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2010
Bilder © 20th Century Fox
*** Wall Street - Geld schläft nicht
oliver stone


Der ambitionierte Jake Moore (Shia LaBeouf) arbeitet an der New Yorker Börse und er glaubt daran, dass man in "saubere" Energien investieren sollte. Die Investmentbank für die er arbeitet steckt allerdings in einer finanziellen Krise und er hat es auch schwer Kunden von seiner zukunftsträchtigen Idee zu überzeugen. Da kommt es ihm gerade recht, dass der gewiefte Ex-Börsenguru Gordon Gekko (Michael Douglas), zudem sein Schwiegervater in spe, in der Stadt ist um sein neues Buch zu promoten.

Krisen durchlebt man nicht gerne, sie beherbergen gleichzeitig aber auch neue Möglichkeiten, Chancen. Michael Moore nutzt so etwas z.B. gerne zur Volksaufklärung und (be)sucht in seinen Dokumentationen die Verursacher von Missständen. Oliver Stone hatte lange Jahre auch den Ruf eines Querkopfes, der seinen Finger gerne mal in die (amerikanische) Wunde legt. Verpackt im Spielfilmmantel. Er beschäftigte sich mit dem Leben diverser Präsidenten, dem Trauma des Vietnamkriegs, übte Medienschelte und ehrte die tapferen Helfer des 11. September. 1987 nahm er sich die Finanzwelt vor und erschuf mit seinem Co-Autor Stanley Weiser den skrupellosen Finanzhai Gordon Gekko. Der Zusammenbruch diverser Banken im Jahre 2008 verhilft nun gerade dieser Figur zum Comeback. Wirklich nötig war das aber nicht, denn Stone gibt sich diese Tage weitaus weniger politisch-investigativ als erhofft, kratzt nur an der Oberfläche der Finanzmisere und widmet sich lieber der Ausführung eines Familiendramas.

Michael Douglas schlüpft erneut in die Haut des jetzt sichtlich gealterten Gekko (für seinen ersten Gekko-Auftritt gabs 1988 den Oscar), der nach mehreren Jahren Knast und weiteren sieben Jahre in Freiheit kurz vor dem Beginn der Bankenkrise wieder in New York auftaucht, seine Weisheiten in Buchform verkauft und sich als geläuterter Mann gibt. Er wünscht sich nichts sehnlicher als wieder ein Teil vom Leben seiner Tochter Winnie (Carey Mulligan, An Eduction, Public Enemies) zu sein, die ihm zu recht die Schuld an der familiären Zerrüttung gibt, was Winnies Bruder den Drogentod bescherte. Wie auch Charlie Sheens Figur Buddy Fox im 87er Film ist auch Shia LaBeoufs Jake in der Fortsetzung vom cleveren Gekko fasziniert, trifft sich heimlich mit dem Vater seiner Freundin um dessen Know-How anzuzapfen. Jake vermutet nämlich, dass der schier übermächtige konkurrierende Finanzjongleur Bretton James (Josh Brolin, No Country For Old Man, Milk, W.) Jakes Arbeitgeber mit unlauteren Mitteln in die Knie gezwungen hat. Aus Verzweiflung hat sich deshalb Jakes beruflicher Ziehvater vor die Bahn geworfen.

Ausgangslage für ein spannendes Duell ? Auf der einen Seite die gebündelten Kräfte von Jung (LaBeouf) und Alt (Douglas), auf der anderen der mächtige Investmentbanker (Brolin), der unantastbar scheint ? Leider schafft es Stone nicht einen vernünftigen Spannungsbogen aufzubauen, konzentriert sich lieber auf das Seelenleben von LaBeouf, das zwischen Liebe, Ehrgeiz und persönlicher Rache pendelt, diese Figur sich dabei aber nicht allzu sehr von der schablonenhaft ausformulierten Version des Buddy Fox unterscheidet. Darunter leidet insbesondere Josh Brolin, der als Schurke in diesem Drama nur die zweite Geige spielt und meistens erst dann ran darf, wenn Douglas eine Auszeit gegönnt wird. Auch Carey Mulligan wird zum braven Mädchen degradiert, die keine Chance hat ihren dominierenden männlichen Co-Stars auf irgendeine Weise Paroli zu bieten. Letztendlich ist sie es aber, die mehr Weitblick und Menschenkenntnis beweist als ihr mit Tunnelblick behafteter Verlobter.

Auch wenn LaBeouf als Zugpferd für die jüngere Kinogeneration herhalten muss verzichtet Stone nicht auf etablierte Kräfte in den Nebenrollen. Susan Sarandon (Igby, Thelma & Louise), in der Rolle als LaBoeufs mit Geldsorgen behaftete Mutter, erklärt allen denjenigen, die in den letzten zwei Jahren nicht aufgepasst haben wie das mit der geplatzten Immobilienblase so lief und warum es nicht so gut ist mehrere Häuser auf Pump zu kaufen. Frank Langella (Frost/Nixon) übernimmt die Rolle des gutmütigen Mentors von Jake und der 95-jährige (!) Eli Wallach (Zwei glorreiche Halunken) hat einen einprägsamen Kurzauftritt als knallhart kalkulierender Chef von Brolin. Auch Charlie Sheen im Partymodus schaut kurz vorbei und erklärt in wenigen Sätzen wie es Buddy Fox in den letzten 20 Jahren so ergangen ist.

Wer den ersten "Wall Street"-Film kennt, der kann sich diese Fortsetzung hier sparen, denn statt finanzpolitischer Aufklärung, die etwas tiefer geht als jeder unregelmäßige Blick in den Wirtschaftsteil der Tageszeitung, widmet sich Regisseur Stone lieber dem familienfreundlichen Drama um einen Wall-Street-Broker mit politisch-korrektem Öko-Anspruch. Da hätte man substanzielleres erwartet.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 17.10.2010

Wall Street - Geld schläft nicht

(Wall Street: Money Never Sleeps)

USA 2010. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 133 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 24.09.2010 (USA) 21.10.2010 (D). Budget: 70 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Oliver Stone. Buch: Allan Loeb, Stephen Schiff. Charaters: Stanley Weiser, Oliver Stone. Kamera: Rodrigo Prieto. Schnitt: David Brenner, Julie Monroe. Musik: Craig Armstrong. Darsteller: Michael Douglas, Shia LaBeouf, Josh Brolin, Carey Mulligan, Eli Wallach, Susan Sarandon, Frank Langella, Vanessa Ferlito, Austin Pendleton, Oliver Stone.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih