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2012
Bilder © Constantin
** Türkisch für Anfänger
bora dagtekin


Zwei Familien – eine türkisch, eine deutsch – werden beim Notwassern im Indischen Ozean auseinandergerissen. Die Kids landen auf einer einsamen Insel, die Eltern im Ferienhotel. Bis zur Wiedervereinigung müssen so einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden bis sich die unterschiedlichen Kulturen schätzen und lieben lernen.

Von 2006-2008 lief im ersten deutschen Fernsehen eine erfolgreiche Komödienserie über den Alltag einer deutsch-türkischen Patchworkfamilie. Feiner Humor war das nicht, eher grobschlächtig und auch sprachlich stark auf ein pubertäres Jugendpublikum fokussiert. Die ARD wollte eben mal hip sein. Wer den Hype zu diesem als „Integrationsfernsehen“ gefeierten Unterhaltungsprogramm schon damals nicht nachvollziehen konnte, der wird mit diesem Neuaufguss oder Neudeutsch „Reboot“ fürs Kino auch nichts anfangen können. Denn wie ein überlanges Serienspecial nervt auch diese Vorgeschichte mit flachen Dialogen und einer lauten, aufgeplusterten Inszenierung, die dem Zuschauer als Krönung des schlechten Geschmacks noch Günther Kaufmann und Katja Riemann als Urwaldhippies aufs Auge drückt. Für Kaufmann, einst RTL-Dschungelbewohner, mag das ja ein lustiges Déja-Vu sein, für alle anderen eher nicht. Aber die Zielgruppe dieses deutschen Komödienversuchs interessiert sich ohnehin primär für das Techtelmechtel zwischen Macho Cem Öztürk (Elyas M'Barek, What a Man) und Kontrollfreak Lena Schneider (Josefine Preuß, Rubbeldiekatz).

Drehbuchautor Bora Dagtekin, der die TV-Serie mitverantwortete und nun auch Regie führen darf, hat den genialen Einfall (!!) seine Protagonisten diesmal auf fremden Terrain aufeinander zu hetzen. Eine einsame Insel in Südasien, landschaftlich äußerst attraktiv und bester Kontrast zur sonstigen städtischen Umgebung, soll die beiden unterschiedlichen Streithähne zu Liebenden machen. Natürlich sind auch die übrigen Charaktere aus der Serie mit im Flieger bzw. später dann insel- oder hotelpoolreif. Der stotternde Berliner Grieche Costa (Arnel Taci) und die keusche Muslima Yagmur (Pegah Ferydoni, Zweiohrküken), Schwester von Familienehrenbeschützer Cem, hampeln ebenso durch die Geschichte wie die geschiedene Mutter von Lena (Anna Stielbich), Hippie mit Leidenschaft und unkonventionelle Therapeutin noch dazu. Alleinstehend ist sie wie Cems Dad (Adnan Maral), den spießigen, verwitweten Kommissar und ja, die Romanze der Erwachsenen ganz ohne Kinderstörung nimmt ihren unweigerlichen holprigen Verlauf. Situationskomik und flotte Sprüche punkten auch hier selten, vieles wirkt einfach nur wie eine öde Klischeeansammlung, die auch beim x-ten Mal nicht besser wird. Plumpe, billige Gags, die wie die Figuren zunehmend nerven und ermüden. Und leider quält einen der Film satte 110 min damit. Da ist man dann für jeden Panoramablick auf das schöne Landschaftsbild dankbar.

Ohne Rücksicht auf Verluste und guten Geschmack wird sich hier an ein jugendliches Publikum angebiedert, das nicht mitdenken will. Sprachlich fürchterlich - da reichen einem schon ähnlich niveauvolle Dialoge, die man im Bus oder auf der Bahnhaltestelle mithören muss. Der Film ist wohl nur was für Hardcore-Serienfans.


Text © Markus Klingbeil
14.03.2012

Türkisch für Anfänger

D 2012. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: 110 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 15.03.2012 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Bora Dagtekin. Drehbuch: Bora Dagtekin, Andy Raymer. Kamera: Torsten Breuer, Benjamin Dernbecher. Schnitt: Charles Ladmiral. Musik: Jerry Goldsmith. Darsteller: Josefine Preuß, Elyas M'Barek, Anna Stieblich, Adnan Maral, Pegah Ferydoni, Arnel Taci, Katja Riemann, Katharina Kaali, Frederick Lau, Nick Romeo Reimann, Günther Kaufmann.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih