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2009
Bilder © 20th Century Fox
**** My Big Fat Greek Summer
donald petrie


Georgia (Nia Vardalos) ist mit der Hoffnung nach Athen gekommen an der dortigen Universität Kunstgeschichte unterrichten zu können. Doch stattdessen muss sie sich ihre Brötchen sechs Tage die Woche als Touristenführerin verdienen. Ihr Stil (Ruinen statt Strand) kommt aber bei den wenigsten Touristen gut an. Die sind statt an Kulturlektionen nur an Oberflächlichkeiten interessiert.

Urlaub soll Erholung bringen, Spaß beinhalten und im Ausland vielleicht auch etwas kulturell wissenswertes vermitteln. Letzteres wird allerdings gerne mal gegen den Strandurlaub eingetauscht. Nur den Kopf nicht überfordern. Man will einfach nur weg vom Alltag und den Alltagsgesichtern. Ist das so ? Nervig wird es, wenn man von der fiesen Spezies Tourist "verfolgt" wird, die möglicherweise als hässliches Spiegelbild der eigenen Unzulänglichkeiten daherkommt. Idioten sind dann nur die anderen, und man darf sich über die dann auch amüsieren.

In Donald Petries Film gibt es gleich eine ganze Herde Touristen, die sich dem Klischee des dämlichen, ignoranten Souvenirjägers fügen und Athen und sein kulturelles Erbe als lästige Pflichtübung sehen. Im Kontrast dazu steht die Auffassung von Georgia, die darauf brennt ihr Wissen zu vermitteln und ihre anvertrauten Schäfchen mit mehr als nur einem Keramikbecher Made in China heimzuschicken. Ob Australier, Amerikaner, Briten oder Spanier - sie alle haben anderes im Sinn (von Sex bis sonnenbaden ist alles dabei) als die tapfere Reiseleiterin. Der dicke, mosernde Deutsche mit Heisshunger auf Wiener Schnitzel bleibt uns gottlob erspart.

Während Regisseur Petri als Komödienspezialist gilt (größter Erfolg: "Miss Undercover" mit Sandra Bullock, 2000) und zuletzt mit Lindsay Lohan die Fantasyromanze "Zum Glück geküsst" (2006) drehte ist es um Hauptdarstellerin Nia Vardalos seit ihrem Auftritt in dem Überraschungshit "My Big Fat Greek Wedding" lange still geblieben. Die von Tom Hanks und Ehefrau Rita Wilson produzierte Komödie um den Kulturclash zwischen amerikanischen und griechischen Sitten und Gebräuchen kostete läppische 5 Millionen Doller und spielte 2002 weltweit an den Kinokassen knapp 369 Millionen US-Dollar ein.

Für Vardalos damals gleich doppelter Grund zur Freude, denn sie spielte sich nicht nur in die Herzen der Zuschauer, sondern war auch für das Drehbuch verantwortlich (für das sie auch eine Oscarnominierung bekam!). Erfolg lässt sich allerdings nicht konservieren und eine schnell nachgeschobene TV-Serie ("My Big Fat Greek Life"), die man zwar mit Vardalos aber ohne Co-Star John Corbett drehte wurde bereits nach sieben Episoden wieder abgesetzt. Der nächste von ihr geschriebene Film "Connie and Carla" floppte und wurde in Deutschland nur auf DVD veröffentlicht.

Vardalos nahm sich eine Auszeit, schrieb sechs Drehbücher und adoptierte mit ihrem Mann ein dreijähriges Mädchen. Ausserdem bloggt sie für die "Huffington Post". Nach einem Gastauftritt in der TV-Serie "My Boys" kehrt sie nun endlich mit einer launigen Sommerkomödie auf die große Leinwand zurück. Das Drehbuch schrieb Mike Weiss, der so seine Erfahrungen bei Hit-Shows wie "Die Simpsons"und "Alf" machte. (Vardalos peppte das Script mit persönlichen Beobachtungen auf.) Genüsslich stürzt sich Weiss hier auf die bunt zusammengewürfelte Reisegruppe, offenbart ihre unfreiwillig komischen Seiten, ihre Unzulänglichkeiten und ihre demonstrative Oberflächlichkeit.

Das wird aber nicht zur hässlichen Abrechnung oder bitterbösen Satire sondern durch das vorgegebene Komödienformat mit traditioneller, familienfreundlicher Unterhaltungsmission zur romantischen Komödie, deren Ausgang man frühzeitig kommen sieht. Das schadet aber nicht im geringsten, denn die spielfreudige Besetzung kompensiert ein Mangel an Originalität mit guten Gags. Die entstehen nicht nur durch die Probleme Georgias mit der eigenen Gruppe sondern auch durch den Konkurrenzkampf mit dem hausinternen Kollegen, der keine Mittel scheut um Georgia die Tour zu vermiesen.

Als eifrige aber glücklose Georgia versprüht Nia Vardalos eine erfrischende Herzlichkeit und gefällt durch einige gelungene Slapstickeinlagen während sie ihre persönliche Krise zu meistern versucht. Es macht Spaß zuzusehen, wie Vardalos zunächst einmal über viele Dinge schimpft, die in Griechenland nicht funktionieren, im Laufe des Reisetrips aber viel lockerer wird und die Herzlichkeit des Landes in sich aufnimmt. Vor allem der köstliche Auftritt von Richard Dreyfuss ist der Katalysator für diese Wandlung. Als lustiger Witwer bringt er gehörig Schwung unter die anfangs nur nervenden Reiseteilnehmer. Zuletzt hatte Dreyfuss in einer dramatischen Rolle geglänzt - als Dick Cheney in Oliver Stones "W.".

In Amerika hat man im übrigen nicht versucht den Kinogänger mit dem Titel "My big fat greek summer" in Anlehnung an den damaligen Sleeperhit zu ködern. Zwar ist das Produzententeam Hanks/Wilson wieder mit an Bord, doch entschied sich der US-Verleih für den passenden Titel "My life in ruins" was nicht nur den Gemütszustand der Protagonistin beschreibt sondern auch den kulturellen Aspekt des Schauplatzes der Handlung integriert. Für ein Sequel zu ihrem 2002er-Hit hat Vardalos anscheinend schon eine Idee. Gedreht hat sie mit John Corbett im übrigen auch wieder. "I hate Valentine's Day" heißt die Liebeskomödie bei der sie nicht nur das Drehbuch geschrieben und die Hauptrolle übernommen sondern auch gleich selbst Regie geführt hat.

Mit einer leichten, unterhaltsamen, familientauglichen, romantischen Komödie kehrt Nia Vardalos nach fünf Jahren wieder auf die Kinolandwand zurück und überzeugt als charmante Mittvierzigerin in einer Jobkrise. Was an Originalität in der Geschichte fehlt wird durch eine gut aufgelegte Besetzung - darunter Richard Dreyfuss - und schöner Hintergrundkulisse mehr als wett gemacht. Eine Sommerkomödie, die ihre Bezeichnung auch verdient.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 04.08.2009

My Big Fat Greek Summer

(My Life in Ruins)

USA/ESP 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch/Griechisch. Länge: 96 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 05.06.2009 (USA) 15.10.2009 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: 8.6 Mio. USD (USA) 12.2 Mio USD (weltweit) Regie: Donald Petrie. Buch: Mike Reiss. Kamera: José Luis Alcaine. Schnitt: Patrick J. Don Vito. Musik: David Newman. Darsteller: Nia Vardalos, Richard Dreyfuss, Alexis Georgoulis, Alistair McGowan, Harland Williams, Rachel Dratch, Caroline Goodall, Ian Ogilvy, Sophie Stuckey, María Botto.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih