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2009
Bilder © Universal
*** Wenn Liebe so einfach wäre
nancy meyers


10 Jahre liegt die Scheidung von Jane (Meryl Streep) und Jake (Alec Baldwin) nun zurück doch eines trinkfreudigen Abends in New York landen beide wieder gemeinsam im Bett. Gerade als sich ein anderer Mann für Jane interessiert und das letzte der drei mittlerweile volljährigen Kinder das Haus verlassen hat. Was die Sache besonders macht ist die Tatsache, dass Jake mit der (jüngeren) Frau verheiratet ist, die damals der Scheidungsgrund war.

Liebe ist kompliziert. Und sie geht manchmal seltsame Wege. Das erzählt uns die amerikanische Drehbuchautorin und Regisseurin Nancy Meyers seitdem sie 1998 ihren ersten Erfolgsfilm "Ein Zwilling kommt selten allein" drehte. Anschließend folgte ihr bis dahin größter Hit "Was Frauen wollen" in dem Mel Gibson die Gedanken des weiblichen Geschlechts hören kann und sich dementsprechend zum Frauenversteher mausert. Wer in einem Nancy Meyers Film mitspielt, der spielt in einem Kassenschlager mit, denn mit ihrer bewährten Mischung aus Melodram und Komödie hat sie sich ein erwachsenes Publikum erobert.

Nicht die jungen Hüpfer stehen im Mittelpunkt, sondern Leben und Lieben der älteren Generation erhält die uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Da liebt ein Jack Nicholson (66 Jahre) Diane Keaton (57 Jahre) in "Was das Herz begehrt", Mel Gibson (44 Jahre) schäkert mit Helen Hunt (37 Jahre) und jetzt muss sich eine Meryl Streep (60 Jahre) zwischen zwei reifen Männern (Alec Baldwin, 51 Jahre und Steve Martin, 64 Jahre) entscheiden. Jüngere Frauen sind meist Staffage, denn der intelligente Mann von heute merkt irgendwann, dass Beziehungen mit weitaus jüngeren Frauen kein ewiger Jungbrunnen ist, der auf Dauer glücklich macht.

Dass es ein großes Publikum für Meyers Art des Filmmachens gibt ist auch einer jüngeren Schauspielergeneration um Cameron Diaz und Jude Law nicht entgangen. Und so standen dann ausnahmsweise in "Liebe macht keine Ferien" (2006) Charaktere im Mittelpunkt, die sich im Altersbereich 30+ befinden. Auch dieses "verjüngte" Beziehungsdrama war erfolgreich, weil altbewährte Erzählelemente von populären Gesichtern präsentiert wurden. Insgesamt spülten Meyers vier bisherigen Filme 937 Mio. US-Dollar weltweit in die Kassen der Produktionsstudios. Und da wundert es nicht, dass sie zu den begehrtesten Drehbuchautoren Hollywoods zählt.

Ihr neuester Film über menschliche Beziehungen führt ein Scheidungspaar nach vielen Jahren wieder zusammen. Ob das nur Sex-Episoden sind oder eine echte zweite Chance ist die Frage, die sich nur kurz stellt. Meyers Frauen in den Hauptrollen sind Menschen mit alltäglichen Problemen aber sie finden die Kraft sich ihnen zu stellen. Große Überraschungen gibt es dann letztendlich keine. Oder stellt sich wirklich die Frage ob der von Alec Baldwin gespielte Ex-Mann, der wie ein ausgesperrter Hund ständig vor der Tür steht wirklich besser ist als ein netter, zurückhaltender Architekt (Auftritt Steve Martin!), der noch seine eigene Scheidung verarbeiten muss ?

Wie auch immer, der Weg ist das Ziel sagte schon (so oder ähnlich) Konfuzius und der Weg ist auch hier mal unterhaltsam, mal dröge oder mal betont ernst. In zwei Stunden lassen sich so einige emotionale Schichten abtragen und Meryl Streep als die Person um die sich alles dreht gibt eine routinierte Vorstellung. So unterhaltsam wie ihr Porträt der Julia Child in "Julie & Julia" ist das aber bei weitem nicht und auch von den Komödianten im Team hätte man sich etwas mehr erwartet als einen beharrten, nackten Körper zu zeigen. Baldwin ist es, der sich zum Affen machen muss und seine Jetzt-Frau, gespielt von der 21 Jahre jüngeren Lake Bell (bekannt durch die TV-Serie "Boston Legal" und hier völlig unterfordert), verschmäht.

In der US-Serie "30 Rock" setzt Baldwin komödiantische Glanzlichter und sackt für seine Rolle als NBC-TV-Unterhaltungs-Chef regelmäßig Preise ein. Meyers gibt ihm als Mann, der Sex mit der Ex will, aber zu wenig gute Sprechzeilen sondern verlagert zu viele Gags auf Baldwins körperliche Erscheinung. Noch härter trifft es Steve Martin für dessen "Vater der Braut"-Filme sie in den 90ern die Drehbücher schrieb. Aber Meyers hat ja schon in der Vergangenheit Comedian Jack Black die Zähne gezogen und ihn zum braven Schosshund degradiert. So bleibt von Martins betulicher Darstellung kaum etwas hängen. Es gibt im Film wirklich lustige Szenen und das sind Momente in denen man Nancy Meyer den Mut wünscht mal die melodramatischen Gegenstücke zu reduzieren. Das wäre mal etwas neues.

Als sympathischste Männerfigur bleibt dann John Krasinski (TV-Comedyserie "The Office") übrig, der als Verlobter von Janes ältester Tochter die Affäre seiner Schwiegereltern in spe als erster mitbekommt und krampfhaft versucht dies vor allen und vor allem den Kindern von Jane und Jake zu verheimlichen. Groß ist die Rolle zwar nicht, aber Krasinski macht das beste draus. Tom Hanks Ehefrau Rita Wilson kommt über ihre Minirolle als Stichwortgeberin nicht hinaus. Unauffällig spielt Hunter Parrish den Sohn. Manche werden in aus der Serie "Weeds" kennen. Für preisverdächtig wurde allerdings nur die z.Zt. omnipräsente Meryl Streep gehalten und so wurde sie auch für einen Golden Globe nominiert. Bekommen hat sie ihn aber verdientermaßen für "Julie & Julia".

Die bewährte Nancy-Meyers-Backmischung kommt auch in "Wenn Liebe so einfach wäre" wieder zum Einsatz. Trotz melodramatischer Einschläge ist der Film immerhin streckenweise unterhaltsam und besser als "Was Frauen wollen" und "Liebe braucht keine Ferien", weil Meyers sich diesmal beim Kitschüberguss zurücknimmt. Und das nimmt man doch gerne wohlwollend zur Kenntnis.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 26.01.2010

Wenn Liebe so einfach wäre

(It's Complicated)

USA 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 120 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 25.12.2009 (USA) 21.01.2010 (D). Budget: 85 Mio. USD Einspiel: 98.2 Mio. USD (USA) 148.8 Mio. USD (weltweit)Regie: Nancy Meyers. Buch: Nancy Meyers. Kamera: John Toll. Schnitt: Joe Hutshing,David Moritz. Musik:Heitor Pereira, Hans Zimmer. Darsteller: Meryl Streep, Steve Martin, Alec Baldwin, John Krasinski, Lake Bell, Mary Kay Place, Rita Wilson, Alexandra Wentworth, Hunter Parrish, Caitlin Fitzgerald, Emjay Anthony .
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih