Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
2008
Bilder © Warner Bros.
** Nie wieder Sex mit der Ex
nicholas stoller


Von seiner Freundin Sarah (Kristen Bell) verlassen, lässt sich der deprimierte Peter (Jason Segel) von seinem Freund zum Single-Urlaub nach Hawaii schicken. Dort angekommen trifft er ausgerechnet auf seine Ex und deren neuen Lover.

Judd Aptow scheint momentan der Mann zu sein, an dem Hollywood nicht vorbeikommt. Jedenfalls was Komödien um Beziehungen, Sex , Erwachsenwerden und - sein betrifft. In den letzten 20 Jahren hat Aptow mit diversen Comedy-Stars gearbeiten, z.B. Jim Carrey, Ben Stiller, Tom Arnold, Larry Sanders, Will Ferrell. Dabei war er aber vorwiegend im Hintergrund als Autor und Produzent tätig und nicht unbedingt der breiten Masse ein Begriff. Seit dem Überraschungshit ‚Jungfrau (40), männlich, sucht ... (2005)', den er nicht nur selber schrieb und produzierte sondern bei dem er auch Regie führte (erster Kinofilm, geübt hatte er bei seinen TV-Serien) ist Aptow ein Name, den die Filmstudios gerne hören. Denn Aptows Filme bringen Kasse. Letztes Jahr war ‚Beim ersten Mal' der Abräumer schlechthin, acht Wochen in den Top10 der US-Charts und mit einem weltweiten Einspiel von 219 Millionen Dollar Aptows kommerziell erfolgreichster Film überhaupt. Auch eine Million Deutsche wollten die Geschichte eines One-Night-Stands mit ungeplanter Schwangerschaft sehen. Deutlich hinter den Erwartungen zurück blieben hingegen Aptows letzte Produktionen, die Johnny-Cash-Parodie ‚Walk Hard: The Dewey Cox Story' und die Owen-Wilson-Comedy ‚Ein Mann für alle Unfälle.

Mit ‚Nie wieder Sex mit der Ex' läuft jetzt Aptows aktuelle Produktion in den Kinos und enttäuscht auf ganzer Linie. Hauptproblem der Geschichte um einen Loser-Typen, der von der Freundin betrogen und abserviert wird und große Schwierigkeiten hat damit umzugehen, ist die Besetzung der Hauptfigur. Diese Rolle geht unglücklicherweise an Jason Segel, der völlig überfordert, mit einseitiger Mimik agiert, seiner Figur keine erinnerungswürdigen Charakterzüge verleiht sondern einfach nur Langeweile pur ausstrahlt. Bisher fiel er in Nebenrollen nicht sonderlich auf oder hat wie in der TV-Hit-Comedy ‚When I met Your Mother' genug interessantere und witzigere Charaktere um sich herum versammelt, so dass er nicht negativ auffiel. Hier aber spielt Segel die Hauptrolle, d.h. der Zuschauer muss sein lethargisches, langatmiges Spiel ständig ertragen. Es ist ja lobenswert, dass Produzent Aptow noch relativ unbekannten Schreibtalenten ein Sprungbrett bietet sich publikumswirksam zu profilieren - Seth Rogen ist ein gutes Beispiel, denn der ist auch vor der Kamera witzig. Segel hingegen, dessen Bekanntschaft mit Aptow viele Jahre zurückgeht (siehe die kurzlebige Kultserie ‚Freeks & Geeks, 1999), wandert wie eine Schlaftablette kurz vor Wirkungsentfaltung durch die unlustige Handlung. Zu allem Überdruss muss Segel sogar den blanken Hintern und die Kronjuwelen offenbaren, wohl im peinlichen Versuch Storyschwächen zu kaschieren. Nur ein Hinweis auf das substanziell wenig ergiebige Script.

Da ist man dann doch sehr dankbar, wenn die TV-Serien-bewährte Kristen Bell (‚Veronica Mars') auftritt und gute Miene zum bösen Spiel macht. Aber halt, sie macht noch viel mehr, nämlich nimmt sich selbst nicht ernst als Schauspielerin (Selbstironie! Immerhin etwas) und seziert ihre geflopten Kinoausflüge à la ‚Pulse - Du bist tot, bevor du stirbst' in einigen knackigen Sätzen. Bell verkörpert eine Schauspielerin, die in einem künstlerisch wenig erfüllenden aber erfolgreichen TV-Serien-Abklatsch von ‚CSI' agiert. Laissez-faire heisst dagegen die Devise von Russell Brand als exzentrischer und toleranter Liebhaber von Bell's titelgebender Sarah Marshall, doch auch sein Möchtegern-Spiritueller-Kult-Musiker-Auftritt macht den Film nur ein klein wenig erträglicher. TV-Star Mila Kunis (That 70's show) hat dem ganzen langweiligen Gerede auch keine Pointen beizusteuern. Pointen, die in anderen Aptow-Produktionen zu Hauf' vorkommen (z.B. ‚Der Anchorman - Die Legende von Ron Burgundy, 2004), die einen aufhorchen lassen oder ein herzhaftes Lachen entlocken.

Kunis ist - wenig überraschend - das schöne Mädel von der Rezeption des Urlaubshotels auf Hawaii und auch sehr verständnisvoll für die traurige Lage vom verstoßenen Peter. Sie ist nett, intelligent und viel früher begreift sie, was Amor hier plant. Originelle Abwechslung gönnt uns die Geschichte nicht und so kommt es wie es kommen muss - der deprimierte Langweiliger Peter muss sich zwischen der lokalen Schönheit und der alten Flamme entscheiden. Mit im Dreiecksdrama tummeln sich weitere bekannte Gesichter aus Aptows Produktionsfamilie - z.B. Jonah Hill, der etwas beleibte Bursche aus ‚Superbad' , diesmal zurückgenommen als Kellner agierend, oder Paul Rudd aus ‚Beim ersten Mal', der als Weisheiten klopfender Surflehrer hilflose Grimassen schneidet. In den USA wurde ‚Forgetting Sarah Marshall' (O-Titel) von Kritikern als auch Zuschauern äußerst positiv aufgenommen und der Film hat die Produktionskosten auch längst wieder eingespielt und steuert auf einen satten Gewinn hin.

Mit Jason Segel (Drehbuch) und Nicholas Stoller (Regie) lässt Produzent und Comedy-Hit-Macher Judd Aptow gleich zwei Debutanten zum Zuge kommen. Das mag lobenswert sein, wirkt aber im Endresultat wenig erfreulich, zumal Segels Script alle Elemente und Themen wiederkaut, die Aptow selbst seit mehreren Jahren publikumswirksam an den Mann/die Frau bringt. Wenig witzig sind die Dialoge, die sich zäh durch die fast zwei Stunden Filmlänge ziehen. Schlimmer noch, dass Segel selbst die Hauptrolle übernimmt und sich dabei durch sein einschläferndes Spiel den Zusatz ‚glatte Fehlbesetzung' redlich verdient. Oder "Schlaftablette des Jahres". Hinter dem Filmtitel steckt jedenfalls keine schwere Aufgabe: ‚Forgetting Sarah Marshall' ist schnell vergessen.

Text © Markus Klingbeil
24.06.2008

Nie wieder Sex mit der Ex

(Forgetting Sarah Marshall)

USA 2008. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 112 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 18.04.2008 (US) 12.06.2008 (D). Budget: 30 Mio. USD Einspiel: 63 Mio. USD (US) 105 Mio. USD (weltweit) Regie: Nicholas Stoller. Story: Jason Segel Kamera: Lyle Workman. Schnitt: William Kerr. Musik: Lyle Workman. Darsteller: Jason Segel, Kristen Bell, Mila Kunis, Russell Brand, Bill Hader, Jonah Hill, Paul Rudd.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih