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2013

Bilder © Pandastorm
**** Borgman
alex van warmerdam


Ein Landstreicher gewinnt das Vertrauen einer verheirateten Frau und nistet sich in ihrem Haus ein. Dann holt er seine Freunde mit dazu.

Camiel Borgman ist ein Überlebenskünstler, ein Mann der sich an jede Lebenslage – ob über- oder unterirdisch - perfekt anpassen kann. Er ist schlau, er ist schleichend manipulativ und das was er tut geschieht ohne großes Theater, es sei denn es gehört zu seinem nächsten Schachzug, den seine Opfer, den wir Zuschauer, kaum vorhersehen können. Perfekt besetzt mit dem 46-jährigen Belgier Jan Bijvoet (The Broken Circle) entspringt dieses Chamäleon einer Figur dem Hirn von Alex van Warmerdam, einem niederländischen Regisseur, der als skurriler Geschichtenerzähler bei Freunden des Arthauskinos bekannt ist (siehe auch „The Last Days of Emma Blank“, „Little Tony“). Sein Protagonist betritt das große Grundstück einer wohlhabenden Familie und bittet sie doch kurz ein Bad nehmen zu dürfen. Er lässt sich nicht abwimmeln und der Hausherr (Jereon Perceval, Bullhead) wird zunehmend ungehalten, verprügelt den sich nicht wehrenden Bittsteller schließlich und lässt ihn auf dem Rasen vor der Haustür liegen. Marina (Hadewych Mibis), die Hausherrin, hat das mit angesehen, fühlt sich deswegen schlecht, versteckt den Burschen im Gartenhaus und versorgt ihn während der Abwesenheit des nichtsahnenden Gatten.

Als Camiel stellt sich der Landstreicher mit dem wallenden Bart und den langen Haaren vor und zieht Marina immer mehr in seinen Bann. Als er nach einigen Tagen wieder verschwinden will („Mir ist langweilig, ich will spielen“) hält sie ihn zurück und verspricht ihm den Job des Gärtners. Dann wäre auch das Versteckspiel beendet. Und Camiel hat einen Plan wie er den Ehegatten dazu bringt ihn einzustellen. Wer schon einen Film von van Warmerdam gesehen hat, der weiß, dass dieser Künstler keine hektischen Filme dreht. Mit einer ruhigen Bildersprache kann er auch sicher sein, dass die inhaltlichen Elemente seiner Geschichte schön der Reihe nach wahrgenommen und garantiert Erstaunen auslösen werden. Schon wenn zu Beginn des Films der Pfarrer mit der Flinte auf die Jagd nach Camiel und seinen Freunden geht dürfte das Interesse auf das was noch kommen mag geweckt sein. Und durch die Einführung weiterer Charaktere, die sich auf dem Grundstück und im Haus Marinas, ihres Gatten, der drei Kinder und dem dänischen Kindermädchen tummeln, entsteht ein Sog aus Abhängigkeit und Mordlust gepaart mit einer lapidaren Boshaftigkeit, wie man sie in dieser Form nur selten antrifft. Van Warmerdam selbst spielt eine der Nebenrollen, ebenso wie seine Frau Annet Malherbe, und sie sorgen dabei persönlich dafür, dass der lakonische Humor wieder ausgesprochen gut transportiert wird.

Zu versuchen alles zu verstehen, logisch zu hinterfragen was sich hier vor unseren Augen abspielt ist dagegen ein schwieriges Unterfangen und wer auf eine eindeutige Auflösung dieser verschrobenen, gegen den Strich gebürsteten Geschichte Wert legt, der wird enttäuscht werden. Konventionell ist hier nichts. Beim Filmfestival in Cannes 2013 lief van Warmerdams achte Regiearbeit in Konkurrenz um die Goldene Palme. Zum Gewinn hat es zwar nicht gereicht („Blau ist eine warme Farbe“ wurde von der Jury gewählt) aber „Borgman“ war immerhin der erste niederländische Beitrag im Wettbewerb seit 38 Jahren. Außerdem ging der Film als Oscarkandidat ins Rennen, scheiterte aber schon in der Vorauswahl. Ende 2015 startet in unserem Nachbarland der nächste Film von van Warmerdam („Schneider vs. Bax“) mit ihm selbst in einer der Hauptrollen. Es geht um einen Auftragskiller, der einen Romanautor umbringen soll.

Blu-ray (Pandastorm, Code B, 113 min) -> ab 17.02.2014 im Kaufhandel!

Die deutsche Blu-ray von Pandastorm.

Bild: 2.40:1 /1080p (16x9); gut
Untertitel: Deutsch, englisch (optional zuschaltbar)
Ton: DTS-HD 5.1 Deutsch; gut (zusätzlich: DTS-HD 5.1 Niederländisch, Englisch)
Extras: Deutscher Originaltrailer, Deleted Scenes (6min), 8 weitere Trailer.

Ein rätselhaftes Drama im Thrillergewand mit skurrilen, überraschenden und bösen Momenten. Für alle, die mehr als nur einfache Mainstreamkost schmecken wollen.

Text © Markus Klingbeil
16.02.2015

Borgman

Niederlande, Belgien, Dänemark 2013. Farbe. Originalsprache: niederländisch, englisch. Länge: 113 Min Bildverhältnis: 2.40:1 Kinostart: 29.08.2013 (NL) 02.10.2014 (D) Budget: n/a Regie: Alex van Warmerdam. Drehbuch: Alex van Warmerdam. Kamera: Tom Erisman. Schnitt: Job ter Burg. Musik: Vincent van Warmerdam. Darsteller: Jan Bijvoet, Hadewych Minis, Jeroen Perceval, Alex van Warmerdam, Tom Dewispelaere, Sara Hjort Ditlevsen, Elve Lijbaart, Dirkje van der Pijl, Pieter-Bas de Waard, Eva van de Wijdeven, Annet Malherbe, Pierre Bokma, Gene Bervoets, Mike Weerts, Ariane Schluter.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih