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1982
Bilder © Verleih
**** The New York Ripper
lucio fulci


Ein Leichenfund unter der Brooklyn Bridge ist Auftakt einer Reihe weiterer Frauenmorde mit denen sich der alternde Lieutenant Fred Williams (Jack Hedley) beschäftigen muss. Mit Hilfe eines Universitätsprofessors versucht er auf die Schliche des Killers zu kommen.

So wie viele italienische Regisseure hat sich auch Lucio Fulci in diversen Genres ausprobiert. Western, Krimis, Komödien, Abenteuer- und Erotikfilm - auch als Drehbuchschreiber hatte er seine Finger in vielen Töpfen. Berühmt-berüchtigt ist er aber für seine Horrorfilme, die nicht davor zurückschreckten das Grauen in der Nahaufnahme zu zeigen. Ein fieses Beispiel ist der 1982 entstandene "New York Ripper", der reihenweise Frauen aufschlitzt. Dass der Täter nicht alle Tassen im Schrank hat erkennt man nicht nur daran wie brutal er vorgeht sondern mit welcher Masche er seine Opfer verbal attackiert, später auch den Kommissar verhöhnt. Er schnattert zwischendrin gerne mal wie Donald Duck, ein schriller, schwer verständlicher Entenlaut.

Fulcis Film ist bevölkert mit schrägen Figuren und deren Eigenarten, die die düstere Stimmung des Films unterstreichen. Ein irrer Killer, der seine Opfer quasi von Kopf bis Fuß bearbeitet und eine sexuell unbefriedigte Ehefrau, die mit Zustimmung ihres kranken Ehemanns ihre erotischen Fantasien in Porno-Live-Shows und mit One-Night-Stands auslebt, dabei jedes Stöhngeräusch für den Gatten auf Hörkassette festhält. Da gibt es den sehr verdächtigen Gigolo dem zwei Finger fehlen, der ständig auf Suche nach sexuellen Gespielinnen ist und selbst der Gesetzeshüter entspannt sich bei der Prostituierten. Mit Sex & Gewalt spart Fulci wahrlich nicht, setzt vulgäre Bilder neben Splatterszenen, hetzt seine Protagonisten durch die Straßen und U-Bahn-Stationen New Yorks oder einfach durch einen langen Apartmentgang (der Notausgang ist natürlich versperrt) .

Den Film aber nur auf seine plakativen Szenen zu reduzieren wäre eine etwas einseitige Betrachtung, denn Fulci schafft es insbesondere durch die variablen Kameraeinstellungen seines Kameramannes Luigi Kuveiller (insbesondere mit der subjektiven Sicht des Täters wie man es aus den Gialli kennt) ein durchaus spannendes Gesamtkonstrukt aufzubauen. Normalerweise arbeitete Fulci bevorzugt mit Sergio Salvati aber auch mit Kuveiller hat er einen Mann mit dem richtigen Blick im Team, der in früheren Jahren bereits Bud Spencer, Terence Hill oder Jack Lemmon in Szene gesetzt und neben Billy Wilder auch mit Dario Argento und Damiano Damiani zusammengearbeitet hat. Bereits 1971 trafen Kuveiller und Fulci bei "A Lizard In A Woman's Skin" aufeinander. Francesco De Masi unterstützt dabei durch seinen Musicscore effektiv das zunehmend blutiger werdende Psychospiel zwischen Jack Hedleys Cop und dem Schnatter-Schlitzer.

Auch wenn die Verruchtheit der Frau einen dominanten Platz im Film einnimmt, stellvertretend dafür die von Alexandra Delli Colli (ihre kurzlebige Karriere umfasst u.a. den Titel "Zombies unter Kannibalen") und Daniela Doria (Black Cat) gespielten Opfer, deren Körperbau Fulci genau unter die Lupe nimmt, gibt es auch eine rechtschaffende junge Frau, die mit Händen und Füßen um ihr Leben kämpft. Eine Almanta Suska (hier in ihrem Spielfilmdebüt) alleine wird aber wohl nicht ausreichen um Fulci von den misogynistischen Tendenzen freizusprechen. Das Problem hatte Argento bei seinen Filmen damals ja auch das eine oder andere Mal.

DVD (AWE, RC2, PAL)

Die skandinavische DVD vom Label Another World Entertainment ist ein guter Kompromiss zwischen einer an Extras magerer US-DVD und der französischen Deluxe-Veröffentlichung. Den Film gibt's in anamorphen 2.35:1-Format mit englischem Ton (DD2.0). Untertitel sind nur in dänisch, schwedisch, norwegisch und finnisch vorhanden. Alterspuren des Bildmaterials sind immer wieder sichtbar (Verschmutzungen), insgesamt aber doch ein ordentlicher Transfer. Der Ton ist an manchen Stellen etwas muffelig im Ganzen aber gut verständlich. Als Extras (englisch untertitelt!) gibt's ausführliche Interviews mit Beteiligten am Film (Howard Ross, 19min; Francesco De Masi, 51 min) und eine Doku über den 1996 verstorbenen Fulci in der sich Weggefährten erinnern (43 min). Außerdem gibt es noch Bildergalerien und den Trailer zu New York Ripper, Torso und Puzzle.

Einer der besseren Filme Fulcis, der zwar wieder mit dem wenig originellem Thema des irren Killers hantiert aber trotzdem einen ordentlich spannenden Thriller produziert. Explizite Gewaltakte und die Darstellung sexueller Perversionen machen das Werk allerdings zum etwas schwerer konsumierbaren Nischenprodukt.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 21.11.2010

The New York Ripper

(Lo squartatore di New York)

USA/ITA 1982. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 89 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 04.03.1982 (ITA) 10.06.1982 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Lucio Fulci. Buch: Gianfranco Clerici, Lucio Fulci, Vincenzo Mannino, Dardano Sacchetti. Kamera: Luigi Kuveiller. Schnitt: Vincenzo Tomassi. Musik: Francesco De Masi. Darsteller: Jack Hedley, Almanta Suska, Howard Ross, Andrea Occhipinti, Alexandra Delli Colli, Paolo Malco, Cinzia de Ponti, Cosimo Cinieri, Daniela Doria, Babette New.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih