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2014

Bilder © Universum
*** Ruhet in Frieden
scott frank


Das Jahr 1999. Ein New Yorker Privatdetektiv ohne Lizenz soll einem Drogendealer helfen die Mörder seiner gekidnappten Frau zu fassen.

Liam Neeson als tougher Typ – so kennen wir ihn aus den Rollen der letzten Jahre. In dieser Romanverfilmung schaltet er auf „Taken“-Modus aber nur zu Beginn und zum Finale von Scott Franks (Die Regeln der Gewalt) zweiter Regiearbeit fürs Kino. Als Ex-Cop Matt Scudder, der nach einem missglückten Einsatz vor acht Jahren seinen Job an den Nagel und sein Leben umgekrempelt hat, muss Neeson Fußarbeit verrichten, sprich auf Spurensuche gehen und ruhig ermitteln. Die Figur, die er hier spielt ist Fans des Krimiautors Lawrence Block bestens bekannt, ermittelt sie doch seit 1976 in bereits 17 Romanen. Man hat schon mal in den 1980ern versucht Scudder als Kinoheld zu etablieren aber außer dem Film von Hal Ashby – „8 Millionen Wege zu sterben“ mit Jeff Bridges – ist nichts dabei herausgekommen. Nun nimmt sich Frank den zehnten Roman der Reihe vor – „A Walk Among the Tombstones“ von 1992 – sowohl als Drehbuchautor als auch Regisseur. Schon vor 12 Jahren hatte Frank ein Auge darauf geworfen aber die Mühlen Hollywoods mahlen manchmal sehr langsam.

Scudder ist ein gebrochener Held, der regelmäßig zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker geht und seinen Lebensunterhalt damit verdient seinen Kunden auf unorthodoxe Weise zu helfen. Die Knarre nutzt er nur, wenn es unumgänglich ist. Er vertraut bei seinen Recherchen auf Instinkt und Verstand - und seine Fäuste. Als Problemlöser hat er einen guten Ruf in gewissen Kreisen. Nun also Kidnapping. Wer auf einen Whodunit-Thriller hofft, der wird enttäuscht. Nach anfänglichem Geplänkel ist der Zuschauer frühzeitig im Bilde über die zwei systematisch vorgehenden, psychopathischen Verbrecher, die bei den Entführungen erst das Lösegeld kassieren und dann ihre Geisel brutal töten. So ist das Spannungslevel mäßig, insbesondere, weil durch die Figur eines obdachlosen Jungens, TJ (gespielt von Brian 'Astro' Bradley), die weiche Seite Scudders hervorgekramt wird, er sich um ihn kümmert, weil er ihn nicht los wird. TJ ist dabei streetsmart, ein cleverer Bursche, der fasziniert ist vom Beruf des Privatdetektivs wie er ihn aus unzähligen Romanen kennt. Und er kennt sich vor allem besser mit dem Computer aus als Einzelgänger Scudder.

Optisch ansprechend und handwerklich zwar gut gemacht kommt man beim Betrachten des Films aber zu der Erkenntnis es hier wieder mal nur mit konventioneller Krimiware inkl. Logikschwächen zu tun zu haben (über das Hinterlassen von Fingerabdrücken sollte ein Ex-Cop bestens Bescheid wissen). Manches bleibt unschlüssig wie z.B. das Verhalten der Drogenbehörde und das Ende wirkt etwas zu effekthascherisch. In Amerika ist diese 28-Mio-Dollar-Produktion mit einem Einspiel von 12.8 Mio. USD gestartet. Ob die Aussicht auf weitere Fälle von Matt Scudder auf der großen Leinwand vorhanden ist wird die internationale Publikumsresonanz zeigen. Wie schwer es ist einen in der Krimiromanwelt fest verankerten Helden in Kinoserie zu schicken hat vor kurzem erst Hollywoodstar Tom Cruise erfahren. Über „Jack Reacher“ gibt es zwei Dutzend Bücher von Lee Child aber Filmstudio Paramount, lange unzufrieden mit den Einspielergebnissen des Christopher-McQuarrie-Films, gab erst ein Jahr nach US-Start eine Fortsetzung in Auftrag.

Liam Neeson spielt souverän, die düstere Krimihandlung ist bei knapp zwei Stunden Laufzeit allerdings weniger spannend als erhofft.

Text © Markus Klingbeil
24.09.2014

Ruhet in Frieden
(A Walk among the Tombstones)

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 113 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 19.09.2014 (USA) 13.11.2014 (D). Budget: 28 Mio. USD Regie: Scott Frank. Drehbuch: Scott Frank. Romanvorlage: Lawrence Block. Kamera: Mihai Malaimare Jr.. Schnitt: Jill Savitt. Musik: Carlos Rafael Rivera. Darsteller: Liam Neeson, Dan Stevens, David Harbour, Adam David Thompson, Brian 'Astro' Bradley, Laura Birn, Ólafur Darri Ólafsson.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih