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2010

Bilder © CJ Entertainment
**** The Man from Nowhere
lee jeong-beom


Ein zurückgezogen lebender Pfandleiher wird durch eine Kundin und deren Tochter in den Konflikt rivalisierender Gangster gezogen.

Es ist keine erfreuliche Sache, wenn man nach Hause kommt und zwei unbekannte Gangster vorfindet, die etwas haben wollen, was man angeblich besitzt. Wie sich herausstellt stecken gestohlene Drogen im Photoapparat einer Kundin des unwissenden Pfandleihers Cha Tae-sik (Won Bin, Mother) und die ungebetenen Gäste wollen sie zurück. So blitzschnell wie Tae-sik dem einen Gangster aber das gezückte Messer aus der Hand nimmt könnte man meinen er würde auch mit dem anderen Typen fertig werden. Doch das Druckmittel ist das Leben der Kundin und deren kleiner Tochter also bleibt keine Wahl als der Forderung nachzugeben. Hinter den beiden kriminellen Handlangern stecken aber zwei Brüder, die in der Hierarchie der lokalen Gangstergruppierungen schnell nach oben klettern und Tae-sik kurzerhand für eine weitere Mission einsetzen bevor Mutter und Kind wieder in Freiheit entlassen werden sollen. Als Tae-sik reingelegt wird und den einen oder anderen Nackenschlag einstecken muss reaktiviert unser widerwilliger Held allerdings verblüffende Fähigkeiten, die selbst die Polizei zum Staunen bringt. Nein, ein Superheld ist er nicht, aber sein früherer Beruf brachte es mit sich perfekt im körperlichen Nahkampf als auch im Umgang mit Schusswaffen und Stechwerkzeug ausbildet zu werden.

Ein nettes 10-jähriges Mädchen (Kim Sae-ron, A brand new life) das selbst kein einfaches Leben hat ist es also, das dem traurig wirkenden Pfandleiher mit halb übers Gesicht hängendem Kopfhaar wieder gehörig Aufregung und Motivation ins Leben bringt. Sich wieder für etwas lohnenswertes einzusetzen – auch unter eigener Lebensgefahr – führt dabei zu actionreichen Szenen und sehr blutigen Konsequenzen. So lieben wir den koreanischen Gangsterfilm, der in der Vergangenheit so einige Highlights des Genres produziert hat (z.B. Bittersweet Life, The Chaser). Optisch wieder glänzend und mit sichtbar gutem Budget ausgestattet, inhaltlich aber sehr düster, thematisiert Regisseur Lee Jeong-beom (Cruel Winter Blues) in seinem Drehbuch ein perfides kriminelles System aus Drogen- und Organhandel bei dem entführte Kinder eine traurige Hauptrolle spielen. Großartig spielt dabei Kim Sae-ron, die in der Rolle des Mädchens den Funken Menschlichkeit durch die ganze Handlung trägt, dabei nicht nur den für sie kämpfenden Helden antreibt sondern auch einen der Killer (Thanayong Wongtrakul) emotional bewegt. Das erinnert dann an eine der beeindruckendsten Momente in John Woos Actionmeilenstein „Hard Boild“, wenn Cop und Killer sich gegenüberstehen und kurzfristig ihre Waffen beiseite legen, damit die sich zwischen ihnen befindenden unschuldigen Menschen verschwinden können. Auch für Killer gibt es eben manchmal Grenzen.

Wenn es allerdings ums Eingemachte geht und sich zwei gleichwertige Gegner mit gewissen moralischen Ansprüchen Aug' in Aug' gegenüberstehen ohne Kollateralschaden befürchten zu müssen, dann hält sich Lee Jeong-beom bei seiner Inszenierung nicht zurück, lässt Kugeln im Sekundentakt fliegen, scharfe Klingen in weiche Körper stoßen um eine Vielzahl klaffender Wunden zu produzieren. Was man hier sieht ist sicher einer der wildesten, brutalsten und härtesten Konfrontationen im Mainstreamkino und diese Protagonisten können einiges vertragen. In Heimatland war „The Man From Nowhere“ mit über 6 Mio. Zuschauern der erfolgreichste koreanische Film des Kinojahres 2010. In Deutschland wurde der Film nicht unerwartet direkt auf Blu-ray/DVD veröffentlicht. Ein US-Remake ist bereits in Planung. In Anbetracht des Erfolges könnte man meinen ein geeignetes Folgeprojekt würde sich für Star Won Bin, der auch gefragtes Model ist, und Regisseur Lee Jeong-beom schnell finden, doch bisher – drei Jahre später – wurde nichts neues von den beiden veröffentlicht. Über Lee Jeong-beom war zu lesen, dass er im Herbst 2013 „Crying Man“ in Angriff nehmen will, eine Liebesgeschichte zwischen einem Hitman und seinem nächsten Opfer.

DVD (Code 3, NTSC, 119 min)

Die Limited Edition aus Südkorea im schönen Digipack (2 Discs), das im Buchstil gestaltet ist – mit 20-seitigem Phototeil
Bild: 2.35:1 (16x9), gut.
Untertitel: Englisch, koreanisch (optional).
Ton: Koreanisch; gut (DD5.1)
Extras (ohne englische Untertitel!):
Disc 1: Kapitelwahl, 2 Audiokommentare
Disc 2: Making of mit Behind-the-scenes und Interviews (4:3; 79 min), 4 Featurettes (16x9; ca. 30 min); TV- und Kinospots (1.33:1 & 16x9), Videoclip (4:3).

Spannender, harter Gangsterfilm mit melancholischen Zwischentönen und blutigem Showdown. Nicht perfekt, weil mit zwei Stunden einen Tick zu lange, dennoch gehört „The Man from Nowhere“ zweifelsohne zu den besseren des Genres.

Text © Markus Klingbeil
31.07.2013

The Man from Nowhere
(Ajeossi)

Südkorea 2010. Farbe. Originalsprache: Koreanisch. Länge: 119 Min. (NTSC) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 05.08.2010 (ROK). Budget: n/a Regie: Lee Jeong-beom. Drehbuch: Lee Jeong-beom. Kamera: Lee Tae-yoon. Schnitt: Kim Sang-beom. Musik: Shim Hyun-jung. Darsteller: Won Bin, Kim Sae-ron, Kim Tae-hoon, Kim Hee-won, Kim Seong-oh, Lee Jong-pil, Thanayong Wongtrakul, Kim Hyo-seo.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih