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2008
Bilder © Savoy / Sunfilm
*** Russian Transporter
oleg pogodin


Der russische Agent Egor Kremnyov (Vladimir Yepifantsev) wird nach einem misslungenen Auftrag in Kolumbien im Dienstrang degradiert und zu einem Babysitterjob nach Malta abkommandiert. Dort wird sein neues Team aber ziemlich schnell ausgelöscht und Egor muss mit dem kooperationsunwilligen Kronzeugen flüchten und untertauchen.

Russische Filme bei uns im Kino zu sehen ist eine Seltenheit. Und Actionkino aus Osteuropa schon mal gar nicht. Dabei lohnt es sich auch mal einen Blick in die andere Richtung zu werfen, die nicht nach Hollywood zeigt. Dank DVD ist's möglich. Regisseur Oleg Pogodin zieht in seinem zweiten Spielfilm alle Register des modernen Actionfilms und präsentiert einen Hauptdarsteller, der in Punkto Härte und auch Selbstironie deutliche Anleihen an Daniel Craigs Bond und Matt Damons Jason Bourne Charakteren nimmt.

Man muss nicht lange warten um eine Kostprobe der Fähigkeiten des 37jährigen Vladimir Yepifantsev zu bekommen, wie er als durchtrainierter, muskelbepackter Agent seine verschiedenen Schusswaffen zum Einsatz bringt. Schnell, hart und präzise und vor allem tödlich sind seine Aktionen gegen eine Übermacht an schwerbewaffneten, maskierten Gegnern. Die wollen den flüchtigen Vertrauten eines einflussreichen, in kriminelle Machenschaften verwickelten Ölmagnaten und Medienmoguls wieder einfangen.

Unser Titelheld muss sich aber nicht nur gegen einen Killertrupp wehren sondern merkt bald, dass in der Riege seiner Vorgesetzten der eine oder andere Verräter sitzt, der sich hat korrumpieren lassen und mit machthungrigen Geschäftsmännern kooperiert. Zeitweise erinnern die zahlreichen, professionell in Szenen gesetzten Ballerorgien auch an die Auseinandersetzungen in "Das tödliche Wespennetz", einem französischen Actionthriller. Kaum ein Stein bleibt da auf dem anderen. Weitere Probleme verursacht zudem Shering (Sergei Asthakov), der seinem Beschützer Egor einfach nicht das Belastungsmaterial übergeben will.

So wird "Russian Transporter" nicht zum verkniffen-ernsten Actionevent sondern durch die Elemente des amerikanischen Buddy-Movies verpasst Regisseur und Drehbuchautor Pogodin seinem Film auch eine humoristische Note. Da werden auch Erinnerungen wach an Martin Brests "Midnight Run - 5 Tage bis Mitternacht" in dem Robert DeNiro sich mit einem unwilligen Charles Grodin herumärgen muss. Bei Pogodin wird der Patronenverbrauch aber potenziert und in schwindelerregende Höhen getrieben.

Ernst nehmen kann man diese Adrenalinachterbahnfahrt nicht, denn zeitweise wirkt die Szenerie wie von einem Ego-Shooter-Computerspiel inspiriert. Ein Protagonist mit wenig Schwächen, der Dutzende Gegner umlegt, selbst aber kaum eine Schramme abbekommt. Dank dem sympathischen Hauptdarsteller Yepifantsev kann man dies und die wenig originelle Rahmenhandlung aber verschmerzen und sich an den schweisstreibenden Sequenzen erfreuen. Außerdem kommt noch ein weiterer Sidekick zum Zuge, die schöne Agentin Nadezhda Orlova (Olga Fadeyeva), die das flüchtende Trio schließlich komplettiert. Doch kann man ihr trauen ?

So bleibt die Geschichte abwechslungsreich genug um den Zuschauer bei Laune zu halten, denn Pogodin bugsiert seinen Helden in eine Vielzahl auswegsloser Situationen, lässt ihn nach Parkourart durch die Strassen rennen und auf den Dächern von Malta herumspringen, Verfolgungsjagden per Automobil, Motorrad und Schnellboot absolvieren und zwischendrin seinen kugelsicheren Koffer durch die Landschaft tragen. Ja, Egors besonderer Aktenkoffer hat es in sich und ist nicht nur Lebensretter sondern Reservoir für unbändige Feuerkraft. Und wer ihm dieses Spielzeug wegnimmt hat schnell den Ellenbogen im Gesicht.

Optik und Locationauswahl sind stimmig, die Action ist launig inszeniert doch die Story lässt zu wünschen übrig und vor allem die Ausarbeitung der Charaktere ist ziemlich flach. Wenig erfährt man über die Hauptfiguren, insbesondere bei Yepifantsevs Figur hätte man schon gerne ein paar mehr Hintergrundinformationen gehabt. Doch ausser ein paar Eckdaten seiner beruflichen Tätigkeit und seinem Wunsch nach einem Haus im Wald ist nicht mehr drin bei der Personenbeschreibung. Immerhin ist er kein muskelbepackter Dummkopf, der ein Ass im Töten ist aber sonst nichts drauf hat. Egor spricht Englisch und Französisch.

Beim Kinostart in Russland (23. 10. 2008) konnte "Russian Transporter" nicht gegen die US-Konkurrenz bestehen. "Max Payne" und "Open Season 2" lockten mehr Zuschauer an, zudem war das Interesse am heimischen Historiendrama "Admiral" ungebrochen. Oleg Pogodins Film flog schon nach drei Wochen aus den Top 10 der Charts (beste Platzierung: #5). In den Jahrescharts 2008 spielte der Film dann auch keine Rolle. US-Produktionen wie "Wanted", " Ein Quantum Trost" und "Transporter 3" waren kommerziell weitaus erfolgreicher als Yepifantsevs bemühter Actioneinsatz. Topscorer - noch vor Blockbuster "Admiral" - war aber der Animations- und Familienfilm "Madagascar 2".

DVD (Savoy, Code 2, PAL, 114 min)

Der Film wird im anamorphen Scope-Format präsentiert (2.35:1). Ein gutes Bild wird von einem dynamischen Sound unterstützt, insbesondere der getestete russische DD5.1-Ton fordert die Surround-Anlage bei den Schusswechseln. Wie üblich kommt bei englischen und französischen Dialogen das russische Voice-Over zum Einsatz, d.h. es wird gnadenlos drübergesprochen. Untertitel liegen in deutscher Sprache vor. Die deutsche Synchronfassung gibt es alternativ in DD5.1 und DD2.0. Bei den Extras ist man sparsam, es gibt lediglich Trailer und Photosets (als Diashow) vom Hauptfilm sowie weitere Programmhinweise von Label Savoy.

"Russian Transporter" ist ein unterhaltsamer russischer Actionstreifen, der optisch überzeugt und professionell inszeniert ist. Da kann er mit den Genreproduktionen aus Hollywood gut mithalten. Die Story ist zwar wie bei vielen US-Produktionen eher nebensächlich aber dafür sind andere (explosive) Schauwerte vorhanden. Ein Ballerfest für Actionfilmfans.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 04.10.2009

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih