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2014

Bilder © Film Kino Text
** Still The Water
naomi kawase


Zwei junge Menschen und ihre Familien zwischen Tradition und Moderne im heutigen Japan.

Ein toter Mann wird an die Küste gespült. Was steckt dahinter ? Ein Unfall ? Ein Verbrechen ? Regisseurin Naomi Kawase kitzelt uns mit dem Gedanken es könne auf der kleinen japanischen Insel Amami-Oshima etwas spannendes passiert sein. Ein 16-jähriger Junge und ein gleichaltriges Mädchen sind die Hauptfiguren in diesem lange andauernden Drama ohne Thrill, Kaito und Kyoko sind ihre Namen. Kaito (Nijiro Murakami) lebt mit seiner berufstätigen Mutter zusammen, ihr Verhältnis ist angespannt. Er tut sich schwer damit, dass die Mutter nach der Scheidung nun mit fremden Männern ins Bett steigt. Den Vater, der in Tokio lebt, sieht er nur selten. Kyoko (Jun Yoshinaga) hat ganz andere Sorgen. Ihre Mutter, eine Schamanin, ist schwer krank und dem Tode nahe – Heilung ausgeschlossen. Der Vater, der ein kleines Restaurant betreibt, bemüht sich aufopfernd um einen würdigen Abschied. Der Stoff für Familienkonflikte scheint vorhanden doch leider weiß Kawase, die auch das Drehbuch schrieb, nichts damit anzufangen. Die Sache mit dem Toten klärt sich irgendwann auf banale Weise in einer Rückblende, dem Zuschauer entlockt das keinen Schrei der Erleichterung. Emotional involviert ist man nicht.

Vielleicht liegt es daran, dass Kawase ein Faible fürs dokumentarische hat. In ihrer Filmografie finden sich bei bisher 24 Einträgen als Regisseurin mehr Dokumentationen in der Form des Kurz- und Langfilms. In „Still the Water“ (lief 2014 bei den Filmfestspielen in Cannes) gibt es z.B. ein ausführlich geschildertes Sterberitual, das für sich gesehen zwar einen interessanten kulturellen Einblick gibt, in der Art und Weise wie Kawase die Szene platziert einer längst eingetretenen Schläfrigkeit aber nur schwach entgegenwirkt. Überhaupt braucht der Film fast 90 Minuten um etwas in Schwung zu kommen und den jungen Darstellern etwas mehr Emotionen zuzugestehen. Während Nijiro Murakami die Rolle des introvertierten Kaito unauffällig spielt, darf man sich immerhin über die darstellerische Leistung von Jun Yoshinaga freuen, die als Entdeckung eines sonst schwachen Films, hervorzuheben ist. Ihre Figur ist die interessanteste, eine das Leben trotz seiner Hürden engagiert anpackende junge Frau, die ihre Gefühle kommunizieren will und auch mutig ist das erste Liebesbekenntnis zu formulieren und Intimität einzufordern. Es ist da natürlich umso bedauerlicher, dass Kawase diese zarte Liebesgeschichte zweier junger Menschen mit zu vielen nicht mal besonders herausragend gefilmten Inselbildern auf zwei Stunden streckt. Ein Hinweis zum Schluss: Wer das Schächten einer Ziege nicht ertragen kann sollte ohnehin bei zwei Sequenzen die Augen schließen.

Arthausdrama mit viel zu viel Leerlauf. Schade um die Bemühungen der jungen Hauptdarstellerin.

Text © Markus Klingbeil
09.05.2015

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Still The Water
(Futatsume no mado)

Japan, Frankreich, Spanien 2014. Farbe. Originalsprache: Japanisch. Länge: 121 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 26.07.2014 (JP) 30.07.2015 (D). Budget: n/a Regie: Naomi Kawase. Drehbuch: Naomi Kawase. Kamera: Yutaka Yamazaki. Schnitt: Tina Baz, Naomi Kawase. Musik: Hashiken. Darsteller: Jun Yoshinaga, Nijirô Murakami, Miyuki Matsuda, Makiko Watanabe, Tetta Sugimoto.
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