Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
1978
Bilder © Blue Underground
*** Mountain of the Cannibal God
sergio martino


Susan Stevenson (Ursula Andress) ist auf der Suche nach ihrem Mann, der in Neuguinea auf einer Expedition war, aber seit einem Monat kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat. Mit ihrem Bruder heuert sie den Abenteurer Edward Foster (Stacy Keach) an, der sich in der Region auskennt und mit Stevensons Mann bereits früher zusammengearbeitet hat. Die Gruppe landet auf einer Insel, die im tiefsten Dschungel einige unschöne Überraschungen parat hat. Denn die Legende der Puka, einem angeblich ausgestorbenen Kannibalenstamm, spukt nicht nur in einigen Köpfen.

In den 70ern entwickelte sich ein Subgenre des Horrorfilms, das sich mit fremden, unbekannten Kulturen beschäftigte. Der Kannibalenfilm schockierte und faszinierte das Genrepublikum. Umberto Lenzi und Ruggero Deodato waren mit die ersten, die diese Art des Horrors in die Kinosäle brachten, Joe D'Amato und auch Sergio Martino wollten diesen Trend nicht an sich vorbeiziehen lassen. Martino drehte gleich drei dieser "exotischen" Streifen. Nach "Mountain of the Cannibal God" folgten ein Jahr später noch "Big Alligator River" und "The Island of the Fishmen". Martino wurde durch seine Gialli, den italienischen Murder Mystery Thrillern, bekannt und drehte sowohl Horror- und Sci-fi-Filme als auch Komödien. Als Nachfolgeprojekt zum Western "Mannaja - A Man called Blade" wählte Martino "Mountain of the Cannibal God".

Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Cesare Frugoni, der auch an seinen beiden anderen Exploitation-Streifen beteiligt war. Im zeitlichen Umfeld von Martinos Dschungelhorror liefen mit George Romeros "Dawn of the Dead" , John Carpenters "Halloween" und Wes Cravens "The Hills Have Eyes" noch weitere düstere Horrorstreifen weltweit in den Kinos. Das zeigt wiederum, dass eine Vielfalt im Horror-Genre Ende der 70er durchaus gegeben war. Für "Mountain ..." besetzte man Bond-Girl Ursula Andress, die zu dieser Zeit häufig in Low-Budget Euro - Produktionen zu sehen war. Die Rolle, die sie spielt, ist zwar physisch anstrengend - gedreht wurde im Dschungel von Malaysia und Sri Lanka - inhaltlich aber wenig ergiebig.

Dass sie mit 42 Jahren noch immer eine gute Figur macht zeigt Andress dem Zuschauer in mehreren Szenen. Mit Nacktheit hatte sie nie ein Problem, so ließ sie sich z.B. kurz nach dem Auftritt in "James Bond jagt Dr.No" (1962) von ihrem damaligen Mann John Derek für das Playboy-Magazin ablichten. Wie die Nacktszenen im Film, nicht nur von ihr, sondern auch von anderen Damen präsentiert werden sind es aber weniger dramaturgische Notwendigkeiten als etablierte Zutaten des Exploitation Films. Was aber mehr ins Auge springt sind die Gewalttätigkeiten, die nicht nur von Menschen ausgehen sondern sich auch in der Tierwelt abspielen. Wer noch von keinem der Flut an Kannibalenfilmen erfasst wurde, der könnte ob der dokumentierten Grausamkeiten verschreckt reagieren.

Insbesondere, wenn man erfährt, dass Todeskämpfe in der Natur für diese Art Filme inszeniert werden. So gibt auch Regisseur Martino freimütig zu, dass man eben mit der Kamera draufgehalten hat, als eine 7m-Python einen kleinen Affen verschlang. Die Schlange war zwar vor Ort im Dschungel, den Affen hat man aber vor dem Reptil herumtanzen lassen, was dann schief ging. Die Tierszenen vom fressen-und-gefressen-werden sind ständige Begleiter des Expeditionstrupps, der, je näher er and den mit einem Fluch belegten Berg des Kannibalengottes kommt, immer mehr dezimiert wird. Gestorben wird durch Menschenhand oder hungrige Alligatoren. Die Schockeffekte sind dabei mehr graphischer als subtiler Natur und die Splatterszenen (Kastration, Ausweiden eines menschlichen Körpers) verbreiten auch nach 30 Jahren, in den heutigen Zeiten wo die "Saw"-Reihe, "Hostel" und "Martyrs" die Grenzen des Erträglichen ausloten, immer noch Unbehagen.

Dass Konflikte zwischen Gruppenmitgliedern des Suchtrupps nicht auf zivilisierte Art gelöst werden kommt hingegen weniger überraschend. Wie so üblich arbeitet man in Extremsituationen lieber gegen- statt miteinander. Neben Ursula Andress kämpfen sich noch der US-Schauspieler Stacey Keach und der Italiener Claudio Cassinelli durch unwirtliche Naturschauplätze. Keach war schon zuvor in italienischen Produktionen zu sehen und hatte seinen großen Fernsehauftritt als Privatdetektiv "Mike Hammer" noch vor sich (1984-1987). Zuletzt überzeugte er mit einem starken Auftritt als Gefängnisdirektor in der US-Hitserie "Prison Break". Als abenteuerlustiger Anthropologe Edward Foster ist er schauspielerisch nicht gefordert und spult sein Pensum mehr oder weniger routiniert (und mit mieser Frisur) ab.

Sein Kollege Cassinelli gesellt sich erst später zur auf drei Leute geschrumpften Gruppe und darf sich dann mit hungrigen Kannibalen rumärgern. Mit Martino drehte er insgesamt fünf Filme, darunter auch "Morte sospetta di una minorenne" (1975). Mag die erste Stunde von "Mountain ... " wie ein Durchschnitts-Abenteuerfilm in prächtig gefilmter Landschaftsumgebung wirken so dreht Martino im letzten Drittel, wenn zur Auseinandersetzung mit dem Kannibalenstamm übergegangen wird, richtig auf und erhöht den "Sleaze"-Faktor inklusive Sequenzen von Masturbation, Sodomie und versuchter Vergewaltigung. Die Störenfriede der Dschungelidylle erfahren schmerzlich, dass mit diesem Volksstamm nicht zu verhandeln ist.

DVD (Blue Underground, NTSC, Codefrei)

Blue Underground hat die DVD von Anchor Bay neu aufgelegt und präsentiert den ungeschnittenen Film im anamorphem 2.35:1-Format. Das Bild ist frei von Schmutzpartikeln und bis auf ein paar Laufstreifen recht gut anzusehen. An der Schärfe mangelt es allerdings, was aber ob des Alters des Filmmaterials nicht verwundert. Der Ton liegt in englischer Sprache (mono) vor - so wie der Film auch gedreht worden ist - und ist gut verständlich. Als Extras gibt's den Trailer (ebenfalls anamorph), der allerdings die Geschichte des Films komplett chronologisch abhandelt. Also besser erst später gucken. Daneben kann man sich noch verschiedene Poster und Szenenbilder ansehen und sich über die Biographien von Keach, Andress und Martino informieren. Das interessanteste Extra ist aber ein Interview mit Regisseur Sergio Martino aus dem Jahre 2002, in dem er gewohnt locker wissenswertes zum Film preisgibt (13 min).

Sergio Martinos trashiger Exploitationfilm ist gleichzeitig sein erster Beitrag zur 70er-Jahre-Kannibalenfilm-Welle. Als Abenteuerfilm ist "Mountain of the Cannibal God" nur mäßig spannend und auch die Besetzung (u.a. Bond-Girl Ursula Andress) stolpert sich in Wort und Tat durch den Dschungel. Gespickt mit einigen heftigen Gewaltakten ist der Film wohl nur für Fans des Genres oder von Martino interessant.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 13.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih