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2015

Bilder © Alamode Film
*** Mr. Holmes
bill condon


1947. Angetrieben von einem jungen Fan versucht sich Meisterdetektiv Sherlock Holmes, längst in Rente, an seinen letzten Fall zu erinnern. Der liegt 30 Jahre zurück und endetet ganz anders als im Roman.

Ob sich das Sir Arthur Conan Doyle so vorgestellt hat ? Der 1859 geborene englische Arzt und Schriftsteller erfand vor über 125 Jahren die Figur des Sherlock Holmes, dem hochintelligenten Detektiv aus der Londoner Baker Street, und erfreut sich insbesondere in den letzten Jahren einer stetigen medialen Aufmerksamkeit – Film und Fernsehen sei dank. Robert Downey jr. drückte dem Romanhelden in zwei Kinofilmen seinen Stempel auf (über 1 Mrd. Dollar Einspiel), Jonny Lee Miller kombiniert seit vier Jahren in der US-TV-Serie „Elementary“ und viele Fans warten ungeduldig darauf wann denn die BBC wieder Benedict Cumberbatch als „Sherlock“ auf die Jagd nach Verbrechern schickt. Noch größer wird die Auswahl an Doyles Kriminalfällen beim Blick weiter in die Vergangenheit und man stößt z.B. auf Namen wie Jeremy Brett (1980er/90er) oder den unvergleichlichen Basil Rathbone (1930er/40er), die längerfristig der Polizei unter die Arme griffen. Der aus New York stammende Regisseur Bill Condon (Dreamgirls, Inside WikiLeaks) kümmert sich in seinem neuen Film nicht um einen Meisterdetektiv in geistiger Topform sondern erzählt uns von einem 93 Jahre alten Mann, der sich aufs Land zurückgezogen hat und der Zucht seiner Bienen widmet. Condon wurde durch sein Biopic über den Frankenstein-Regisseur James Whale (Gods and Monsters, 1998) bekannt, gewann dafür einen Drehbuch-Oscar. Die Hauptrolle im Film damals übernahm Ian McKellen. Eine Oscarnominierung als bester männlicher Hauptdarsteller gab es für ihn auch (Roberto Begnini schnappte ihm die Trophäe weg). Doch mit seinen wunderbaren Spiel als Sherlock Holmes müsste McKellen zumindest eine erneute Nominierung sicher sein.

Der alte Holmes ist vergesslich, es ist nicht immer einfach mit ihm umzugehen. Kaum eine Haushälterin hält es lange bei ihm aus. Doch mit der resoluten Witwe Mrs. Munro (Laura Linney, Die Geschwister Savage) und deren lernbegierigen Sohn Roger (Milo Parker) hat er nun zwei Mitbewohner im Haus, die seine Lebensgeister weiter anspornen. Gerade zurück von einer Japanreise mit der Hoffnung ein effektives pflanzliches Mittel gegen das Vergessen gefunden zu haben ist es aber doch die Interaktion mit dem jungen Burschen, die ihm hilft sich seinem letzten verpatzten Fall zuzuwenden. Sein langjähriger treuer Weggefährte Dr. Watson, der alle gelösten Fälle stets literarisch aufbereitet hatte, konnte damals natürlich keinen Makel hinterlassen. Je tiefer Holmes in seinem Gedächtnis gräbt umso mehr Details kommen zum Vorschein, die Auswirkungen auf ihn persönlich in der Gegenwart haben. McKellen bei der Selbstfindung zuzusehen ist interessant und spannend, weil der 1939 geborene Engländer so perfekt für diese altersgerechte Rolle passt. Glaubwürdig verkörpert er den Kampf gegen den Verlust der Selbstkontrolle, der intellektuellen Überlegenheit. Condon inszeniert mit ruhiger Hand, mitunter leider etwas zu gemächlich. So wirkt auch die Japan-Episode wie ein Fremdkörper insbesondere weil Holmes sich plötzlich mit zu vielen Dingen herumschlagen muss – den Befindlichkeiten seines japanischen Brieffreundes (Hiroyuki Sanada, Wolverine – Weg des Kriegers), dem Sterben der Bienen aus seiner Zucht und der Aufarbeitung des letzten Falles. So ist der Gesamteindruck des Films trotz herausragender Darbietung von Ian McKellen und guten Nebendarstellern wie Laura Linney und dem jungen Milo Parker leider nicht ganz so überzeugend.

Auch wenn der Film seine dramaturgischen Längen hat zeigt Ian McKellen als Sherlock Holmes im Seniorenalter großes Schauspielkino.

Text © Markus Klingbeil
23.11.2015


Mr. Holmes

UK, USA 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch, japanisch, französisch. Länge: 104 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 17.07.2015 (US) 24.12.2015 (D). Budget: n/a Regie: Bill Condon. Drehbuch: Jeffrey Hatcher. Romanvorlage: Mitch Cullin (A Slight Trick of the Mind). Kamera: Tobias A. Schliessler. Schnitt: Virginia Katz. Musik: Carter Burwell. Darsteller: Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan, Patrick Kennedy, Roger Allam, Philip Davis, Frances de la Tour.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih