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2009
Bilder © Delphi Filmverleih
*** Looking for Eric
ken loach


Eric Bishop (Steve Evets) ist Postbote in Manchester und muss mit zwei pubertierenden Stiefsöhnen zurecht kommen. Die hat ihm seine Ex-Frau vor sieben Jahren dagelassen als sie ihn verlassen hatte. Was aber schwerer an Eric nagt sind die Fehler der Vergangenheit, die seine erste große Liebe vor 30 Jahren betreffen.

Den Name Ken Loach verbindet man mit sozialkritischen Filmen. Filme, die einen genauen Blick auf Missstände in der Gesellschaft legen. Seine Geschichten handeln meist von normalen, nicht privilegierten Menschen, die mit Widrigkeiten des Alltags zu kämpfen haben. Zuletzt beschäftigten sich er und sein Stammautor Paul Laverty in "It's a free world" (2007) mit der Ausbeutung von illegalen Einwanderern als billige Arbeitskraft. Der Protagonist in "Looking for Eric" ist auch nicht auf Rosen gebettet. Selbst der Fußball, dem früher seine ganze Liebe galt, hat nicht mehr den Effekt von früher zu den Zeiten als sein Idol, der französische Fußballer Eric Cantona, über die Spielwiese rannte und wunderschöne Tore schoss.

Loach wollte diesmal einen etwas heiteren Film drehen und so erleben wir einen Protagonisten mit Panikattacke, der zunächst einen Unfall baut und dem später beim heimlichen Kiffen (den Stoff hat er vom Stiefsohn geklaut) ein imaginärer Gesprächspartner erscheint. Kein Geringerer als Eric Cantona selbst ist es, der sich wie ein Psychoanalytiker aufführt und verklausuliert und zweisprachig Lebensweisheiten und Ratschläge von sich gibt um Postboten-Eric wieder auf Vordermann zu bringen. Für den bis dato kaum bekannten Schauspieler Steve Evets war es eine große Überraschung, als das bis 1997 für Manchester United aktive Fußball-Idol plötzlich als Mit(schau)spieler im Zimmer stand. Für den außenstehenden Betrachter hat es den gewünschten komischen Effekt. Der nutzt sich aber bald ab, denn Cantona ist wie ein unliebsamer Geist, den man nicht mehr losbekommt.

Die Idee einen Film über Cantona und seine Fans zu machen kommt vom Franzosen selbst und Loach und Laverty als fußballverrückte Filmschaffende waren die erste Wahl um daraus eine interessante Geschichte zu machen, die zwei Stunden gut unterhält. Dieses Vorhaben gelingt aber nur bedingt, weil die Erzählung in der ersten Hälfte nicht so recht in Gang kommt und die wiederkehrenden Eric/Eric-Zwiegespräche mit eingeschobenen Archivmaterial (Cantonas Tore!) zunehmend belanglos wirken. Das Cantona auf und abseits des Spielfeldes kein Waisenknabe war (er wurde einmal für neun Monate gesperrt wegen Übergriff auf einen Fan) wird nebenbei kurz erwähnt aber inhaltlich nicht weiter verwendet. In der zweiten Spielhälfte kommt die Dramaturgie besser in Gang, wenn die triste Welt des Postboten komplett zusammenzubrechen droht als ein Spezialeinsatzkommando sein Haus stürmt.

Die rebellischen Stiefsöhne, vorher links liegengelassen, rücken mehr in den Mittelpunkt, zudem gibt es bei der Aufarbeitung der Vergangenheit (vor 30 Jahren verliess er Frau und Kind) Fortschritte. Den Kampfgeist in Eric weckt Loach aber erst spät, doch die Szene wenn Dutzende Fußballfans mit Cantona-Masken und Baseballschläger bewaffnet die Villa eines lokalen Gangsters überfallen ist sicher die erinnerungswürdigste des ganzen Films. Der kleine Mann geht auf die Barrikaden und wehrt sich. Da zeigt sich dann wie wichtig Freundschaft und ein Einigeln mit persönlichen Problemen nicht immer die beste Lösung ist. Die Szenen im Kollegenkreis sind auch die witzigsten und schaffen es nicht nur Erics Tristesse zu verdrängen. Mit John Henshaw als lesefreudigem und wissensdurstigem Anführer wurde dafür auch der richtige Mann besetzt.

Einen Ken Loach light mit einem Plädoyer für Familienzusammenhalt und Freundschaft liefert "Looking for Eric". Das ist allerdings weniger interessant als viele seiner früheren Werke. Und Ex-Fußballstar Eric Cantona, der den Film auch mitproduziert hat, ist als Philosoph nur bedingt erträglich. In der deutschen Synchronfassung geht zudem der Lokalkolorit Manchesters gründlich verloren.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 30.09.2009

Looking for Eric

UK/France/Italy/Belgium/Spain 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 116 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 12.06.2009 (UK) 05.11.09 (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Ken Loach . Screenplay: Paul Laverty. Kamera: Barry Ackroyd. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: Steve Evets, Eric Cantona, Stephanie Bishop, Gerard Kearns, Stefan Gumbs, Lucy-Jo Hudso, Cole Williams, John Henshaw.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih