Zwei Freunde versuchen in den 1930ern ihr Glück in der Hafenstadt Shanghai. Dort müssen sie sich in Territorialkämpfen beweisen, denn ein alteingesessener Gangster will nichts vom Kuchen abgeben.

In den 70ern drehte Chen Kuan-Tai dutzende Filme für die Shaw Brothers und wurde durch Filme wie „The Blood Brothers“, „The Boxer from Shantung“ und „Executioners from Shaolin“ berühmt. Zur Ruhe gesetzt hat sich der 1945 geborene Schauspieler, der bei ein paar Filmen selbst Regie führte aber noch nicht. Auch heutzutage kann man ihn noch ab und zu in Nebenrollen sehen, z.B. in Rapper RZAs missglücktem Regiedebüt „Man with the Iron fists“. Mit „Big Boss of Shanghai“ inszenierte Chen 1979 für Lo Weis Produktionsfirma einen Kung-fu-Streifen, der zwar wenig originell dafür aber vollgepackt ist mit lang andauernden Kampfsituationen. Kaum verwunderlich, dass er als Hauptfigur auch im Mittelpunkt physisch anstrengender Aktionen ist. Als armer Schlucker namens Wong Chun-Yung, der mit seinem Kumpel Cheung Fu-Sum (Jimmy Lee Fong, Master of the Flying Guillotine) unterwegs ist versucht er mit harter Arbeit sein täglich Brot zu verdienen. Gaunereien wie Taschendiebstahl oder Zechprellerei lehnt er ab. Lieber gibt er sein letztes Hemd her. Trotzdem hilft er Freunden, die es mit der Ehrlichkeit nicht so genau nehmen, aus der Patsche. Als Cheung aber bei einer Prügelei einen seiner Gegner tötet flieht er mit Wong nach Shanghai.

Man ahnt es früh, dass ein Ortswechsel die Gemüter natürlich nicht beruhigen wird, denn erstens ist Gerechtigkeitsfanatiker Wong keiner, der sich von raffgierigen Arbeitgebern und gewalttätigen Gangstern einschüchtern lässt und zweitens entfernt sich der nach persönlicher Macht und Reichtum strebende Cheung immer mehr von den Idealen seines Freundes. Mit Waffen- und Opiumschmuggel könnte man sich in der Hierarchie der Unterwelt schnell nach oben katapultieren doch die Uneinigkeit des einst schlagkräftigen Duos schafft neue Fronten, die blutige Konsequenzen nach sich ziehen. Das bringt dem Zuschauer eine Unmenge an ansprechend durchchoreographierten Fights mit Händen und Füßen ohne dass dabei die Schwerkraft ignoriert wird. Einem Gangsterchef nach dem anderen werden dabei die finalen Leviten gelesen und selbst eine Übermacht an gleichzeitig attackierenden Gegnern schrecken unsere tapferen Helden nicht. Dass heißt jetzt allerdings nicht, dass die Stimmung trotz diverser Anschläge auf das Leben von Wong bierernst ist. Cheng Kuan-Tai sammelt durch sein Auftreten, seine ehrenhaften Charakterzüge und seine lockere, das Leben schätzende Art schnell Sympathiepunkte und Cheng Kang Yeh (Executioners of Shaolinn) als loyaler Sidekick und dritter im Bunde in guten und schlechten Tagen ist in einer Nebenrolle ideal besetzt. Für starke Frauenfiguren ist dann kein Platz mehr und so ist der Alibiauftritt einer dem Held in der Not kurzfristig beistehenden Dame kaum der Rede wert.

DVD (Code 2, PAL, 93 min)

Die französische Import-DVD liefert den Film in der „Hong-Kong-Boulevard“-Reihe von Metropolitan Filmexport im Doppelpack auf einer DVD-9 (kein Flipper!) mit „The Association“. (DVD-Titel: L'Association / Le Boss de Shanghai)
Bild: 2.35:1 (16x9). Die nicht restaurierte Vorlage stammt von Fortune Star. Zahlreiche Verschmutzungen, Kratzer plagen das Filmmaterial. Trotzdem ansehbar und sogar anamorph codiert.
Untertitel: Französisch (nicht ausblendbar).
Ton: Kantonesisch; akzeptabel (DD 2.0)
Extras: Keine. Kapitelwahl gibt es zwar aber ohne dazugehöriges Kapitelmenü.

Unstimmigkeiten werden hier gleich mit Fäusten geregelt. Etwas mehr Abwechslung und eine weniger vorhersehbare Story hätte man sich aber schon gewünscht. Für den Genrefan aber ein ansehnlicher Zeitvertreib.