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1952
Bilder © Koch Media
*** Der Tag der Vergeltung
hugo fregonese


Texas in den 1880ern. Die Denbow Family herrscht über große Landflächen mit über 40.000 Rindviechern. Der Zugang zu über 120.000-Hektar-Regierungsland für ankommende Siedler kann nur über das Denbow-Grundstück erfolgen. Die Denbows wollen das aber nicht. Ein Konflikt ist unvermeidlich.

Sie haben keine Freunde, sie sind unbeliebt, sie sind reich und sie dulden keine Konkurrenz. Familienoberhaupt Matt Denbow (Minor Watson, Die Frau von der man spricht) ist ein knochenharter Hund, wenn es darum geht seinen Besitz und seinen Reichtum zu verteidigen. Das eigene Weideland reicht gerade mal für 10.000 Rinder und so füttert der alte Fuchs die übrige Herde auf Regierungskosten durch was natürlich so nicht mehr funktionieren würde sollten die Siedler sich auf dem freien Land breit machen. Der alte Denbow verweigert sich außerdem vehement dem sogenannten „Fortschritt“, der für ihn nur Zerstörung seines Weidelandes bedeutet. Bisher konnten sein Sohn Glenn (etwas blasses Spiel: Scott Brady, The China Syndrome) und sein loyaler Neffe Kirk (solide: Joseph Cotton, Der dritte Mann) aber dafür sorgen, dass kein Fremder einen Fuß in ihr Territorium setzte (Keep Out – Or Get Shot), doch Zeitungsmacher Clayton Vance (Douglas Spencer, Das Tagebuch der Anne Frank) bringt die Denbows mit seinen Schlagzeilen immer mehr in Bedrängnis. Da lässt er sich auch von Drohungen nicht schrecken („Wenn Sie den Namen Denbow noch weiter in den Schmutz ziehen, …, dann komme ich persönlich in Ihr verdammtes Büro und peitsche Ihnen die Seele aus dem Leib“). Erst recht nicht als der impulsive Glenn einen unbewaffneten Mann erschießt und dafür hängen soll.

Machterhalt und Gier nach Wohlstand sind zentrale Themen dieses Westerns mit Leading Man Joseph Cotton, der sich zunächst zurückhält aber im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Vordergrund rückt. Das hat natürlich auch mit einer Frau zu tun, die das Verhalten seiner Figur zunehmend beeinflusst. Shelley Winters (Winchester '73, Alfie) spielt die naive Hilfskraft Jane Stevens, die in einem Lokal Teller spült und sich in den aalglatten, arroganten Womanizer Glenn verguckt ohne zu merken, dass er mit ihr spielt, sie nur aus Berechnung heiratet um seinen eigenen Kopf zu retten. Spaß hat er lieber mit der erpresserischen Lottie (toller Auftritt des im Alter von nur 21 Jahren viel zu früh verstorbenen Starlets Suzan Ball, Der Speer der Rache), einer brunetten Femme fatale, die auf Luxus steht und am liebsten heute statt morgen die Denbow-Rinder in harte Dollars umwandeln will. Dabei kommt der Plan eines unter Westernfans nur zu gut bekannten Darstellers auf den Tisch. Der 27-jährige Lee Van Cleef, an 10. Stelle der Credits gelistet, ist hier in seinem erst zweiten Kinofilm zu sehen (im gleichen Jahr hatte er eine kleine Rolle im Kultwestern „High Noon – Zwölf Uhr Mittags“) und darf sogar mehr als eine handvoll Sätze sprechen. Seinen Kultstatus erarbeitete sich der Dauergast in unzähligen TV-Western-Serien durch zwei Sergio-Leone-Filme der 60er-Jahre (Für ein paar Dollar mehr & Zwei glorreiche Halunken) und einer Reihe anschließender Italowestern.

Der deutsche Kinotitel dieses Films deutet zwar auf einen aufregenden finalen Höhepunkt hin, doch der erweist sich als weniger spektakulär wie erhofft. Regisseur Fregonese konzentriert sich in dieser Geschichte lieber auf innerfamiliäre Konflikte, die sich zwischen den rivalisierenden Vettern Glenn und Kirk sowie Familienoberhaupt Matt abspielen und beobachtet vor allem wie Jane sich in ihrer neuen Umgebung - in der Höhle des Löwen – zurechtfindet und persönlich weiterentwickelt. Da wird der zu Beginn eingeführte verbal artikulierte Konflikt zwischen Viehbaron und Siedlern etwas vernachlässigt und damit keine Spannung für eine direkte Konfrontation beider Parteien aufgebaut. Bis die Siedler nämlich mit Mann und Maus vor dem eingezäunten Weideland stehen und auf Durchfahrt pochen um die „ungezähmte Grenze“ zu überwinden ist der Film schon fast wieder zu Ende.

DVD (Koch Media, PAL, Code 2, 72 min)

Der Film wird im Original-Bildformat 1.37:1 präsentiert. Das Alter des Films sieht man, denn Unschärfen, Kratzer, Fussel mindern die Bildqualität an einigen Stellen. Im Gesamteindruck aber noch recht gut. Tonspuren liegen in deutscher und englischer Sprache vor (DD2.0). Untertitel gibt es leider keine. Außer bei einer Stelle wo die dt. Tonspur für wenige Sekunden zur englischen Tonspur wechselt und dann dt. untertitelt wird (bei Minute 6). Als Extras gibt es nur den englischsprachigen Originaltrailer und eine schön gestaltete, musikalisch untermalte Bildergalerie mit Auszügen von damals verwendeten Werbematerial (zweiminütige Slideshow). „Der Tag der Vergeltung“ ist Titel No.13 in der Koch-Media-DVD-Reihe „Western Legenden“.

Ein ordentlicher, gut besetzter Western von Hugo Fregonese, der später mit „Old Shatterhand“ auch auf den Spuren von Karl May wandelte.


Text © Markus Klingbeil
28.05.2012

Der Tag der Vergeltung
(Untamed Frontier)

USA 1952. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 72 Min. (PAL) Bildverhältnis: 1.37:1 Kinostart: 23.07.1952 (USA) 19.09.1957 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Hugo Fregonese. Story: Houston Branch, Eugenia Night. Screenplay: Gerald Drayson Adams, John Bagni, Gwen Bagni; Polly James (zusätzliche Dialoge). Kamera: Charles P. Boyle. Schnitt: Virgil W. Vogel. Musik: Hans J. Salter. Darsteller: Joseph Cotten, Shelley Winters, Scott Brady, Suzan Ball, Minor Watson, Lee Van Cleef, Douglas Spencer, Fess Parker, Katherine Emery

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih