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2007
Bilder © Senator/Central
*** La Misma Luna
patricia riggen


Nach dem Tod der Großmutter macht sich der 9-jährige Carlitos alleine auf den Weg nach Los Angeles. Dort lebt seit vier Jahren seine Mutter, die dort arbeitet und Geld spart damit ihm ein besseres Leben ermöglicht werden kann. Doch ohne Papiere bleibt auch Carlitos nur der gefährliche illegale Grenzübertritt.

Amerikas Ruf als Land der unbegrenzten Möglichkeiten lockt viele Menschen, insbesondere aus den anliegenden Staaten. In Kalifornien regiert Gouverneur Arnold Schwarzenegger (selbst ein Einwanderer!) und der hat sich mehrfach für eine strengere Grenzüberwachung stark gemacht, stimmte sogar 2006 dem Einsatz von Nationalgardisten zu - einer Forderung des regierenden US-Präsidenten Georg W. Bush. Schätzungsweise 2-2,5 Millionen Mexikaner sollen sich illegal in den USA aufhalten. Und etwa 4 Millionen Frauen leben in den USA, die ein Kind in Mexiko zurückließen.

Patricia Riggen nimmt sich dieser Problematik in ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm an und schickt einen kleinen Jungen auf eine 5-tägige Odyssee voller Gefahren und aufregender Erlebnisse. Carlitos (Adrian Alonso, Die Legende des Zorro) lebt bei seiner Großmutter. Den Vater hat er nie zu Gesicht bekommen und von Mutter Rosario (Kate del Castillo, Trade) hat er nur ein Photo bei sich. Einmal in der Woche, am Sonntag um 10 Uhr, blüht er aber auf, wenn sie ihn aus L.A. von einem Münztelefon anruft. Ein Ritual, dass Carlitos Willen stärkt seine lange Reise schnell hinter sich zu bringen. Alles was Carlitos hat ist ihre Postfachadresse und ein starkes visuelles Vorstellungsvermögen. Mutter weiß allerdings nichts vom Tod der Großmutter und dass Carlitos auf dem Weg Richtung Kalifornien ist.

Riggen baut schon zu Beginn des Films viele Details ein, die dieses Sonntags-Ritual beschreiben, denn diese Informationen sind außerordentlich wichtig für die Auflösung der Geschichte. Das Drehbuch von der in New York lebenden Autorin Lighiah Villalobos wirkt auch sehr durchkalkuliert und präsentiert eine Abfolge von typischen Sequenzen, die man von einem Immigrantendrama einfach erwartet. Der Kind-Faktor ist dabei das probate Mittel um die Dosis an Emotionalität zu steigern. Ganz alleine muss sich das aufgeweckte, erstaunlich furchtlose Bürschchen aber nicht auf die mehrere hundert Kilometer lange Reise machen.

Nachdem die Einreise in die USA wegen zwei amateurhaft agierenden Menschenschmugglern (in einer Gastrolle ist America Ferrara, bekannt aus der US-Hit-Serie "Ugly Betty", zu sehen) fast schief gegangen wäre und Carlitos das ganze Fahrtgeld verlor trifft er bei der Flucht vor der Polizei auf den unwirschen, egoistischen, illegalen Einwanderer Enrique (Eugenio Derbez). Der will den Kleinen schnell wieder loswerden, zeigt aber ein paar Vorfälle später, dass sein Herz doch nicht aus Stein gemeißelt ist. Diese Sequenzen der gegenseitigen Annäherung sind z.T. recht amüsant, werden aber zunehmend zum kitschigen moralischen Ersatzvatergedusel.

Zwischendurch haben wir auch immer wieder gelernt, dass illegale Einwanderer, wie Rosario, als Putzfrauen reicher Villenbesitzer ausgebeutet werden und keine Menschenachtung besitzen. Nur untereinander hilft man sich. Im vorliegenden Fall hat sich ein mit legalen Papieren ausgestatteter Mexikaner in die schöne Rosario verguckt und will sie sogar trotz Kind heiraten. Diese Konstellation inszeniert die Regisseurin etwas zu verkitscht als tränenrühriges moralisches Dilemma. Soll Rosario jemanden heiraten den sie nicht liebt, dadurch die Aufenthaltsberechtigung erhalten und dann in der Lage sein Carlitos in die Staaten zu holen?

Riggens Film hat seine lustigen und schönen Momente, die aber leider zunehmend in einen kitschigen, gefühlsduseligen Bilderreigen übergehen je näher man dem vorhersehbaren Ende kommt. Dadurch verliert dieses Roadmovie etwas an Ernsthaftigkeit und wird zum sorgfältig kalkulierten Sozialdrama mit Wohlfühlcharakter - ohne Überraschungen.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 14.07.2009

La misma luna

(Under the same moon)

USA/Mexiko 2007. Farbe. Originalsprache: Englisch / Spanisch. Länge: 111 Min. Bildverhältnis: 1:1.85 Kinostart: 19.03.2008 (USA) 09.07.2009 (D). Budget: - Einspiel: - Regie: Patricia Riggen. Buch: Ligiah Villalobos. Kamera: Checco Varese. Schnitt: Aleshka Ferrero . Musik: Carlo Siliotto. Darsteller: Adrian Alonso, Kate del Castillo, Eugenio Derbez, Maya Zapata, Carmen Salinas, Angelina Peláez, Gabriel Porras, America Ferrera, Jesse Garcia.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih