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2009
Bilder © Momentum Pictures
*** Valhalla Rising
nicolas winding refn


Im 11. Jhdt n.Chr.: Ein mysteriöser, stummer Einzelgänger und ein Junge schließen sich einer Gruppe Wikinger an, deren Mission es ist die Heiden zum christlichen Gottesglauben zu bekehren. Die Reise aus dem hohen Norden führt sie aber nicht ins gelobte Land nach Jerusalem.

Wer hier einen traditionellen Wikingerfilm mit großen Schlachtszenen erwartet der wird in dem neuen Werk des Dänen Nicolas Winding Refn, bekannt geworden durch die "Pusher"-Trilogie und zuletzt mit "Bronson" auf vielen Festivals vertreten, enttäuscht werden. Auch was die Optik und die Aktivität auf der Leinwand angeht liegt "Valhalla Rising" stilistisch näher an Terrence Malicks "The New World" und Jonathan Auf der Heides "Van Diemen's Land" als an Richard Fleischers "Die Wikinger" aus den 50ern. Refn zelebriert die Langsamkeit, lässt nicht nur die Natur auf die überschaubare Anzahl an Protagonisten sondern vor allem auch auf den Zuschauer wirken. Komplett in Schottland wurde dieser Film gedreht, bis auf wenige Ausnahmen in unwirtlichen, schwer zugänglichen, unberührten Gebieten. So wirken viele Szenen wie Gemälde in einer prächtigen Naturkulisse.

Unkonventionell wird diese Reise auch dadurch, dass verbale Äußerungen nur in kleinen Dosen verabreicht werden - ganze 120 Sätze in 88 Minuten. Und Hauptdarsteller Mads Mikkelsen, dem Refn 1996 in "Pusher" eine seiner ersten Rollen gab und der 2006 als Bond-Gegenspieler in "Casino Royale" agierte, redet kein einziges Wort, wirkt mit seinem vernarbt-tätowierten Rücken, dem Fehlen eines Auges und gleichbleibender Mimik wie ein Mann aus einer anderen Welt. Wie auch über die anderen Personen erfahren wir kaum etwas über ihn, woher er kommt, was er vorhat und wohin er die Gruppe führen wird. Die erkennen in "Einauge", wie ihn der junge Begleiter nennt, etwas undefinierbar Besonderes, was einige dazu veranlasst ihm zu folgen. Im Kampf gegen ihn hätten sie ohnehin keine Chance. Das wissen wir als außenstehende Betrachter, die den stummen Burschen zu Beginn des Films in brutalen gladiatorenkampfähnlichen Auseinandersetzungen beobachten konnten, schon früh.

Refns siebter Kinofilm, für 3 ½ Mio. Dollar gedreht und 2 ½ Jahre geplant, unterscheidet sich deutlich von seiner bisherigen Werken, die in urbanen Umgebungen spielen und deren Bildsprache oft mittels Handkamera aufgeregter und energiegeladener wirken. Mit "Valhalla Rising", seinem erklärten Lieblingsfilm, fordert der Regisseur dazu auf, sich vom Sog der Bilder fesseln zu lassen, was auch recht gut gelingt. Inhaltlich sparsam ist es gerade die visuelle Gestaltung dieser metaphysischen, im Cinemascope-Format gedrehten Geschichte, die einen langsam in seinen Bann zieht - selbst wenn nicht alle Bilder schlüssig zu interpretieren sind. Irreführend ist wie so oft das Cover der (britischen) DVD. Wikingerhorden mit Helmen, Schilden und Speeren gibt es hier nicht. Körperkraft, die Streitaxt und die unerbittliche Natur bestimmen die Handlung. Auch mit Namen redet man sich nicht an - nur "Einauge" ist die Ausnahme. Und der reagiert auf die Aktionen der Anderen.

DVD (Momentum Pictures, RC2, PAL, 88 min)

Der Film wird in kontrastreichem 2.35:1-Format (16:9) präsentiert. Der englische Ton liegt in DD 5.1 vor. Ebenso verfügbar ist eine Tonspur mit Audiodeskription. Optional sind englische Untertitel. Als Extras gibt es einen interessanten Audiokommentar in dem Regisseur Refn dem englischen Journalisten Alan Jones Interpretationshilfe liefert. Das 22-minütige Making of (in 16:9) ist ein Mix aus Videotagebuch der Regieassistentin Saskia Pomeroy, On-Set-Aufnahmen und Interviewschnipseln mit Aussagen des Regisseurs. Abgerundet wird dieser informative Teil mit dem Trailer (leider nur Vollbild) .

Geduld muss man schon mitbringen, wenn man sich dieses langsame, gelegentlich mit barbarischer Gewalt gespickte, bildstarke Werk ansieht. Denn inhaltlich ist dieser zu Wikingerzeiten angesiedelte Überlebenskampf etwas dürftig. Für Refn ist "Valhalla Rising" sein Sci-fi-film ohne Wissenschaft ("If you are ready to travel into space … this is the movie to go watch") für alle anderen mindestens eine Interpretationsherausforderung.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 29.08.2010

Valhalla Rising

(Valhalla Rising)

UK/DÄN 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 88 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 30.04.2010 (UK) 05.03.2010 (Dänemark). Budget: 3.5 Mio. USD Einspiel: n/a Regie: Nicolas Winding Refn. Buch: Nicolas Winding Refn; Roy Jacobsen. Kamera: Morten Søborg. Schnitt: Matthew Newman . Musik: Peter Kyed, Peter Peter. Darsteller: Mads Mikkelsen, Maarten Stevenson, Maarten Stevenson, Andrew Flanagan, Gary Lewis, Gary McCormack, Alexander Morton, Jamie Sives, Ewan Stewart.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih