur“ in 594 Folgen dabei war. Der erst kürzlich verstorbene Frid und einige seiner Mitstreiter (wie z.B. David Selby, der später in der TV-Serie „Falcon Crest“ spielte“) sind übrigens in Cameos dabei, wenn eine Party, ein „Happening“ wie man es damals nannte, im Schloss gefeiert wird.

Für den Zuschauer gibt es allerdings kein berauschendes Kinoerlebnis zu feiern, denn dafür wirkt die Inszenierung doch etwas ziellos. Die meisten der zahlreichen Charaktere werden leider vernachlässigt, denn Depp als Vampir wider Willen (er wurde vor langer Zeit von einer Hexe zu diesem Untotendasein verflucht) steht klar im Mittelpunkt. Und eigentlich soll er seine verloren geglaubte Liebe neu entfachen. Das macht man allerdings in dem man (viel) Zeit mit der auserwählten Person verbringt. Stattdessen sehen wir ihn zunächst in vielen - durchaus amüsanten - Situationen des sich zurechtfindens in einer neuen Umgebung, untermalt von schönen bekannten Melodien der 60er/70er-Jahre. Die Spannung wird dabei aber sträflich vernachlässigt, so dass selbst Barnabas Morde, er muss durch Bluttrinken schließlich zu Kräften kommen, auch kaum mehr als knapp geschilderte, düstere Gags sind. Depp wandelt also im Verlauf des Films mit Sonnenbrille und Sonnenschirm bei Tageslicht (!) durch das Städtchen Collinsport, verbrennt sich, wenn Burton es für notwenig hält, aber auch mal die Flossen. System hat das aber scheinbar nicht.

Michelle Pfeiffer (vor 20 Jahren als Catwoman in Tim Burtons „Batmans Rückkehr“ zu sehen; zuletzt im unsäglichen "Happy New Year") als abgebrannte Schlossherrin hat wenig zu tun, Jonny Lee Miller (Trainspotting) als ihr diebischer Bruder wirkt blass und überflüssig, Dienstbote Willie (Jackie Earle Haley, A Nightmare on Elm Street) zieht auch kein Interesse auf sich und der interessantesten Figur der Collins-Familie neben Barnabas, Tochter Carolyn, gespielt von Chloe Grace Moretz (Hugo Cabret), wird auch wenig Raum zur Entfaltung gegeben. Amüsant sind die Kurzauftritte von Dracula-Legende Christopher Lee und Altrocker Alice Cooper, der sich selbst spielt … und abrockt. Zweite Hauptrolle neben Depp spielt aber auch nicht Helena Bonham Carter (gehört auch schon zum Inventar der Burton-Filme) sondern Eva Green, die schon Daniel Craig als Bond den Kopf verdreht hat, hier aber bei Depp auf Granit beißt und ihn eben deswegen damals zum Untotendasein verdammt hat und im Sarg tief vergraben ließ. Unter einem sehenswerten Effektegewitter – an der Ausstattung lässt sich ebenso nicht mäkeln - kommt es also zum Wiedersehen zwischen Vampir und Hexe und wir lernen, dass 200 Jahre sexuelle Abstinenz der spontanen Lust nichts anhaben kann.

Optisch gelungen, wie man es von Burton auch nicht anders erwartet, einige gute Gags gibt’s auch und Depp spielt seinen Vampirkauz souverän. Das täuscht aber nicht über eine wenig prickelnd erzählte Geschichte hinweg, die weder schaurig noch spannend inszeniert ist und enttäuschend mit den Nebenfiguren umgeht. Ein Anreiz darauf, die Serie nachzuholen gibt es hier nicht.

Text © Markus Klingbeil
08.05.2012

Dark Shadows

USA 2012. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 113 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 11.05.2012 (USA) 10.05.2012 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Tim Burton. TV-Serie: Dan Curtis. Drehbuch: Seth Grahame-Smith, John August. Screenplay: Seth Grahame-Smith.Kamera: Bruno Delbonnel. Schnitt: Chris Lebenzon. Musik: Danny Elfman. Darsteller: Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Helena Bonham Carter, Eva Green, Jackie Earle Haley, Jonny Lee Miller, Bella Heathcote, Chloë Grace Moretz, Gulliver McGrath, Christopher Lee, Alice Cooper, Ivan Kaye, Susanna Cappellaro

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