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2009
Bilder © W-Film
** South
gerhard fillei, joachim krenn


Das Jahr 1999. Thanksgiving. Nach einem blutigen Banküberfall in Los Angeles flüchtet einer der Täter, Bruce McGray (Matthew Mark Meyer) erst nach Oregon und dann nach New York mit dem Ziel sich in den Süden, nach Kolumbien, abzusetzen. Doch das Tagebuch einer ihm unbekannten Frau und Erinnerungsfetzen an seine Vergangenheit stellen ihn vor einige Rätsel, die es zu knacken gilt.

In die Kategorien Drama, Mystery und Thriller könnte man das Spielfilmdebüt der beiden Österreicher Fillei/Krenn einordnen, denn von allem hat sie was, diese fast ausschließlich in schwarz-weiß-Optik inszenierte cineastische Schwerstgeburt. 12 Jahre lang mussten die beiden Filmemacher um ihr Werk kämpfen, weil es an den nötigen finanziellen Mitteln fehlte sie aber nicht von ihrer Vorstellung abweichen wollten über den lokalen Tellerrand hinauszusehen, in englischer Sprache und in New York zu drehen. Dass im fertigen Film also Szenen vorhanden sind, die im zeitlichen Abstand von einigen Jahren gedreht worden sind (die Schauspieler also älter wurden) merkt man dabei aber nicht, nicht auch zuletzt deswegen weil die Bildmotive oft keiner chronologischen Abfolge untergeordnet sind und dabei schnell geschnitten wird. Kurze Flashbacks reichen nicht nur ein, zwei Tage sondern bis zu einem bestimmten traumatischen Ereignis ins Jahr 1978 zurück.

Ein Rätsel will man dem Zuschauer aufgeben, man soll ebenso wie der Protagonist im Dunkeln tappen, dessen innerem Monolog lauschend sich ein eigenes Bild von der Situation machen in der sich die mysteriös gebende Hauptfigur befindet. Das Puzzle setzt sich dabei aus den verschiedensten visuellen und optischen Reizen zusammen, seien es Informationen aus dem Radio, dem Fernsehen, über das ominöse Tagebuch mit Kritzeleien, Reiseeinträgen und Fotos, den Tonbandaufnahmen von einem Arzt und einem FBI-Agenten. Während sich Bankräuber Bruce also mit der Planung seiner Flucht über die Grenze und seiner verdrängten Vergangenheit beschäftigt muss der Zuschauer zusätzlich noch den Überblick behalten über weitere Menschenschicksale deren Bedeutung sich erst gegen Ende des Films manifestiert. Bruce macht in New York noch die Bekanntschaft mit Automechanikerin Dana (Claudia Vick), einer vom Ehemann verprügelten jungen Frau. Die hat einen Zweitjob im Klaviergeschäft von Al (Sal Giorno), der wiederum Geldsorgen hat, die ihn das Leben kosten könnten. Und noch zwei weitere Frauenleben müssen erörtert werden.

Rätsel können spannend sein, sie können aber auch verwirren, so dass man das Interesse an der Geschichte verliert. Letzteres trifft hier leider zu und auch Hauptdarsteller Matthew Mark Meyer bleibt als Führungsfigur blass, sein Voice-Over mit teils kryptischen Aussagen wirkt forciert bedeutungsschwer was wiederkehrend bei einer Dauer von 105 Minuten zur monotonen Nervigkeit verkommt. Auch die anderen Darsteller - den einen oder anderen verloren die Regisseure über die Jahre sogar aus den Augen und mussten lange suchen um weiterdrehen zu können - spielen ihre Rollen nicht so, dass man als Zuschauer für sie votiert, sich um ihr Schicksal sorgt. Dazu sind auch die Situationen in denen sie sich befinden fast schon stereotypische Bespiele von Problemfällen wie die Figuren von Al und Dana zeigen. Das Hauptproblem ist und bleibt aber die Erzählstruktur, das fehlende Erzähltempo. So wirkt dieses Projekt zwar engagiert, will aber höher hinaus, möchte ein geheimnisvoller Film-Noir nach internationalem Vorbild sein. Das gelingt nicht.

Ein verletzter Bankräuber auf der Flucht mit persönlicher Krise liest sich als Satz noch interessant, wird aber in diesem Langfilmdebüt zum verwirrenden Arthaus-Experiment mit etwas Noir-Atmosphäre aber unspannendem in die Länge gezogenem Geschichtsverlauf. Da wirkt die 12-jährige Entwicklungsgeschichte des Projekts weitaus interessanter. Oder man hätte "South" als Kurzfilmidee belassen sollen.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 22.09.2010

South

(South)

A/USA. Farbe und s/w. Originalsprache: Englisch. Länge: 105 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 11.11.2010 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Gerhard Fillei, Joachim Krenn. Buch: Gerhard Fillei, Joachim Krenn. Kamera: Jarrod Kloiber, Joachim Krenn. Schnitt: Gerhard Fillei, Joachim Krenn. Musik: Sascha Selke. Darsteller: Matthew Mark Meyer, Claudia Vick, Sal Giorno, Tim Kirkpatrick, Jimena Hoyos, Bryan Hanna, Jeremy Xido.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih