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2010
Bilder © 20th Century Fox
** Cyrus - Meine Freundin, ihr Sohn und ich
jay duplass, mark duplass


John (John C. Reilly) hat sich in Molly (Marisa Tomei) verliebt. Die wohnt allerdings mit ihrem 21-jährigen Sohn Cyrus (Jonah Hill) zusammen. Cyrus will seine Mutter aber nicht teilen was zu Spannungen unter den Dreien führt.

Man wähnt sich schon in einer dieser unsäglichen Reality-Dokusoaps, wenn wir eine Frau mittleren Alters in eine unaufgeregt eingerichtete Wohnung begleiten und in einem Zimmer einen Mann auf dem Bett liegend überraschen wie er gerade im Begriff ist sich selbst Vergnügen zu bereiten. Peinlich ist das schon, nicht nur für den Mann und die Frau. Die werden gespielt von Catherine Keener (Echt blond, Synecdoche New York)) und John C. Reilly (Die Stiefbrüder, Boogie Nights) und ihre Beziehung zueinander im Film ist keine Ehepartnerschaft mehr sondern eine platonische Freundschaft. Sie kümmert sich aber noch um ihren Ex, der so seinen Probleme hat eigenständig soziale Kontakte zu knüpfen und daher auch nach Jahren der wohnlichen Trennung noch am Rockzipfel seiner Ex-Frau hängt. Jamie (Keener) heiratet demnächst und will John (Reilly) ermutigen sich wieder mit Frauen zu treffen.

Ausgedacht haben sich diese Geschichte zwei Brüder, Jay und Mark Duplass, die bisher als Independentfilmer nur einem kleinen Kreis bekannt waren, ihre Filme für wenig Geld und mit Mini-Crew drehten. Keinen geringeren als den Hollywoodregisseuren Ridley und Tony Scott hat diese Arbeit gefallen und so produzierten sie nun diesen Film um einen verliebten Mann und einen Nesthocker, die sich gegenseitig im Wege stehen. Ihren Stil ändern wollten die beiden Duplass aber nicht, den Hauch von Hollywood spürt man daher nicht, denn dieses Sozialdrama mit humorigen Untertönen wirkt sehr nüchtern und bemüht realitätsnah. Mit der Besetzung der drei Hauptfiguren passt man sich dieser Art des Filmemachens an. Reilly, Tomei und Hill haben zwar schon in kassenträchtigen Filmen mitgewirkt, sind aber keine Stars die alleine Zuschauer anlocken. Tomei hatte zuletzt in "The Wrestler" und "Tödliche Entscheidung" überzeugt. Hill kennt man als den lustigen Dicken in Filmen wie "Superbad" und "Beim ersten Mal".

Verquere Stories über Außenseiter oder Independentfilme an sich sind oft eine willkommene Abwechslung zum lauten Blockbusterkino, weil man es mit interessanten Charakteren zu tun hat, die lebensnaher sind und sich unverstellt offenbaren. Natürlich kann solch ein Seelenstriptease auch zur Zuschauerqual werden insbesondere, wenn das Drehbuch zu vorhersehbar ist, keine Abwechslungen bietet und dadurch das Interesse an den Figuren wieder schwindet. Improvisationstalent gehört zu den Anforderungen, die die Rollen in "Cyrus" erforderten und vielleicht ist es auch ein Grund, warum der Film bei aller Realitätsnähe den Betrachter wenig berührt. Schnell hat man nämlich die Figuren durchschaut mit Reilly als dem Loser mit fehlendem Selbstbewusstsein, Tomei als die sich für ihren Sohn aufopfernde, naive Mutter und Hill als den lächelnd-berechnenden, öffentlich-leidenden, hinterlistigen Kerl, der die Güte seiner Mutter schamlos ausnutzt.

Was auf die Dauer besonders nervt ist neben den laschen Dialogen und dem langatmigen Inszenierungsstil vor allem auch der optische Eindruck, die Kameraarbeit, die sich dem Dokumentationsformat verschreibt und gerne schnelle, ruckartige Zooms beinhaltet. In chronologischer Reihenfolge wurden die Szenen abgedreht, dank dem Einsatz von flexiblen HD-Kameras (RED) konnten sich die Filmemacher dann auch austoben, die Szenen 15 Minuten oder länger ohne Unterbrechung laufen lassen und später entscheiden was im Endschnitt verwertet werden soll. Genutzt hat es aber nichts.

Um realitätsnahe Szenarien sind die Filmemacher mit Wort und Bild in diesem Independentdrama bemüht, langweilen aber letztendlich mit einer unaufgeregt vorgetragenen Geschichte ohne Höhepunkte.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 05.12.2010

Cyrus - Meine Freundin, ihr Sohn und ich

(Cyrus)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 93 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 18.06.2010 (USA) 25.11.2010 (D). Budget: 7 Mio. USD Einspiel: 7.4 Mio. USD (USA) 9.6 Mio. USD (weltweit) Regie: Jay Duplass, Mark Duplass. Buch: Jay Duplass, Mark Duplass. Kamera: Jas Shelton. Schnitt: Jay Deuby. Musik: Michael Andrews. Darsteller: John C. Reilly, Jonah Hill, Marisa Tomei, Catherine Keener, Matt Walsh, Diane Mizota,.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih