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2012
Bilder © Alamode Filmverleih
** Willkommen in der Bretagne
marie-castille mention-schaar


Eine Städterin aus Paris wird Personalmanagerin an einem Krankenhaus in einem Kaff in der Bretagne. Da sind die Freizeitmöglichkeiten begrenzt. Eine Option: Bowling. Eine gehörige Spaßbremse ist allerdings die geplante Schließung der Babystation was die Belegschaft auf die Barrikaden ruft.

Marie-Castille Mention-Schaar trat in den letzten knapp 10 Jahren vorrangig als Produzentin in Erscheinung. Für die Komödie „Triff die Elisabeths“ (2009) schrieb sie auch das Drehbuch. 1.6 Mio. Franzosen lösten ein Ticket um den Film zu sehen. 2012 produzierte sie nicht nur zwei ihrer selbst geschriebenen Geschichten sondern führte auch bei beiden Regie. „Willkommen in der Bretagne“ ist einer davon und hat nach seiner deutschen Premiere bei den 29. Französischen Filmtagen auch einen Verleih gefunden, der den Film bundesweit in die Kinos bringt.
In der Hauptrolle sehen wir Catherine Frot (Odette Toulemonde, Das Mädchen, das die Seiten umblättert), die Paris verlässt um einen neuen Job in Carhaix, ein kleine Stadt im Herzen der Bretagne, anzutreten. Sie muss diese neue Herausforderung alleine meistern, ihr Mann bleibt in Paris, er ist Auktionator und liebt seine Arbeit mehr als seine Frau. Herzlichkeit bemerkt Catherine, so auch der Vorname von Frots Figur im Film, bei einer kleinen Gruppe Krankenschwestern, die auf der Babystation arbeiten. Mit ihnen freundet sie sich beim gemeinsamen Bowling an. Mit Catherine im Team hat man ein Naturtalent gefunden und kugelt sich von Sieg zu Sieg und hat den Titel des Meisters der Bretagne bald in Greifweite. „Bowling“, so lautet auch der französische Filmtitel.

So glatt und simpel wie das klingt ist die Geschichte leider auch. Die Figuren sind langweilig, ohne echte Ecken und Kanten. Der Gegensatz Großstadt-Kleinstadt als Gelegenheit um Reibung zu kreieren wird verschenkt, Emotionen möglichst vermieden. Wenn die sozialkritische Komponente greifen soll und die Angestellten zum Widerstand gegen die Schließung der Babystation das ganze Städtchen mobilisieren springt der Funke zum Betrachter nicht über. Als Feel-Good-Komödie vom Verleih angepriesen stellt sich ein beschwingtes Gefühl leider nicht ein. Ein pompöser Musikscore im finalen Drittel der den doppelten Showdown – Kampf vor Gericht gegen die politischen Entscheider und Kampf im Bowlingturnier - akustisch unterstreicht wirkt wie der hilflose Versuch dem Zuschauer doch noch eine angespannte Stimmung aufzudrängen. Dass misslingt völlig, echte Konfrontationen scheut das Drehbuch und so sind Versöhnungsszenarien zwischen Catherine, der Umstrukturierungsbotin, und den Krankenschwestern, die mehr Unterstützung für ihre Belange erwarten, auch ohne Durchschlagskraft.

Die Regisseurin bemüht sich krampfhaft immer wieder etwas Humor in die Geschichte zu tragen, z.B. wie man einen Fahrprüfer austrickst. Die sich ausbreitende Langeweile kann das aber auch nicht stoppen. Die einzige Darstellerin, die ansatzweise gute Laune vermittelt ist Firmine Richard (Zusammen ist man weniger allein), die aber viel zu wenige Szenen hat um das Ruder herumzureißen. Mathilde Seigner (Eine Schwalbe macht den Sommer) übernimmt als Geburtshelferin die Leader-Rolle der rebellierenden Frauen, wirkt aber seltsam gelangweilt. Auch die Herren in den Nebenrollen bleiben blass. In Frankreich haben knapp 500.000 Zuschauer den Film gesehen, der übrigens auf einer wahren Begebenheit beruht, die sich 2008 zugetragen hat. Gedreht wurde dann im Ort des Geschehens – Carhaix. Statisten waren daher leicht zu finden.

Die gute Laune verpufft schnell bei dieser langweiligen, ideenlosen Provinzgeschichte.


Text © Markus Klingbeil
19.12.2012

Willkommen in der Bretagne
(Bowling)


F 2012. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 90 min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 18.07.2012 (F) 31.01.2013 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Marie-Castille Mention-Schaar. Drehbuch: Marie-Castille Mention-Schaar, Jean-Marie Duprez. Kamera: Myriam Vinocour. Schnitt: Hugues Darmois. Musik: Erwann Kermorvant. Darsteller: Catherine Frot, Mathilde Seigner, Firmine Richard, Laurence Arné, François Bureloup, Mathias Mlekuz, Gilles Bataille.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih