Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2010
Bilder © Sony
** Woher weisst du, dass es Liebe ist ?
james l. brooks


Ein Mann und eine Frau haben unabhängig voneinander mit beruflichen Niederlagen zu kämpfen als sie sich begegnen. Doch das Blind Date ist nicht die schnelle Lösung der Probleme.

Auf den Leib geschrieben hat er ihr die Rolle, doch was James L. Brooks bei seiner prominent besetzten Dramödie vergessen hat ist uns mit einem einfallsreichen Drehbuch zu beglücken. Reese Witherspoon heißt die Leading Lady, die sich hier als aus Altersgründen aussortierte Softball-Spielerin mit den Wirklichkeiten des Lebens herumschlagen muss. Witherspoon zählt zu den Topverdienern der Branche, tauchte in den letzten Jahren regelmäßig in den Top100 der vom Wirtschaftsblatt Forbes veröffentlichten Liste der einflussreichsten Promis auf und konnte auch für "Woher weißt du, dass es Liebe ist" satte 15 Mio. Dollar einstreichen. Zwei Jahre stand die mittlerweile 35-jährige Amerikanerin, die den Höhepunkt ihrer Schauspielkarriere mit dem Oscargewinn 2006 für ihre Rolle in "Walk the Line" erreichte, nicht mehr vor der Kamera und muss jetzt ihren kommerziell größten Flop verkraften.

Witherspoon mag sich noch so charmant bemühen ihre Figur interessant zu gestalten aber ebenso wie ihre Darstellerkollegen scheint sie vor der biederen Inszenierung einer gänzlich unaufgeregten Geschichte zu kapitulieren. Auch bei der Wahl der beiden Männer, die sich mehr oder weniger geschickt um Witherspoons Aufmerksamkeit bemühen hat Brooks kein glückliches Händchen. Paul Rudd (Trauzeuge gesucht!) mag als Sidekick in diversen Komödien seinen Beitrag leisten wirkt hier aber bei seiner dramatisch-komischen Interpretation eines vom eigenen Vater vor die Wölfe einer Bundesbehörde geworfenen Gutgläubigkeitssofties überfordert. Selbst in Szenen mit einem reaktivierten Jack Nicholson (er übernahm als Ersatzmann kurzfristig die Rolle des Vaters von Rudd) im wenig engagiert wirkenden Ich-nehme-die-Millionen-die-man-mir-nachwirft-gerne-mit-Modus macht Rudd keinen Stich. Man bedenke, das ist wahrlich nicht der Nicholson mehr, der 1998 für James L.Brooks "Besser geht's nicht" den Oscar erhielt. Das Erfolgsduo von damals jetzt glücklos.

Zwischendrin hatte Brooks nur noch einen Film gedreht, Spanglish (2004), der bei 80 Millionen Dollar Einsatz nur 55 Millionen Dollar an den Kinokassen zurückholte. Mit Owen Wilson (Alles erlaubt - Eine Woche ohne Regeln) engagierte er für sein aktuelles Projekt einen weiteren Darsteller, der ihm einiges zu verdanken hat. 1996 produzierte Brooks Wes Andersons "Bottle Rocket" und verhalf damit auch Wilson zum Kinodebüt. Zurückzahlen tut er das mit einer lauwarmen Performance als leicht nervender, erfolgreicher, nicht ganz so intelligenter Sportler mit unerklärlichem Frauenschwarmhintergrund (muss wohl das übliche sein - Geld und Erfolg), der eine in Liebesangelegenheiten unsichere Witherspoon ins Bett lockt (Sportler lieben Sportler - das hat Brooks recherchiert!). Doch die Chemie zwischen den beiden stimmt nicht, das merkt der Zuschauer viel früher als die geschasste Softballspielerin. Hinsteuern auf ein Happy End mit Kollege Paul Rudd soll das ganze einfallslose Geplänkel aber beim Gedanken an diese ebenso langweilige Option graust es dem Betrachter schon früh.

Vielleicht hätte Brooks das Desaster weniger schmerzvoll gestalten können, hätte er diese planlose Dreiecksgeschichte nicht auf zwei volle Stunden ausgewalzt und sich entscheiden können ob er denn mehr lustig oder dramatisch erzählen will. Cutter Richard Marks, langjähriger Weggefährte von Brooks und mehrfach oscarnominiert, konnte oder wollte da wohl keinen Einfluss geltend machen. So hängt die Geschichte mangels Substanz streckenweise und häufig einfach durch, Szenen werden viel zu lange ausgespielt, bis Brooks ein einsehen hat. Bemühte Komik durch den Auftritt der (tatsächlich) schwangeren Kathryn Hahn (TVs "Crossing Jordan") wirkt fehlplatziert, falsch getimt oder einfach nur verkrampft vorgetragen. Der Gastauftritt von Tony Shalhoub (TVs Monk) als Psychiater verpufft wirkungslos.

Blu-ray (Sony Deutschland)

Technisch in Ordnung präsentiert Sony den Film auf Blu-ray mit mehreren Sprachversionen und einigen Extras, die letztlich interessanter sind als der Hauptfilm. Optimistisch und gut gelaunt sind die Befragten da noch, wurden Interviews, Making ofs und der Audiokommentar wohl alle vor dem US-Kinostart produziert. Wer also nach einer kritischen Selbstanalyse sucht wird enttäuscht. Die Begeisterung vom sympathischen Regisseur/Autor Brooks fürs Filmemachen zeigt sich aber bei jedem Zusatzmaterial in dem er zu Wort kommt. Am interessantesten ist das halbstündige Gespräch zwischen Brooks und Komponist Hans Zimmer, die gerne auch mal in der gemeinsamen Vergangenheit kramen.

Überflüssig! Ein 120-Millionen-Dollar-Debakel mit Schauspielern außer Form (oder überfordert) und einem Autor/Regisseur dem das Gespür für gut getimte dramatische und komische Momente verlorengegangen ist. Wer nicht glaubt wie belanglos zwei Stunden Film sein können, der darf sich gerne anhand dieses Films selbst davon überzeugen.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 12.06.2011

Woher weisst du, dass es Liebe ist ?

(How do you know)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 121 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 17.12.2010 (USA) 20.01.2011 (D). Budget: 120 Mio. USD Einspiel: 30.2 Mio. USD (USA) 48.7 Mio USD (weltweit) Regie: James L. Brooks. Buch: James L. Brooks. Kamera: Janusz Kaminski. Schnitt: Richard Marks, Tracey Wadmore-Smith. Musik: Hans Zimmer. Darsteller: Reese Witherspoon, Paul Rudd, Owen Wilson, Jack Nicholson, Kathryn Hahn, Mark Linn-Baker, Lenny Venito, Molly Price, Tony Shalhoub.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih