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2011

Bilder © 20th Century Fox
*** Miss Bala
gerardo naranjo


Eine junge Frau, die in Tijuana eigentlich nur am Schönheitswettbewerb zur Miss Baja California teilnehmen möchte, gerät in die Fänge einer örtlichen Drogenbande.

Filme aus Hollywood, die sich in ihren Geschichten über Korruption, Gangster und Polizisten in eine Gewaltspirale drehen sind in ihrer Erzählstruktur oft konventionell und machen gerne aus scheinbar unterlegenen Protagonisten Helden, die über sich hinauswachsen. Das kann durchaus spannende Unterhaltung bieten. Der mexikanische Regisseur Gerardo Naranjo hat sich bei seiner von wahren Begebenheiten inspirierten Story aber bewusst gegen den Hollywoodstyle entschieden und in seinem Heimatland einen Film gedreht, der ihm große Aufmerksamkeit aber auch Kritik einbrachte. „Miss Bala“, produziert von den beiden hollywoodbekannten Schauspielern Diego Luna (Elysium) und Gael Garcia Bernal (Babel), wurde 2011 u.a. auf den wichtigsten Filmfestivals gezeigt (Cannes, Toronto) und fand auch in Deutschland anderthalb Jahre später seinen Weg in vereinzelte Kinos. Entdeckung des Thrillerdramas ist zweifelsohne Hauptdarstellerin Stephanie Sigman, die bei Besetzung noch keine Filmerfahrung hatte aber die Rolle der geschundenen Frau bravourös spielt. Als Laura Guerrero ist sie einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und wird auf der Suche nach ihrer Freundin von Drogengangster Lino Valdez (Noé Hernández, Sin Nombre) gekidnappt. Um ihr eigenes Leben, das ihres Vaters und jüngeren Bruders zu retten bleibt ihr nichts anderes übrig als den Anweisungen des Verbrechers zu folgen, der sie in seine kriminellen Operationen und den Krieg mit den Drogenfahndern aktiv einbindet.

Naranjo fokussiert die Geschichte ganz auf Laura, bleibt dicht an ihr dran, lässt den Zuschauer erleben was sie erlebt. Einen Wissensvorsprung den wir sonst üblicherweise geliefert bekommen oder leicht selbst erarbeiten können gibt es hier nicht. So sticht dann auch die exzellente Kameraarbeit von Mátyás Erdély hervor, die mit langen, ununterbrochenen Plansequenzen (viel unaufgeregte Handkamera) die Aktionen und Reaktionen von Laura verfolgt, dem Betrachter aber auch eine gewisse Frustration zumutet, weil sie keinen Ausweg aus den misslichen Situationen bietet. Der Einsatz von Musik zur künstlichen Spannungserzeugung wird sehr sparsam dosiert was dem Film zusätzlich zu dem fast dokumentarischen Charakter auch eine Langsamkeit verschafft, die der Geschichte leider etwas den Unterhaltungswert entzieht. Vor allem aber fehlen Hintergrundinformationen über die Charaktere. Naranjos realistischer Anspruch wirkt zunehmend mühsam hat aber vor allem seinen Reiz bei den zwei, drei Actionszenen (ohne hektische Schnitte wie heutzutage im US-Actionkino üblich) in denen wie aus heiterem Himmel die Kugeln fliegen und man sich orientierungslos wie Laura vor dem anonymen Feind eigentlich nur verstecken und zusammenkauern möchte in der Hoffnung das alles gehe nur schnell vorbei. Auch bei diesen Szenen gibt es maximal zwei Perspektiven, wird Schießerei und Flucht nicht aus einem Zusammenschnitt mehrerer verschiedener Blickwinkel gezeigt.

Mit „Miss Bala“ zeigt Naranjo, der auch das Drehbuch (mit Co-Autor Maurico Katz) verfasste, dass er Hollywoodaction etwas mehr Realität einflößen könnte. Er darf nur nicht den Unterhaltungsfaktor des Gesamtpaketes vergessen. Für sein englischsprachiges Debüt hat sich Naranjo aber für eine in Las Vegas spielende Coming-of-Age-Geschichte mit Dakota Fanning und Evan Rachel Wood in den Hauptrollen entschieden. Der noch titellose Film soll 2015 veröffentlicht werden.

DVD (20th Century Fox, Code 2, PAL, 108 min)

Den entscheidenden Vorteil, den die deutsche DVD im Vergleich zur britischen Import-DVD hat, ist der DD 5.1-Soundtrack.
Bild: 2.35:1 (anamorph). Könnte schärfer sein.
Untertitel: deutsch und englisch (beide optional, gut lesbar).
Ton: DD 5.1 Deutsch, guter Surround-Sound insbesondere bei den Schusswechseln (eine spanische DD 5.1-Spur ist ebenfalls vorhanden).
Extras: Nur der englisch untertitelte Trailer im O-Ton (DD5.1; 16x9).

Ein realistischer Blick auf den trostlosen Drogenkrieg nahe der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Eine straffere Inszenierung hätte dem Film aber gut getan.

Text © Markus Klingbeil
25.05.2014

Miss Bala

Mexico 2011. Farbe. Originalsprache: Spanisch, englisch. Länge: 108 Min. (PAL) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 09.09.2011 (MEX) 18.10.2012 (D). Budget: n/a Regie: Gerardo Naranjo. Drehbuch: Gerardo Naranjo, Mauricio Katz. Kamera: Mátyás Erdély. Schnitt: Gerardo Naranjo. Musik: Emilio Kauderer. Darsteller: Stephanie Sigman, Noé Hernández, Irene Azuela, Miguel Couturier, James Russo, Irene Azuela, Javier Zaragoza, Jose Yenque.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih