Ein Porträt über zwei Gleitschirmpilotinnen - die eine ist Profi, die andere Anfängerin. Über anderthalb Jahre begleitete Thomas Lantzel die beiden bei ihren Trainings- und Wettbewerbsflügen.

Wenn man plant sich einen Dokumentarfilm über das Gleitschirmfliegen anzusehen dann hat man so seine Erwartungen, insbesondere, wenn man sich mit dieser Sportart noch nicht auseinandergesetzt hat. Man hofft auf schöne Flugbilder, man möchte in das Wettkampfgeschehen hineinschnuppern, die Faszination dieses nicht ungefährlichen Sports erleben. Nicht alles liefert Thomas Latzel, selbst ein Gleitschirmflieger, in seiner knapp zweistündigen Dokumentation. Wie gerne hätte man mehr darüber erfahren wie dieser Sport denn eigentlich "funktioniert", denn bestaunt man die Dutzenden von bunten Schirmen am Himmel, die mit ihrer menschlichen Fracht in 1000 und mehr Metern Höhe wie fliegende Schlafsäcke wirken, dann fragt man sich als Laie auch schon mal nach den Flugregeln da oben. Oder wie genau laufen die Wettbewerbe ab, was bringen sie finanziell ein, was kostete dieser Sport ?

Es wird viel gereist in diesen Kreisen bzw. wenn man dem Fliegen professionell verfallen ist - Mexiko, Brasilien, Frankreich, Schweiz, Australien. Man pendelt zwischen den Kontinenten um sich bei Weltcup, Weltmeisterschaften und Nationen-Wettkämpfen miteinander zu messen. Ein genauerer Blick hinter die Kulissen dieses Sports wird dem Zuschauer verwehrt, denn Latzel konzentriert sich darauf zwei unterschiedliche Personen auf einem Wegesabschnitt zu begleiten. Da gibt es die zwischen ihrer Heimat Polen und Deutschland pendelnde Ewa Wisnierska, 35 Jahre jung, deren Ziel es ist Weltmeisterin zu werden und die 69-jährige Rentnerin Dörte Schwarz, die den Ehrgeiz in sich verspürt den Pilotenschein zu machen. Beide Frauen gehen zeitweise den gleichen Weg, die eine als Lehrerin, die andere als Schülerin.

Das Vertrauen, dass Latzel zu den Frauen aufgebaut hat ist ungemein wichtig für die Filmaufnahmen, denn so wirkt die jetzt öffentlich gemachte Gefühlswelt von Ewa und Dörte ungekünstelt und bringt bewegende Momente hervor. So kann übertriebener Ehrgeiz leicht dafür sorgen, dass in manchen Situationen die Alarmglocken überhört werden und ein tolles Erlebnis gefährlich oder gar tödlich endet. Von Dörtes Ungeduld bei Misserfolg und fast kindlicher Freude beim Erringen des Pilotenscheins bis zu Ewas Nah-Tod-Erfahrung in 9000 Meter Höhe und dem Rückhalt in ihrer Familie bekommt man einige Facetten dieser beiden interessanten Charaktere zu sehen. Spektakuläre Flugbilder kommen da etwas zu kurz.

Diese Dokumentation zum Gleitschirmfliegen ist weniger eine Dokumentation über den Sport selbst sondern vielmehr ein Einblick in das Gefühls- und Seelenleben zweier Frauen, die sich mit Ehrgeiz und Freude auf Herausforderungen einlassen. Etwas detaillierter Hintergrundinfos zum Sport hätte man sich aber schon gewünscht.