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1988
Bilder © Shameless
*** Phantom of Death
ruggero deodato


Der Pianist Robert Diminici (Michael York) ist nicht nur erfolgreich im künstlerischen Bereich sondern auch bei den Frauen beliebt. Als dessen Geliebte auf brutale Art und Weise umgebracht wird und einen Monat später seine neue Flamme bei einem Überfall so gerade noch mit dem Leben davonkommt wird der zuständige Kommissar Datti (Donald Pleasance) allerdings misstrauisch und nimmt Diminici genauer unter die Lupe.

"Jungle Holocaust" und "Cannibal Holocaust" sind die Titelnamen der berüchtigten derben Horrorschocker, die Regisseur Ruggero Deodato Ende der 70er, Anfang der 80er in Genrekreisen bei so manchen Fans populär gemacht haben. In "Phantom of Death" geht es weniger exploitativ zu beschäftigt er sich doch mit einer ernstzunehmenden aber äußerst seltenen unheilbaren Krankheit, dem Hutchinson-Gilford-Syndrom. Normalerweise sind es Kinder, die schneller altern aber in diesem fiktiven Fall wird aus dem 35-jährigen Shakespearemimen Michael York (Cabaret, Austin-Powers-Trilogie) in wenigen Monaten ein tattriger Greis (da hat die Makeup-Crew ganze Arbeit geleistet). Vorher allerdings bringt er einige Menschen um. Das Rätselraten für den Zuschauer wird nach zwei Morden in den ersten 30 Minuten also schnell beendet, denn Deodato konzentriert sich auf die innere Zerrissenheit der Hauptfigur und das Katz- und Mausspiel mit dem Kommissar.

Eine echte Spannung kommt dabei allerdings nicht auf, denn York gibt sich bei seinen Worten und in seinem Verhalten arg theatralisch während sein von ihm auserkorener Gegner, gespielt von Donald Pleasance (Halloween - Die Nacht des Grauens, James Bond 007 - Man lebt nur zweimal), den zurückhaltenden, ruhigen, harmlos wirkenden Polizisten verkörpert und blass bleibt. Giallo-Queen Edwige Fenech (Der Killer von Wien, Der geheimnisvolle Killer) übernimmt die dritte Hauptrolle und verliebt sich in Yorks Pianisten bevor dessen Krankheit ausbricht und ihn in einem Monat um 10 Jahre altern lässt. Die bemerkt das allerdings nicht, denn Robert setzt sich nach einer gemeinsam verbrachten Nacht ab, verschwindet, ist verbittert wegen seinem bevorstehenden körperlichen Verfall. Sein Hass auf die jungen Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben und die Alten, die sich an ihr bald endendes Leben klammern steigert sich ins unermessliche. Auf der anderen Seite will er erlöst werden von seinem Dasein, seinem Leiden. Selbstmord kommt ihm dabei aber nicht in den Sinn.

Wundern darf man sich als Zuschauer auch über die Zeitabfolge im Film und die ungeheure Flexibilität des vergreisten Killers. Da nimmt man es mit der Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdigkeit der Geschichte nicht so genau. Konsequent auf einer ernsten psychologischen Ebene zu arbeiten traut sich Deodato aber auch nicht und so scheitern letztendlich Yorks Bemühungen seiner Figur eine emotionale Tiefe zu geben. Noch fremder bleiben uns allerdings die Figuren des verwitweten Kommissars (sein Privatleben wird nur kurz angerissen um die Tochter als späteres mögliches Opfer zu markieren) und der von Hélène (Fenech), die bis zum Finale durchgeschleppt wird. Einen fehlenden tiefergehenden Exkurs in seine Charaktere versucht Ruggero mit der Darstellung von Schockeffekten, zu Beginn sogar in Zeitlupe, zu kaschieren. Aber weder diese meist nur kurz eingeblendeten Szenen noch die wenig anregende musikalische Untermalung wird den Liebhaber des italienischen Thrillers vom Hocker reißen. Da gab es in den 70ern doch spannendere und interessantere Genrebeiträge.

DVD (UK, Shameless, RC2, 88 min)

Der Film wird im anamorphen 1.66:1- Bildformat und englischem Mono-Ton präsentiert. Qualitativ muss man sowohl beim Bild und Ton Abstriche machen, insbesondere sind Schwankungen beim Ton (dumpf!) nicht überhörbar. Insgesamt aber noch akzeptabel für einen über 20 Jahre alten Film. Extras: Trailer zu weiteren Filmen vom englischen Label Shameless.

Leider nur ein mäßiger Thrillerbeitrag aus Italien, der trotz einer bemühten Darstellung von Michael York kaum in Erinnerung bleiben wird.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 16.01.2011

Phantom of Death

(Off Balance - Der Tod wartet in Venedig, Un delitto poco comune)

I 1988. Farbe. Originalsprache: Italienisch/ Englisch. Länge: 88 Min. Bildverhältnis: 1.66:1 Kinostart: 11.03.1988 (I). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Ruggero Deodato. Buch: Gianfranco Clerici, Vincenzo Mannino . Screenplay:Gianfranco Clerici, Vincenzo Mannino,Gigliola Battaglini. Kamera: Giorgio Di Battista. Schnitt: Daniele Alabiso. Musik: Pino Donaggio. Darsteller: Michael York, Edwige Fenech, Donald Pleasence, Mapi Galán, Fabio Sartor, Renato Cortesi, Antonella Ponziani.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih