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1988
Bilder © Synapse films
**** Intruder - Director's Cut
scott spiegel


Ein Supermarkt wird zum Ende des Monates wegen Unrentabilität geschlossen. Nachdem der letzte Kunde gegangen ist müssen die Mitarbeiter zu nächtlichen Stunden den Ausverkauf der Waren vorbereiten. Ein Killer schleicht jedoch durch die Gänge und murkst einen nach dem anderen auf grausame Weise ab.

Sam Raimi ist einem Massenpublikum als Regisseur der Blockbusterfilmreihe „Spider-Man“ bekannt. Viele wissen aber wahrscheinlich gar nicht, dass Raimi in den 80ern mit seinen Highschoolkumpeln deftige Splatterkomödien drehte (sowohl Kurz- als auch Langfilme), die unter Genrefans Kultstatus genießen. „Evil Dead“ und „Evil Dead 2“ (aka Tanz der Teufel) heißen die bekanntesten Streifen dieser Zeit und bei letzterem hat Weggefährte Scott Spiegel am Drehbuch mitgeschrieben. Spiegel wollte wie Raimi auch gerne einen Horrorspielfilm drehen und als Lawrence Bender (später Produzent der Quentin-Tarantino-Filme) ihm das Geld dafür gab (die Rede ist von 100.000 Dollar) schlug Spiegel vor seinen blutigen Kurzfilm „Night Crew“, den er zusammen mit Sam Raimi und Bruce Campbell (späterer Held aller Evil-Dead-Filme) 1979 gedreht hatte, zu überarbeiten und die Story auf Spielfilmlänge zu erweitern. Raimi, sein Bruder Ted und Campbell waren als Schauspieler in kleinen Nebenrollen mit an Bord, die Hauptrolle übernahm Elizabeth Cox (Night of the Creeps), Spiegels damalige Freundin, die schon etwas Schauspielerfahrung hatte. Ihre beste Freundin und Kollegin spielt Charlie Sheens jüngere Schwester Renée Estevez (Sleepaway Camp 2). Aber auch Neulinge wie Burr Steers (drehte später als Regisseur Filme mit Teenieschwarm Zac Efron) oder Craig Peterson fügen sich gut in das Darstellerensemble ein.

Es geht also um sechs Mitarbeiter (darunter Sam und Ted Raimi) und zwei Supermarktchefs (u.a. Dan Hicks aus „Evil Dead 2“) die nach und nach auf kreative Art und Weise das zeitliche Segnen. Ein Supermarkt bietet dafür genug Gelegenheiten, denn in solch einem für diesen Zweck ausgestatteten Gebäude wurde der Film gedreht. Wenn man es nicht besser weiß, würde man glauben, die Filmemacher hätten sich nachts bei einem betriebsfähigen Unternehmen eingemietet doch das war nicht der Fall. Ein seit Monaten geschlossener Supermarkt wurde gefunden. So mussten sie die Regale selbständig komplett mit Lebensmittelprodukten (man organisierte sich abgelaufene und beschädigte Ware) und Haushaltsutensilien auffüllen und Schweinehälften sowie diverse andere Frischfleischprodukte an die Haken in die Vorratskammern hängen (das stank gewaltig während der zwei Wochen Drehzeit). Gelohnt hat sich diese Ausstattung auf jeden Fall, denn so konnten sich die Meister der Special Effects in den verschiedensten Räumen austoben, kreativ mit Sägen, Messern und Hämmern umgehen sowie fest installierte Geräte zweckentfremden. Dass die Splatter- und Goreszenen fies und blutig sind wie es der Genrefan mag ist der frisch gegründeten Firma KNB EFX zu verdanken, die hier erstmalig eigenständig zu Werke geht. Ihre Gründer Kurtzman, Nicotero, Berger gehörten schon zur Effekte-Crew bei „Evil Dead 2“ und beeindruckten Scott Spiegel mit ihren Fähigkeiten, der sein Glück nicht fassen konnte, als sie sich bereit erklärten zum Billigtarif die Effekte zu seinem Film beizusteuern.

Spiegel verlässt sich aber nicht nur auf eine sorgsame Ausarbeitung der Todesszenen sondern hat auch ein gutes Gespür dafür, wie er trotz der Vielzahl an Splatterbeiträgen der 70er und 80er-Jahre, eine spannende Geschichte aufbauen muss, die nicht wie ein bloßes Horror-Abziehbild wirkt. Zunächst einmal nimmt er sich nämlich Zeit die Figuren und deren Situation darzustellen, welche Aufgaben sie haben, welche Geräte sie bedienen und wie diese Geräte denn funktionieren, wenn sie korrekt eingesetzt werden. Zwischendurch kommt der erste Verdächtige in den Laden, der gewalttätige Ex-Freund von Jennifer (Elizabeth Cox), der sie zurückhaben will und sich im folgenden im sonst kundenleeren Gebäude versteckt, als der Supermarktchef ihm mit Gewalt und Polizei droht. Nach und nach sind dann die Leben der Mitarbeiter in Gefahr, die aber diese Gefahr zunächst nicht wahrnehmen. Hektisch wird es dann erst im letzten Drittel, wenn dann soviel Blut geflossen und Leichen aufgetürmt sind, dass man sowas nicht übersehen kann. Spiegel würzt den Weg dahin mit schön ausgetüftelten, ungewöhnlichen Kameraperspektiven. Da liegt die Kamera schon mal im Einkaufswagen, unter einer Telefonwählscheibe, verstellt den Blick mit einer Flasche oder filmt über Spiegelreflexionen. Die kreativen Anweisungen des Regisseurs setzt Kameramann Fernando Arguelles (drehte später viel fürs Fernsehen, u.a., die Serie „Prison Break“) gut um. Während Sam Raimi also den größten Karrieresprung hinlegte und Bruce Campbell (hier wirklich nur in einer Einstellung ganz am Ende zu sehen) erfolgreich seinen Kultstatus als „Ash“ pflegt hat Spiegel als Regisseur nur wenige Folgeprojekte aufzuweisen, darunter „From Dusk Till Dawn 2“ und „Hostel 3“, zwei für den Videomarkt produzierte Horrorfilme.

Blu-ray (ohne Regionscode)

Da hat sich das US-Label Synapse-Film aber richtig Mühe gegeben. Das Bild sieht gut aus, ist anamorph abgetastet worden (1.78:1 / AVC Codec) und wird begleitet von einem rauschfreien englischen Ton (DTS-HD MA 2.0 Mono). Der Film liegt im Director's Cut vor was insbesondere diejenigen freuen dürfte, die damals, als der Film von Paramount direkt auf Video herausgebracht wurde, über die Zensurschnitte erzürnt waren (die Gore-Szenen waren drastisch gekürzt). Dies wird auch im umfangreichen Bonusmaterial thematisiert.
- Audiokommentar mit Regisseur Spiegel und Produzent Lawrence Bender, beide äußerst gut gelaunt
- Making of Intruder … In 38 Minuten erfährt man alles nötige zum Film und seiner Herstellung, außer Sam Raimi kommen praktisch alle relevanten Beteiligten in Interviews zu Wort.
- Feature mit längeren Todesszenen aus dem Workprint (10 min, Bild- und Tonqualität bescheiden)
- Outtakes des nicht mehr vorhandenen Kurzfilms „Nightcrew“ (7 min, Bild- und Tonqualität bescheiden)
- Videozusammenschnitt vom Casting (11 min, Bild- und Tonqualität bescheiden)
- Behind-the-Scenes-Bilder-Gallerie / Slideshow (4 min)
- Ein Erfahrungsbericht eines Fans, der von Scott Spiegel beschenkt wurde (3 min)
- Original Trailer (auch sauber aufbereitet und in 1.78:1 / 16:9)
- Videotrailer (auch sauber aufbereitet und in 4:3)
Zusätzl. liegt noch die DVD mit Film und allen genannten Features bei.

Die Raimi-Brüder als Schauspieler inmitten von blutigen Todesfällen – auch im Supermarkt kann es gefährlich werden, wenn dort ein psychopathischer Killer herumläuft. Genrefans sollten dieses Spielfilm-Regiedebut von Scott Spiegel nicht auslassen. Vor allem auch, weil die US-Blu-ray keine Wünsche offen lässt.


Text © Markus Klingbeil
17.04.2012

Intruder - Director's Cut
(aka Nightcrew - The Final Checkout)

USA 1988. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 88 Min. (Blu-ray) Bildverhältnis: 1.78:1 Kinostart: n/a. Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Scott Spiegel. Story: Scott Spiegel, Lawrence Bender. Screenplay: Scott Spiegel. Kamera: Fernando Argüelles. Schnitt: King Wilder. Musik: n/a Darsteller: Elizabeth Cox, Renée Estevez, Dan Hicks, David Byrnes, Sam Raimi, Eugene Robert Glazer, Burr Steers, Billy Marti, Craig Stark, Ted Raimi, Bruce Campbell, Lawrence Bender, Scott Spiegel, Gregory Nicotero.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih