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2009
Bilder © Splendid
** Survival of the Dead
george a. romero


Seit sechs Tagen wandeln die Zombies nun auf Erden und machen es u.a. den Bewohnern einer Insel schwer, denn die sind ohnehin in zwei verfeindete Familienclans gespalten. Als dann die Rumpftruppe einer Militäreinheit und ein junger Herumtreiber dazustoßen verschärfen sich die Konflikte.

Im Alter von 28 Jahren drehte der Amerikaner George A. Romero seinen ersten Spielfilm. 1968 war das und sein in schwarz-weiß gedrehtes Debüt "Night of the Living Dead" gilt heute als Zombiefilmklassiker. Bis 1985 folgten mit "Dawn of the Dead" und "Day of the Dead" noch zwei weitere Filme über die Untoten. Zwischendrin und danach hat er noch eine Reihe anderer Horrorfilme gedreht, die aber weniger bekannt sind. 2005 dann setzte Romero mit dem Werk "Land of the Dead" seine Exkursion im Reich der Zombies fort. Für dieses Projekt konnte er sogar gestandene Darsteller wie Dennis Hopper, John Leguizamo und Asia Argento gewinnen. Universal Pictures vermarktete den für 15 Millionen US-Dollar produzierten Streifen auch gewinnbringend.

2007 kehrte der mittlerweile 67-jährige Altmeister zu seinen Independent-Wurzeln zurück und drehte mit einer Schar unbekannter und untalentierter Schauspieler für 2 Mio. US-Dollar ein Videotagebuch über den Kampf von Filmstudenten mit den schlurfenden, blutdürstigen Kreaturen. "Diary of the Dead" war in mehrfacher Hinsicht eine Enttäuschung und man hoffte inständig, dass Romero langsam genug haben würde von seinem Lieblingsthema. Von wegen. Zwei Jahre später ist er wieder da und obgleich er diesmal wieder etwas mehr Geld zur Verfügung hatte, eine bessere Besetzung der Rollen auffährt und die Optik des Films im Vergleich zur vorigen Metzelei deutlich verbessert ist (sogar in Cinemascope abgedreht, wie auch "Land of the Dead") scheitert Romeros sechster Zombiebeitrag an seiner mies zusammengeschusterten, einfallslosen und langweiligen Story.

Man kann natürlich argumentieren, dass Menschen in Extremsituationen dumme Dinge machen. Im Horrorfilm sowieso. Aber diese Sturköpfe, die Romero hier aufeinander loslässt, sind in ihrer Lächerlichkeit während der 1 ½ Stunden Laufzeit immer schwerer zu ertragen. Auf der einen Seite haben wir Patrick O'Flynn (Kenneth Welsh, Der Exorzismus von Emily Rose), der hart durchgreift und selbst befreundete Personen tötet sobald sie zum Zombie mutiert sind. Eine Selbstschutzmassnahme, denn den Kreaturen dürstet es nach Menschenblut. Sein Kontrahent ist Seamus Muldoon (Richard Fitzpatrick, 16 Blocks), der allen ernstes glaubt er könne die Zombies umerziehen, sprich ihnen Schweine- oder Pferdefleisch unterjubeln. Dann faselt er von Gottes Plan und ballert einfach alle über den Haufen die nicht seiner Meinung sind.

Romero versucht mit Elementen des Westerns seine müde Geschichte abwechslungsreich zu gestalten und dafür lotst er vier Soldaten (u.a. Alan Van Sprang, TV-Serie "The Tudors") und einen Jungspund (Devon Bostick, Saw 6) in diese Konfrontation, die sich als Fremde auf der Insel gezwungen sehen Partei zu ergreifen wollen sie lebend aus dem Schlamassel herauskommen. Vorher haben sie sich allerdings dämlich genug angestellt und wider besseren Wissens die Bootsfahrt auf die Insel angetreten. Finesse und Spannung scheint Romero gegen möglichst viele Zombie-Kills eingetauscht zu haben, denn davon gibt es reichlich zu sehen. Dabei schwanken die z.T. per Computer nachbearbeiteten Splattereffekte arg in ihrer Qualität, so dass z.B. die "Scanners"-Hommage mit explodierendem Kopf missglückt.

Darüber kann man vielleicht noch hinwegsehen aber eine fehlende Dramaturgie kann nicht kaschiert werden. Immer wieder zerstört Romero jeden Anflug von Spannung durch sinn- und logikfreie Aktionen. Seine Figuren wirken dadurch eindimensional und schablonenhaft, den sorgenden Vater nimmt man Kenneth Munroe als verbanntem Clanchef O'Flynn spätestens dann nicht mehr ab, wenn er ausgeraubte Mitmenschen quasi als Frischfleisch für die Inselzombies in die Boote verfrachtet. Dass er seine Tochter auf der Insel damit gefährdet kommt ihm nicht in den Sinn. Und was Romero mit der völlig belanglosen Bus-Sequenz zu Beginn vermitteln will bleibt wohl sein Geheimnis. Als Anschlusspunkt zum Vorgängerfilm "Diary of the Dead" wird diese Szene mit ihren Figuren später nicht weiterentwickelt.

In Amerika wird "Survival of the Dead" voraussichtlich als Video-on-Demand seine Premiere feiern. In Großbritannien kommt der Streifen gleich auf DVD heraus. Der deutsche Verleih Splendid (läuft über Kinostar mit 20th Century Fox Logo) traut sich was zu mit einer Kinoverwertung im April. Wer den Film in der englischen Originalfassung sehen will kann dies in einigen Städten bei den Fantasy Filmfest Nights schon im März tun.

Romeros sechster Zombiestreifen wirkt zwar optisch nicht mehr so billig heruntergekurbelt wie sein letztes Werk enttäuscht aber erneut durch eine logikfreie, dümmliche Geschichte, die als wackliges Gerüst nur Vorwand für viele Zombietötungen liefert. Romeros intelligent verpackte sozialkritischen Anmerkungen früherer Werke sucht man vergebens und man muss um den Ruf des Horrormeister fürchten sollte er auf diesem niedrigen Level weitermachen. Treue Fans werden da auf eine harte Probe gestellt. Aber die Hoffnung stirbt bekanntermaßen zuletzt.



Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.02.2010

George A. Romero's Survival of the Dead

USA/CDN 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 90 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 08.04.2010 (D). Budget: - Einspiel: - Regie: George A. Romero. Drehbuch: George A. Romero. Kamera: Adam Swica. Schnitt: Michael Doherty. Musik: Robert Carli. Darsteller: Devon Bostick, Athena Karkanis, Julian Richings, Kenneth Welsh, Alan Van Sprang, Kathleen Munroe, Wayne Robson, Richard Fitzpatrick, Joris Jarsky

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih