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2012

Bilder © Warner Bros.
*** Kings of the City
alberto rodríguez


5 Jahre vor der Weltausstellung in Sevilla 1992 beginnt eine Anti-Drogeneinheit damit im Sinne der Regierung die Gangster der Stadt aufzuscheuchen, zu vertreiben oder zu eliminieren. Wie sie das machen hinterfragt zunächst keiner.

Wenn ein Großereignis ansteht, ob sportlich, kulturell oder religiös, dann will die betroffene Stadt, die zum Aushängeschild für das ganze Land wird, sich natürlich im besten Licht präsentieren. Im Film „Tropa de Elite“ (2007) von José Padilha ist der Papstbesuch in Rio de Janeiro Anlass für eine Eliteeinheit der Polizei kompromisslos durchzugreifen. Regisseur Alberto Rodríguez (7 Jungfrauen) schickt in „Kings of the City“ (dt. DVD-Titel) seine Einheit 7 in Sevilla auf die Straße, in die Hinterhöfe, auf die Dächer der Häuser um Drogendealer und -konsumenten festzunageln. Vier Männer sind in diesem Team, die Geschichte fokussiert dabei auf den Anführer, den alten Hasen Rafael (Antonio de la Torre, Mad Circus – Eine Ballade von Liebe und Tod) und den Frischling Angel (Mario Casas, Neon Flesh). Der eine abgebrüht und nicht zimperlich wenn es darum geht Kleinkriminelle mit brutalen Methoden zum Sprechen zu bringen. Der andere zwar ehrgeizig aber fehlerhaft bei seinen ersten Einsätzen mit der Gruppe. Außerdem ist er insulinabhängig (was allerdings lange im Film nach Bekanntgabe wieder vernachlässigt wird). Die beiden Ergänzungsspieler werden von José Manuel Poga als Miguel und Joaquin Nunez als Mateo verkörpert. Poga fällt kaum auf, Nunez wird etwas mehr Spielraum gegeben.

Rodríguez spickt sein Thrillerdrama mit einer Reihe dynamischer Actionszenen bei denen die Handkamera praktischerweise zum Einsatz kommt. Da werden Türen eingetreten, Treppen rauf- und runtergerannt sowie schweißtreibende Verfolgungen auf den Dächern der Millionenmetropole absolviert um die Verdächtigen einzukassieren. Richtig gut wird die Erfolgsquote der vier Cops aber erst als sie bei einer Razzia nicht unwesentliche Gramm gefundenen Heroins unterschlagen um damit Junkies als Spitzel zu rekrutieren. Mehr Informanten, mehr Razzien, mehr Festnahmen, eine höhere Zahl an Beschlagnahmungen von immer üppigeren Drogenvorräten. Die Geschichte läuft über einen Zeitraum von mehreren Jahren und so zeigt uns Rodríguez wie sich die Dynamik innerhalb der Gruppe verändert, weil auch die Charaktere sich verändern. Angel, verheiratet mit Elena (Inma Cuesta, The Sleeping Voice) und Vater eines Kleinkinds, wird durch den Erfolg im Beruf immer selbstbewusster und aggressiver, gerät immer öfter mit seinem Mentor Rafael aneinander, weil man sich bei der der Art und Weise der Berufsausübung uneinig ist. Die Rollen vertauschen sich. Der Jungspund wird zum harten Hund, zum vermeintlichen Leader, fühlt sich unbezwingbar, der Alte scheint des Kämpfens allmählich müde zu werden.

Was den Film immer wieder ausbremst sind die Versuche die beiden Hauptfiguren näher zu beleuchten, ihrer familiären Situation mehr Raum zu geben. Rafael, ultrahart bei der Verbrechensbekämpfung, lebt alleine und trägt den Verlust des Bruders mit sich herum. Reden drüber will er nicht. Er nimmt eine junge Frau bei sich auf, die in Not ist (Lucía Guerrero), sich aber als Problemfall herausstellt. Gerade die Szenen der beiden in der Wohnung Rafaels und ihre sich entwickelnde Beziehung wirkt leider zu abgekapselt und leblos eben weil es keine Interaktion mit den anderen Figuren gibt. Angels Background ist da etwas interessanter, entgeht doch seiner Frau nicht unter welchem Druck ihr Gatte steht insbesondere als der Familienhund in Brand gesteckt wird. So ist der Film am unterhaltsamsten, wenn die Mitglieder von Einheit 7 auf der Straße zu Gange sind, in der Stammkneipe diskutieren und nach vielen Triumphen der tiefe Fall in Riechweite ist. Denn nicht nur interne Ermittlungen gegen die Gruppe oder offizielle Beschwerden wegen exzessiver Gewalt sind das Problem sondern die Bewohner der Vorstädte, die die Drogendealer als das kleinere Übel sehen. Sturköpfigkeit und Demütigung prallen schmerzlich aufeinander.

Blu-ray (Warner Bros., Code B, 95 min)

Die spanische Blu-ray im Standard Blu-ray-Case (1 Disc).
Bild: 1080p, 2.35:1 (anamorph). Sehr gute Bildqualität.
Untertitel: Optional, in englischer Sprache (zudem spanische UT für Schwerhörige)
Ton: DTS-HD 5.1 spanisch, gut. (DTS-HD 2.0 zusätzlich vorhanden). Außerdem Audiodeskription für Blinde.
Extras (alle im 16:9-Format; ohne Untertitel!): Kapitelwahl, Audiokommentar, Making of (18 min), Trailer vom Film (2 min; 2.35:1), Produktionstagebuch/Videoblog (11 min), Deleted Scenes (5 min), Behind-the-scenes (1 min), Vorbereitung mit den Darstellern vor dem Dreh (3min), Interview mit dem Regisseur (9 min), animierte Fotogalerie.
Anmerkung: Keine Zwangstrailer.

In Deutschland wurde der Film vom Label Sunfilm veröffentlicht. Die Extras der spanischen Blu-ray wurden nicht übernommen.

Nicht so packend wie Padilhas „Tropa de Elite“-Polizeikracher-Doppel bietet dieser spanische Copthriller aber doch recht ordentliche Genreunterhaltung.

Text © Markus Klingbeil
24.06.2013

Kings of the City
(Grupo 7)

Spanien 2012. Farbe. Originalsprache: Spanisch. Länge: 95 Min. (Blu-ray) Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 04.04.2012 (ESP). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Alberto Rodríguez. Screenplay: Rafael Cobos. Story: Alberto Rodríguez, Rafael Cobos. Kamera: Alex Catalán. Schnitt: José M. G. Moyano. Musik: Julio de la Rosa. Darsteller: Antonio de la Torre, Mario Casas, Joaquín Núñez, Inma Cuesta, Lucía Guerrero, José Manuel Poga.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih