Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
1964
Bilder © 3sat / MGM
** Der Wilde von Montana
burt kennedy


Der erfahrene Cowboy Will Lane reitet nach Montana um dem Wunsch seines verstorbenen Freundes Ben nachzukommen. Bens Sohn, ein Tunichtgut, soll sich dem Ernst des Lebens stellen, sonst gibt es kein Erbe. Will glaubt, dass nur eine Ehefrau den Burschen zähmen kann.

Wenn zwei Generationen aufeinandertreffen, dann kracht es schon mal. Denn der Jungspund will sich vom Alten nichts sagen lassen. Nichts anderes passiert in diesem betulichen Western von Burt Kennedy. Kennedy hat im Laufe seiner Karriere viele Western gedreht (z.B. In einem Sattel mit dem Tod, Auch ein Sheriff braucht mal Hilfe, Dreckiges Gold, Die Gewaltigen). Mit John Wayne, James Garner, Glenn Ford, Henry Fonda, Yul Brunner, Kirk Douglas und vielen anderen damaligen Stars. „Der Wilde von Montana“ war sein zweiter Kinofilm und ist ein eher vergessenswertes Filmchen ohne Höhepunkte. Buddy Ebsen (TV-Hit-Serie The Beverly Hillbillies 1962-1971), der 1935 seine Filmkarriere in Hollywoodmusicals startete, spielt den abgeklärten Einzelgänger, dessen Mission es ist eine Braut für den Sohn seines Freundes zu finden. Da spielt es keine Rolle, dass der Bräutigam in spe seinen Lebenswandel - saufen, Karten spielen und mit (netten) Prostituierten seinen Spaß haben – gar nicht aufgeben will. Lee (Keir Dullea, 2001 – Odyssee im Weltraum), so heißt der naive 20jährige Bursche, will aber seine Erbe – Vieh und verwahrloste Farm – nicht aufgeben und beugt sich widerwillig den Anordnungen.

An sich steckt in dieser Ausgangskonstellation ja durchaus dramaturgisches Potential und mit Warren Oates (The Wild Bunch) als falschem Freund unseres „wilden“ Sorgenkindes hat man ja auch einen intriganten Faktor in der Hinterhand. Doch was macht Kennedy daraus ? Nix. Eine Weichspülbehandlung wird hier angewandt, ein bisschen Komödie eingeflochten, eine satte Portion Melodrama nachgeschenkt. Ja, denn mit der Braut (eine mit schmachtenden Blicken langweilende Lois Nettleton, Der schärfste aller Banditen) kommt ihr kleiner Sohn, der so vorhersehbar zum Sinneswandel des hartherzigen, verantwortungslosen Lees führt, dass man all das Getue zwischendrin getrost hätte rausschneiden können (dann wäre das allerdings ein Kurzfilm geworden). Eine Alibiprügelei im Saloon liefert uns Kennedy als Kontrast zum ruhigen Handlungsverlauf auch, doch mehr als ein paar unspektakulär abgefeuerte Gewehr- und Revolverpatronen als Bonus darf man aber nicht erwarten. Saft- und kraftlos wirkt das alles. Übel stößt einem vor allem die Performance von Keir Dullea auf, dessen mimische Ausdrucksfähigkeit schnell an Grenzen stößt. Seine Figur agiert so langweilig und wirkt wie ein dummer Schuljunge, dem man nur mal den Hintern versohlen müsste damit Ruhe ist. Die Vorstellung eines „Wilden von Montana“ erfüllt er jedenfalls nicht. Da kennen wir aus dem Westerngenre schon ganz andere Kaliber.

Lächerlich wirkt vor allem die Szene in der Lee am Tisch sitzend einen Abschiedsbrief laut (!) formuliert und dann niederschreibt. Seine Braut, die er verlassen will, liegt einen Meter weiter im Bett und tut so als würde sie schlafen, hört natürlich alles mit (!). Ganz ergriffen ist sie und die zarte, optimistische Romantikpflanze blüht wieder auf. Als Zuschauer ist man natürlich grandios begeistert, tanzt auf den Tischen und jubelt vor Freude – auch im rauen Westen gibt es noch softe Kerle, die ihre Gefühle zu Papier bringen. Bravo Mr. Kennedy für diesen genialen Scripteinfall. Oder hat diese Szene Kollege Van Cort geschrieben ? Egal, das nachfolgende Feuer schweißt alt und jung, Mann und Frau wieder zusammen und den bösen Buben gehts an den Kragen. Viel Zeit bleibt dafür aber nicht – Anticlimax! Aber ein paar schöne Landschaftsbilder liefert auch der belangloseste Western fast immer.

Regisseur Burt Kennedy in der Lernphase liefert trotz kurzer Filmlauflänge vorwiegend Langeweile. Gott sei Dank hat er bessere Western nachgelegt.

Text © Markus Klingbeil
05.02.2012

Der Wilde von Montana

(Mail Order Bride)

USA 1964. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 80 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 11.03.1964 (USA) 17.07.1964 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Burt Kennedy. Story: Van Cort, Burt KennedyKamera: Paul Vogel. Schnitt: Frank Santillo. Musik: George Bassman. Darsteller: Buddy Ebsen, Keir Dullea, Lois Nettleton, Warren Oates, Barbara Luna, Paul Fix, Marie Windsor, Denver Pyle, William Smith.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih