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2009
Bilder © movienet
** Schreibe mir - Postkarten nach Copacabana
thomas kronthaler


Die 14jährige Alfonsina (Júlia Fortunato) lebt in dem bolivianischen Wallfahrtsdorf Copacabana und hat nur wenig anderes im Sinn als mit ihrer besten Freundin ferne Länder zu entdecken. Als sie die Bekanntschaft mit dem einige Jahre älteren bayrischer Rucksacktouristen Daniel (Friedrich Mücke) macht sind ihre Pläne zunächst zweitrangig.

Stefanie Kremser ist in Südamerika aufgewachsen. Ihre Erlebnisse hat sie in einem Roman niedergeschrieben, der drei unter einem Dach lebende Generationen einer Familie schildert. Was Regisseur Kronthaler draus macht ist ein Melodram mit märchenhaften Zügen, eine Geschichte ums Erwachsenwerden, die wirkt wie eine schön bebilderte, manchmal etwas kitschige Telenovela. Die bewährten Zutaten für eine langlebige TV-Serie hat dieser Film jedenfalls.

Vorrangig geht es um ein Mädchen, das Träume von der Welt, von fremden Ländern hat, die sie nur über Postkartenmotive kennt. Denn Touristen sind oft so nett und schicken Alfonsina und ihrer Freundin Karten aus der Heimat. Auf Jungs ist die 14jährige noch nicht so fixiert, aber als der fesche Daniel auftaucht, ein Bayer, wie ihr verstorbener Großvater Alois, da entwickelt sie eine Schwärmerei, die einerseits etwas unschuldiges hat, andererseits aber durch das Verhalten des erwachsenen jungen Deutschen etwas irritiert.

Rosa (Carla Otiz), ihre Mutter, kriegt von den Sorgen, Nöten und Wünschen nicht viel mit, ist sie in ihrem Job als Flugbegleiterin sehr oft unterwegs und lässt die Tochter in der Obhut der Oma (Agor Delos). Mit Männern hat es die verwitwete Rosa auch nicht leicht, trifft sie doch immer die falsche Wahl. Diesmal wird sie von einem Geschäftsmann geködert, der die kaum einträgliche Apotheke, einst von Großvater Alois eröffnet, gerne zum Hotel umbauen will. So sind Rosa und Alfonsina mit sich selbst und amourösen Gefühlen beschäftigt und nur Oma Elena scheint einen klaren Kopf und den Überblick zu behalten.

Streckenweise macht dieser Heimatfilm der Ferne etwas Laune, nutzt Kronthaler doch die wunderbare Landschaft Boliviens zur Untermalung seiner Familiengeschichte, die er inszenatorisch auch mehrmals durch den Weichspülgang schickt. Rückblenden werden das ein ums andere Mal eingestreut um zu zeigen, wie die deutsch-bolivianische Liebe begann. Interessanter ist da aber die Geschichte der jungen Alfonsina, die durch die Begegnung mit dem deutschen Touristen gleichzeitig die Erinnerungen der Oma an ihren verstorbenen Ehemann weckt und zum Plaudern anregt.

Je länger der Film allerdings fortschreitet verkommt die Erzählung mehr und mehr zur Fernsehsoap und zollt damit willentlich oder unwillentlich Tribut an die populäre Unterhaltungsform Südamerikas, welche ja seit einigen Jahren auch unsere Nachmittagsprogramme besetzt. Wenn dann zum Schluss ein Polizist mit Modelfigur auftaucht und der schönen Rosa tief in die Augen blickt, dann mögen manche Zuschauer zufrieden aufseufzen. Die haben das Format aber schon vorher verinnerlicht.

Leichte, manchmal zu seichte Familiengeschichte aus dem fernen Bolivien, die mit schönen Landschaftsmotiven das Auge umschmeichelt, inhaltlich und stilistisch aber nicht überzeugen kann und eher als Fernsehfilm taugt. Erwähnenswert sei aber das erfrischende Spiel der Newcomerin Júlia Fortunato in ihrer ersten großen Rolle.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 19.08.2009

Schreibe mir - Postkarten nach Copacabana

D 2009. Farbe. Originalsprache: Spanisch/ Deutsch. Länge: 96 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 20.08.2009 (D). Budget: - Einspiel: - Regie: Thomas Kronthaler. Romanvorlage: Stefanie Kremser. Drehbuch: Stefanie Kremser. Kamera: Christof Oefelein. Schnitt: Melanie Werwie. Musik: Martin Unterberger. Darsteller: Júlia Fortunato, Friedrich Mücke, Carla Ortiz, Agar Delos, Camila Guzmán, Florian Brückner, Luis Bredow, Teresa Gutiérrez .

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih