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2008
Bilder © 20th Century Fox
**** Der Tag, an dem die Erde stillstand
scott derricksone


Die Erde wird von außerirdischen Wesen besucht, die sich um das Wohlergehen des blauen Planeten sorgen. Ihr Abgesandter landet in New York, nennt sich Klaatu (Keanu Reeves) und erscheint in der Physiognomie eines Menschen. Er will mit den Anführern der Erde sprechen, der Militärapparat der USA kennt jedoch nur eine Sprache. Und bald darauf ist die Vernichtung der Menschheit bereits im Gange. Die Wissenschaftlerin Helen Benson (Jennifer Connelly) findet sich nicht damit ab und will mehr über die Absichten Klaatus erfahren und ihm das Gute im Menschen vermitteln, das eine Chance auf Überleben rechtfertigt.

In den 50ern sind einige Sci-fi-Klassiker als Produkt von UFO-Hysterie und Angst vor einer Zuspitzung des Kalten Krieges entstanden. Neben "Die Dämonischen" von Don Siegel, "Gefahr aus dem Weltall" von Jack Arnold, "Das Ding aus einer anderen Welt" von Howard Hawks, "Kampf der Welten" von Byron Haskin auch "Der Tag, an dem die Erde stillstand" von Robert Wise. Bei der jetzt vorliegenden Neuinterpretation von Wise Film wird zwar auf das Original-Drehbuch von Edmund H. North verwiesen, die Geschichte aber von David Scarpa zeitgemäß aufpoliert und der Film mit bombastischen Special Effects und Militäractionszenen ausgestattet um sich das "Blockbuster"-Siegel zu erarbeiten. Dabei entsteht glücklicherweise kein sinnfreies Sci-fi-Spektakel sondern eine sehenswerte Reflektion über den Umgang des Menschen mit der Erde und die daraus resultierenden Folgen. Der Grund für die Anwesenheit der technisch höchst überlegenen Besucher aus dem All ist nämlich die vielzitierte Klimakatastrophe, die der Mensch durch die Ausbeutung der Natur und der Verschmutzung der Umwelt heraufbeschwört.

Das ökologische Gleichgewicht der Erde ist gestört und hat auch Effekte auf andere Galaxien. Da keine Besserung in Sicht ist lautet die logische Schlussfolgerung, dass die Natur sich nur ohne den Menschen wieder regenerieren kann. Im Klartext: Der Mensch braucht die Erde, die Erde braucht den Menschen nicht. Es passt da nur zu gut zum derzeitigen (noch) Bush-regierten Amerika, dass der mächtigste Mann im Film nicht auf den Rat der US-Verteidigungsministerin, gespielt von Kathy Bates, hören will um einen Dialog mit den überlegenen, ungebetenen Gästen zu eröffnen. Nein, Konfrontation, Destruktion ist die Antwort und während sich die von Jennifer Connelly gespielte Forscherin abstrampelt um Klaatu zu vermitteln, dass es die Menschheit wert ist, zu leben und aus Fehlern zu lernen, währenddessen fliegen die Raketen. Reeves, populär geworden durch "Speed" und "Matrix", spielt das Alien in Menschengestalt mit reduzierter Gestik und Mimik, fast emotionslos, wirkt undurchschaubar, mysteriös und trägt bei zu einer im Verlauf des Films stetig wachsenden Spannung.

Im Kontrast dazu die aufgeregten, zunächst neugierigen, dann eindimensional agierenden Wissenschaftler und Militärs, die glauben mit herkömmlichen Druckmitteln (Sedierung, Befragung mittels Lügendetektor) Klaatus Plan und die Anwesenheit der überall auf den Kontinenten eingeschlagenen leuchtenden Energiekugeln (Umfang = Größe eines vielstöckigen Hochhauses) aufzudecken bzw. zu erklären. Reeves hat eine Mission, er kam um zu verhandeln, nicht als Killer, und so werden seine außerordentlichen Fähigkeiten in mehreren Situationen gebraucht. Die Bedrohung der Auslöschung allen menschlichen Lebens - alle anderen Lebewesen werden nach dem Arche Noah Prinzip vorher von den Außerirdischen eingesammelt - scheint unabwendbar. Diese Alien-Invasion ist allerdings kein zweiter "Independence Day", sondern ein nachdringlicher Appell an die Vernunft des Menschen und der Hoffnung auf Einsicht, dass der Raubbau an der Natur nicht in dem Maße fortgeführt wird, wie bisher geschehen. An der Überzeugungsarbeit wirkt auch Funnyman John Cleese (Ein Fisch namens Wanda) mit, der sich als gewitzter Wissenschaftler mit Klaatu in einer "Good Will Hunting"-Gedächtnis- Sequenz auseinandersetzt und damit etwas Humor in das Drama bringt.

Den kann Kathy Bates als Verteidigungsministerin angesichts der bestehenden weltweiten Krise nicht aufbringen und ihr Charakter wirkt schnell ratlos, was Bates als Schauspielerin wenig Entfaltungsmöglichkeiten gibt - wie den übrigen Nebendarstellern auch. Familiengerecht ist der Film schon, nicht nur weil Jaden, der 10-jährige Sohn von Will Smith mit von der Partie ist, sondern weil die Aggressivität des Militärs und die Verteidigungsmechanismen der Aliens moderat in ihrer Darstellung der Gewalt sind. Da ist die einem Heuschreckenschwarm gleichende fliegende Masse and auch Materie-zerstörende Alien-Insekten (wie eine biblische Plage) schon das schaurigste. Regisseur Scott Derrickson, der mit "Der Exorzismus der Emily Rose" 2005 einen Überraschungshit landete, versteht es aber geschickt ohne ausufernde Zerstörungsorgien (okay, das alterwürdige New Yorker Giants Stadion muss dran glauben) eine düstere Bedrohungsstimmung aufzubauen. Die mittelmäßigen Spezialeffekte kann man verschmerzen.

Dieses Remake eines Sci-fi-Streifens von 1951 bietet genug Abwechslung, Actionszenen und eine in interessanter Geschichte verpackte Öko-Botschaft, die mehr Verstand hat als Nonsense-Kracher wie "Armageddon" und "Independence Day" zusammen. Und wenn man mit diesem Mix ein größeres Publikum erreicht, als mit einer Natur-Doku oder DiCaprios Umweltlehrstunden, warum nicht ?! Letztlich ist "Der Tag, an dem die Erde stillstand" aber vorwiegend ein Unterhaltungsfilm. Und auf dieser Ebene funktioniert er auch sehr gut.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 09.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih